Auf gutem Integrationskurs
28.11.2025 Wohlen, KircheVersammlung der katholischen Kirchgemeinde im Chappelehof
Die katholische Kirchgemeinde ist recht stabil unterwegs. Das Rechnungsjahr 2024 schreibt zwar einen Verlust, der finanzielle Ausblick lässt jedoch einen unveränderten Steuerfuss von 17 Prozent zu. Die ...
Versammlung der katholischen Kirchgemeinde im Chappelehof
Die katholische Kirchgemeinde ist recht stabil unterwegs. Das Rechnungsjahr 2024 schreibt zwar einen Verlust, der finanzielle Ausblick lässt jedoch einen unveränderten Steuerfuss von 17 Prozent zu. Die Zusammenarbeit mit der Missione Cattolica Italiana ist fruchtbar. Und in der Kirchenpflege braucht es bald neue Kräfte.
Daniel Marti
Sehr vieles ist gut bei der katholischen Kirchgemeinde. Die finanzielle Situation ist zwar angespannt, aber sie wird gut gemeistert. Die Zusammenarbeit mit der Missione Cattolica Italiana ist eine Bereicherung. Das Sakristan-Team ist gestärkt. Und bei den über 80 Stimmberechtigten herrschte eine zuversichtliche Stimmung.
Dass die katholische Kirchgemeinde Wohlen im Jahr 2024 einen Verlust schreibt, das ist allerdings für Finanzchef Hansueli Pfyffer ziemlich neu. «Wohl sogar das erste Mal», wie er vermutet. Aber das Minus von 35 220 Franken sei erklärbar, «und kommt nicht unerwartet». Die Missbrauchsthematik in der katholischen Kirche zeige in der Jahresrechnung 2024 eben ihren Effekt, erklärt Pfyffer. Durch Kirchenaustritte fiel der Steuerertrag um rund 100 000 Franken tiefer aus als budgetiert. «Inzwischen hat sich das wieder stabilisiert.» Auch die Beiträge aus den Liegenschaften konnten die Budgetvorgaben nicht erreichen. «Beim Domherr-Meyer-Haus standen wegen der Sanierung im Jahr 2024 gleich alle Wohnungen leer. Nun sind alle wieder vermietet.»
Bei den Einnahmen wurde gegenüber dem Budget ein Minus von rund 200 000 Franken eingefahren, «dank einem reduzierten Aufwand konnte dies einigermassen kompensiert werden». Einsparungen bei der Seelsorge und beim Religionsunterricht konnten den Verlust abfedern. «Das Personalbudget wurde nicht ganz ausgeschöpft.»
Finanzen im Griff auch mit unverändertem Steuerfuss
Die Kirchenpflege kennt also die Gründe, die zum Aufwandüberschuss führten, «auch deshalb sollte der Verlust im Jahr 2024 einmalig bleiben», so Pfyffer. Denn die Bilanz der katholischen Kirchgemeinde präsentiert sich laut Finanzchef gesund. Das Anlagevermögen ist angestiegen, von 2,3 auf 3,95 Millionen Franken. Das sanierte Domherr-Meyer-Haus ist hier der Grund. Und alle weiteren kirchlichen Liegenschaften sind jeweils bis auf einen Franken abgeschrieben. Die langfristigen Schulden sind von 1,6 auf 3,39 Millionen Franken angestiegen, die Zunahme beträgt 1,72 Millionen Franken.
Das Budget 2026 rechnet wieder mit einem Gewinn von 39 000 Franken. Beim Domherr-Meyer-Haus geht man davon aus, dass alle Vermietungen dauerhaft sein werden. Und in der ehemaligen Bijouterie wird am 6. Dezember das Kafi Hoi der Stiftung Integra eröffnet. Im Budget eingerechnet sind weitere Kirchenaustritte, «wir rechnen mit einem leichten Rückgang bei den Kirchenaustritten», sagt Pfyffer.
Die weiterhin tiefen Hypothekarzinsen sind ein zusätzlicher Vorteil in der Finanzlage. «Aber wir müssen weiterhin sparsam mit unseren Finanzen umgehen», warnt er bei der Präsentation des Finanzplanes. Das Jahr 2027 werde wohl ausgeglichen sein, «im Jahr 2028 neigt sich die Situation eventuell leicht ins Negative. Das alles mit einem gleich bleibenden Steuerfuss von 17 Prozent. Auch hier profitieren wir von der Investition ins Domherr-Meyer-Haus.» Der Finanzplan zeigt zudem, «dass wir die Kosten im Griff haben».
