An Ideen mangelt es nicht
29.09.2023 Region Unterfreiamt, VillmergenOrt der Begegnung werden
Wie weiter mit dem Schulhaus Dorf?
Falls die Gemeinde tatsächlich ein neues Schulhaus baut, wird mitten im Dorf viel Platz frei. Ideen zur künftigen Nutzung gibt es etliche.
Der Gemeinderat lud ...
Ort der Begegnung werden
Wie weiter mit dem Schulhaus Dorf?
Falls die Gemeinde tatsächlich ein neues Schulhaus baut, wird mitten im Dorf viel Platz frei. Ideen zur künftigen Nutzung gibt es etliche.
Der Gemeinderat lud die Bevölkerung zur Mitwirkung ein. Gesucht waren mögliche Nutzungen für das Schulareal Dorf, falls die Unterstufe tatsächlich ein neues Schulhaus in der Mühlematten erhält. Die Villmerger und Villmergerinnen haben diese Chance genutzt und ganz viele Wünsche formuliert, was mit dem Grundstück und den Liegenschaften passieren soll. Die meisten Teilnehmer des Abends wünschen sich, dass hier mitten im Dorf ein Ort der Begegnung geschaffen wird, der vielseitig genutzt werden kann. --chh
Mitwirkungsanlass zur Umnutzung des Schulareals Dorf
Der Gemeinderat will den Schulstandort Dorf aufgeben und stattdessen einen Neubau in der Mühlematten erstellen. Rund 70 engagierte Villmerger Bürger und Bürgerinnen kamen diese Woche zusammen, um sich gemeinsam Gedanken über die Nutzung des dadurch frei werdenden Areals zu machen.
Chregi Hansen
«Gibt es irgendwelche Vorgaben? Oder sind auch utopische Wünsche möglich?», will einer der Teilnehmer zu Beginn des Abends wissen. «Wenn du das Gefühl hast, wir sollen hier ein Thermalbad bauen, damit du Badmeister werden kannst, dann darfst du auch das aufschreiben», gibt Gemeinderat Daniel Füglistaler schmunzelnd zur Antwort. Es gehe heute einfach darum, möglichst viele Ideen zu sammeln. Welche davon sinnvoll und auch realisierbar sind, das werde erst später entschieden.
Ein Thermalbad steht am Schluss nicht auf den vielen Wunschzetteln, die von den acht zufällig zusammengestellten Gruppen formuliert werden. Aber ansonsten kommt ganz viel zusammen. Von einer neuen Dorfbibliothek über einen Festplatz, ein Kulturcafé, f lexibel nutzbare Sitzungs- und Proberäume, den Bau einer Tiefgarage, Kinderarztpraxis, Co-Working-Arbeitsplätze bis hin zum Verkauf des Areals oder die Nutzung als Asylbewerberunterkunft wird fast alles genannt. Am meisten Lacher bekommt der Vorschlag für eine grössere Migros. Gleich mehrfach wird der Wunsch nach einem öffentlichen WC formuliert – «ein richtiges, nicht ein Toitoi in der Tiefgarage». Aber es gibt auch einige wenige, die nicht einverstanden sind, dass der Schulstandort Dorf aufgegeben wird.
Schule am Anschlag
Definitiv darüber entschieden wird sowieso erst im März. An einer ausserordentlichen «Gmeind» soll dann der Antrag vorgelegt werden für einen Kredit, um ein Planerteam und ein geeignetes Projekt für den neuen Schulstandort zu evaluieren. Für den Gemeinderat aber ist klar, dass ein Erhalt des Schulareals Dorf keinen Sinn macht. «Eine Erweiterung und eine Sanierung sind zwar theoretisch möglich», meint Ammann Ueli Lütolf, «aber das ist aufwendig, kostet viel Geld, und wir haben nachher immer noch keine gute Lösung.» In der Planungskommission ist man darum einstimmig der Meinung, dass ein Festhalten am Schulstandort Dorf keinen Sinn macht. Und auch die Schule wäre froh um neue und grössere Räume, wie Schulleiter Iso Kalchofner bestätigt. «Wir sind hier im Dorf mit neun Abteilungen total am Anschlag», sagt er.
Aber darum geht es an diesem Abend nicht. «Heute wollen wir nur herausfinden, wie das Areal und die Gebäude nach einem Wegzug der Schule am sinnvollsten genutzt werden können», macht Gemeinderat Füglistaler deutlich. Dabei soll der Fächer möglichst weit offen sein. Aus diesem Grund werden in einer ersten Runde in kleinen Gruppen möglichst viele Vorschläge gesammelt. Danach begeben sich die Teilnehmenden an einen anderen Tisch, hören sich die Ideen dort an und kommentieren sie. Am Schluss präsentieren die Gruppen ihre Wünsche und diese werden nach Themen gruppiert. Anschliessend stellen sich je ein Gemeinderat und der Gemeindeschreiber den Diskussionen zu den sechs Themenblöcken. Bevor am Schluss nochmals im ganzen Plenum diskutiert wird.
Gelungene Premiere
Diese Art der Mitwirkung ist etwas völlig Neues für Villmergen. Entsprechend nervös war Gemeinderat Daniel Füglistaler, der den Abend vorbereitet hat. «Wir haben uns gefragt, ob wir die Teilnehmer damit nicht zu sehr überrumpeln», sagt er. Doch die Sorge ist unbegründet. Ab dem Startschuss zur ersten Runde wird an allen Tischen intensiv diskutiert. Sprudeln die Ideen. Werden aber auch Bedenken formuliert. Neben sehr allgemeinen Wünschen nach einem Begegnungsort im Dorf werden auch ganz konkrete Inputs formuliert. So etwa, dass die Bühne des Saals in Zukunft direkt von aussen mit einem LKW beliefert werden kann und nicht alles durch den Saal getragen werden muss. Oder dass man einen Teil der Gebäude vermieten soll, um mit den Einnahmen den Betrieb des übrigen Areals zu finanzieren. Oder eben, das öffentliche WC.
Bevölkerung weiter einbeziehen
«Ich bin positiv überrascht von der intensiven Beteiligung und den Vorschlägen», sagt denn auch Füglistaler, der am Schluss viel Applaus erhält für diese Art der Mitwirkung. Allen Beteiligten ist klar, dass ein solches Areal mitten im Zentrum eine Chance für die Gemeinde darstellt und ganz viele Nutzungen erlaubt. Gerade die Vereine wünschen sich mehr Platz. Für Proben, Sitzungen, Versammlungen und auch kulturelle Anlässe. Aber auch der Aussenraum lässt sich gut nutzen und ist für viele Veranstaltungen besser geeignet als der Dorfplatz. Klar ist aber auch, dass es noch ein weiter Weg zur Umsetzung ist. Nicht zuletzt muss auch die Finanzierung gesichert werden.
«Wir sind froh um die vielen Inputs und werden diese jetzt in der weiteren Planung berücksichtigen», sagt Ressortvorsteher Daniel Füglistaler am Schluss. Auch dabei sollen die Vertreter aus Kultur, Vereinen, Parteien und andere Interessierte wieder eingebunden werden. Die vorhandene Aufbruchstimmung soll also weiter genutzt werden. Vielleicht klappt es ja dann auch mit einem öffentlichen WC im Zentrum.