Autogrammstunde mal anders
29.04.2025 Region Oberfreiamt, PolitikSVP-Schweiz-Präsident Marcel Dettling warb in Bünzen für die Grenzschutz-Initiative
Gegen ungebremste Zuwanderung und für eine kompromisslose Asylpolitik, diese Themen macht Marcel Dettling für die jüngsten Wahlerfolge der SVP verantwortlich. ...
SVP-Schweiz-Präsident Marcel Dettling warb in Bünzen für die Grenzschutz-Initiative
Gegen ungebremste Zuwanderung und für eine kompromisslose Asylpolitik, diese Themen macht Marcel Dettling für die jüngsten Wahlerfolge der SVP verantwortlich. Entsprechend fokussierte er auch bei seinem Referat im «Hirschen» auf diese Kernbotschaften.
Thomas Stöckli
Nein, um die Sektion Bezirk Muri müsse er sich keine Sorgen machen, stellt Marcel Dettling, Nationalrat und seit Frühjahr 2024 Präsident der SVP Schweiz, bei seinem Auftritt in Bünzen fest. Untermauernd ruft er die Zustimmungsquote von fast 40 Prozent an den letzten kantonalen Wahlen in Erinnerung: «Das ist ja hier wie in der Innerschweiz», vergleicht Dettling mit den nationalen SVP-Hochburgen. Die Stimmung in der Gaststube unterstreicht diesen Eindruck. Wo sonst maximal 60 Plätze zur Verfügung stehen, drängen sich an diesem Abend rund 80 Personen.
Der Wahlerfolg verpflichtet
Die SVP-Sympathisanten sind auf den Bänken zusammengerückt, die Vorstandsmitglieder haben derweil noch zusätzliche Stühle herbeigetragen. Unter diesen Umständen erstaunt es nicht, dass sich der Veranstaltungsbeginn verzögert. Um 20 Uhr hätte das Referat beginnen sollen. Um 20.09 Uhr erkundigt sich Nicole Heggli-Boder, Präsidentin der SVP Bezirk Muri, ob denn auch alle einen Platz gefunden und etwas zu trinken erhalten haben. Natürlich noch nicht und die Vorstandskollegen Alain Bütler und Cyrill Gauch – der eine soeben für zehn Jahre Engagement geehrt, der andere frisch zum Nachfolger von Daniel Urech gewählt – packen im Ausschank mit an.
In seiner Rede fokussiert Dettling auf die Grenzschutz-Initiative. Schliesslich habe man die Wahlerfolge seit Herbst 2023 dem Fokus auf die Positionierung gegen die ungebremste Zuwanderung und den «Schlendrian im Asylbereich» zu verdanken, hielt er fest, «auch wenn wir damals ausgelacht wurden». Mit dem Erfolg sei nun auch eine Verpflichtung verbunden. «Die Bevölkerung erwartet jetzt etwas von uns», so Dettling. Die erwähnte Initiative sei deshalb auf weitere Unterstützung angewiesen – gerade in Bünzen –, wie der SVP-Präsident betont. So seien in der Gemeinde mit über 1200 Einwohnern bisher erst 23 Unterschriften zusammengekommen.
Seitenhiebe gegen Links
«Wir wollen die Grenzen nicht schliessen, aber wieder kontrollieren», so Dettling. Deutschland tue dies bereits, stellt er fest. Als er kürzlich in den Europapark gefahren sei, hätten bei der Einfahrt nach Deutschland drei Grenzwächter «mit Maschinengewehr im Anschlag jedes Auto kontrolliert». Bei der Rückreise in die Schweiz habe sich dann kein einziger Uniformierter gezeigt. Das könne doch nicht sein: «An der Versammlung hat Nicole auch geschaut, dass Cédric nicht reinkommt», veranschaulicht der gewiefte Rhetoriker zur Freude seines Publikums, in Anspielung auf die vorgängige Generalversammlung unter der Leitung von Nicole Heggli-Boder und «Feindbild» Cédric Wermuth. Wobei er auch die Freiämter Wurzeln des Co-Präsidenten der SP Schweiz betont. Wermuth ist in Bünzen und Boswil aufgewachsen, hat die Bezirksschule in Muri und die Kantonsschule in Wohlen absolviert, ehe er dem Freiamt den Rücken kehrte. «Irgendeinen Grund für seinen Wegzug wird er wohl gehabt haben», deutet der SVP-Präsident an. Nicole Heggli-Boder wurde in ihren Mutmassungen später deutlicher: «Weil ihn in Muri keiner gewählt hätte.»
Sparpotenzial geortet
Nebst Wermuth bekommen in der Rede von Dettling auch Bundesrat Beat Jans und Alt-Bundesrätin Viola Amherd ihr Fett weg. Er, weil er im «Asyl-Chaos» nicht durchgreife, sie, weil ihr die Frauenförderung im Militär wichtiger gewesen sei als die Landesverteidigung. Doch die Kritik reicht auch ins bürgerliche Lager: Die Mitte verbiege sich zu stark, die FDP betreibe «Wischiwaschi-Politik». An die Bevölkerung appelliert Dettling, sich nicht in fremde Konflikte hineinziehen zu lassen. Das Geld, das für die 13. AHV und die Armee fehlt, will er bei der Entwicklungshilfe und beim Asylwesen einsparen. Diese beiden Bereiche seien grössere Kostentreiber als die oft kritisierte Landwirtschaft.
Wo ein Star sich unters Volk mischt, sind die Autogrammjäger meist nicht weit. Das gilt auch fürs Gastspiel von Marcel Dettling in Bünzen. Im Anschluss an seine Rede strömen zahlreiche Partei-Mitglieder und -Sympathisanten auf den SVP-Präsidenten zu. Hier sind die Rollen allerdings anders verteilt: Nicht der Politstar unterschreibt, sondern die Unterstützer – auf den Unterschriftsbögen für die Grenzschutz-Initiative. Vom Groove der Bezirkspartei Muri zeigt sich denn auch Dettling beeindruckt «Hier ist nicht nur ‹Bla-bla›, sondern man macht mit.»