Land im Farn-Gebiet: 230 000 Franken von der Gemeinde
Letztlich noch zum laufenden Jahr: Bei Aufwand und Ertrag von rund 2,425 Millionen Franken ist ein Gewinn von 2000 Franken budgetiert. Zudem konnte Hansueli Pfyffer eine erfreuliche Nachricht vermelden. Letzte Woche ist von der Einwohnergemeinde Wohlen eine Zahlung von 230 000 Franken eingetroffen. Dies ist die Zahlung für das Baurecht im Gebiet Farn. Letzte Woche fand der Spatenstich für den Doppelkindergarten Farn statt (siehe Ausgabe vom vergangenen Freitag). Dieser Überschuss wird laut Pfyffer für die Behebung eines Wasserschadens beim Claroladen benötigt. Und der Rest wird für die Abschreibung beim Domherr-Meyer-Haus eingesetzt.
Sakristan-Team wieder komplett
An der Gemeindeversammlung wurde auch der neue Sakristan René Wettstein willkommen geheissen, er wird zusammen mit Damir Kljucevic die Pfarrkirche und die Kapelle in Anglikon betreuen. René Wettstein, bekannt als singender Renelvis, freut sich auf diese neue Aufgabe.
Dafür konnte Erich Stähli verabschiedet werden, er unterstützte die Sakristan-Dienste in den letzten fünf Jahren. Auch Ruth Müller wurde mit Applaus verabschiedet. Sie diente elf Jahre als Sakristanin, sie wird Ende November pensioniert und geniesst von nun an den Ruhestand. Das neue Sakristan-Team ist also gut aufgestellt. Auch bei der Kirchenpflege sieht es im Hinblick auf die nächsten Wahlen im Herbst 2026 nach einem grösseren Wechsel aus (siehe Artikel unten).
Missione Cattolica Italiana bestens integriert
Die Integration der Missione Cattolica Italiana mit Sitz in Wohlen in den Pastoralraum Unteres Freiamt wurde an der letzten Gemeindeversammlung als «wertvollen Beitrag zur Stärkung der Gemeinschaft» bezeichnet und beschlossen. Genau das hat sich bewahrheitet. Nach einem Jahr der intensiven Zusammenarbeit könne man von einer Bereicherung sprechen, so Kirchenpflegepräsident Josef Brunner. Die starke Leitung von Don Luigi Talarico und seinem insgesamt vierköpfigen Team sei spürbar.
Talarico freut sich, seit 1. Januar 2025 ein Bestandteil des Pastoralraums zu sein. «In Wohlen gibt es 1820 italienische Katholiken», rechnete er vor, «und jeden Tag fühlen wir uns noch stärker integriert, wir fühlen uns überhaupt nicht fremd.» Und eine solche Gemeindeversammlung sei die höchste Stufe der Demokratie, sie sei eine Garantie, «dass wir einen gemeinsamen Weg» beschreiten werden.
Auch Pfarrer Ignatius Okoli freut sich «über das vielfältige Pfarreileben und die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der italienischen Mission». Dabei sei auch die Unterstützung durch die Freiwilligenarbeit sehr wertvoll. «Und unsere verschiedenen Gruppen werden immer stärker. Wir sind auf einem guten Weg. Es läuft sehr gut bei uns – auch mit Don Luigi.»
Ignatius Okoli machte zudem auf den nächsten interkulturellen Gottesdienst vom 31. Mai aufmerksam. Und die Nacht der Begegnungen wird am 13. März in Wohlen stattfinden. «Kirche sind wir alle. Und jede Person hat hier einen Platz bei uns», erklärte der Geistliche.
Beitritt zur Allianz?
Seit ein paar Jahren gibt es die Organisation «Allianz Gleichwürdig Katholisch» mit Sitz in Luzern (AGK). Sie kämpft für eine gleichberechtigte, glaubwürdige und solidarische römisch-katholische Kirche. Diese Allianz spürt die Auswirkungen der Missbräuche in der katholischen Kirche. An der letztjährigen Kirchgemeindeversammlung hat Guido Benz darum gebeten, dass sich Kirchenpflege und Pfarrei des Themas annehmen. Die katholische Kirchgemeinde soll einen Unterstützungsbeitrag fürs Budget 2026 prüfen und dem Trägerverein der Allianz beitreten, forderte Benz. Kirchenpflegepräsident Josef Brunner erklärte zu Beginn der Versammlung, dass sich die Kirchenpflege noch in diesem Jahr entscheiden werde, ob ein Beitritt infrage kommt oder eben nicht. --dm

