Aus Gemeindeschulden mach Stadtschulden
25.07.2023 Wohlen, Leserbriefe«Die Stadt – trendig und cool», Interview mit Samuel Keller in der Ausgabe vom 21. Juli
Weil die FDP im Einwohnerrat keine messbaren oder spürbaren Massnahmen-Nachweise zum Wohle unserer Bevölkerung erbringen kann, kommt wieder aus diesem politischen ...
«Die Stadt – trendig und cool», Interview mit Samuel Keller in der Ausgabe vom 21. Juli
Weil die FDP im Einwohnerrat keine messbaren oder spürbaren Massnahmen-Nachweise zum Wohle unserer Bevölkerung erbringen kann, kommt wieder aus diesem politischen Notstand die «Stadterklärung von Wohlen» auf den Tisch. Es soll nicht viel kosten, meint auch der Gemeinderat. Samuel Keller glaubt: «Die Kosten kann man aus der Portokasse zahlen.» Aber, wir haben doch auch kein Geld in der Portokasse, glaubte ich. Wie viel das letztlich für Werbung, Verkaufsförderung, PR usw. ausserhalb der Gemeinde kosten kann, wird nicht gesagt. Trotz- dem, wir schaffen das, hört man jetzt schon von der Verlautbarungszentrale unseres Dorfes.
Schon bei der Abstimmung im Mai 2009 wurde das Ansinnen von den Wohlern abgelehnt. Seitdem redet man oft von Wohlen als einer Zentrumsgemeinde. Wichtig erscheint offenbar, dass der Gemeindeammann dann Stadtpräsident und der Rest Stadträte bzw. Stadträtin heissen. Ob dann später auch noch eine angemessene Lohnerhöhung ansteht, weiss man noch nicht, aber die Hoffnung bei unseren Gemeinderäten stirbt zuletzt.
2009 wurde argumentiert, Wohlen wirke auf Zuzüger und Besucher als eine Stadt. Ja, dann ist ja alles in Ordnung, oder? Die Stadterklärung setze ein Signal, meinen die Befürworter. Was sind das für Signale? Die frühere Stadtpräsidentin Koch von Zürich setzte auch ein Signal mit ihren Worten «Die Stadt ist gebaut», das gilt auch für Wohlen. Wettingen, eine grössere Gemeinde als Wohlen, braucht ebenfalls keinen Stadtnamen.
«Vorwärts ist stadtwärts», meinte der ehemalige Gemeinderat Paul Huwiler. Aber auch der freisinnige Wohler Nationalrat Matthias Jauslin meinte vor der Abstimmung 2009 noch: «Stadt Wohlen, damit wir den Anschluss im Aargau nicht verpassen.» Was für einen Anschluss kann niemand sagen. Und vergessen Sie nicht, die Versprechen von heute sind die Steuern von morgen. Übrigens, es gibt auch keine simp- le allgemeingültige Regel, als Stadt zu gelten. Aus statistischer Sicht besitzen Städte, kurz gesagt, eine zusammenhängende, rasterbasierte Kernzone mit hoher Bevölkerungs- und Arbeitsdichte. Aus politischer Sicht waren früher nebst der Einwohnerzahl auch die Einführung eines Parlaments ausschlaggebend. Auch der Schweizerische Städteverband kann bis heute nicht erklären, warum früher ein Parlament notwendig war. Mir ist eigentlich wurst, ob wir als Stadt oder Dorf wahrgenommen werden; aber für einen Stadtnamen ohne Nutzen zu bezahlen, das möchten wahrscheinlich viele Bürger überhaupt nicht. In der letzten Volksabstimmung sah man das auch so.
René Moser, Ex-Nationalrat, Wohlen