Spuren hinterlassen
23.12.2025 Wohlen, PolitikVizeammann Thomas Burkard tritt nach acht Jahren zurück – er hatte das grösste Bauprojekt in Wohlen unter sich
Für fast 60 Millionen Franken wird in der Halde Schulraum für die Zukunft gebaut. Während sieben Jahren hat Thomas Burkard hier ...
Vizeammann Thomas Burkard tritt nach acht Jahren zurück – er hatte das grösste Bauprojekt in Wohlen unter sich
Für fast 60 Millionen Franken wird in der Halde Schulraum für die Zukunft gebaut. Während sieben Jahren hat Thomas Burkard hier grosse Verantwortung übernommen. Ende Jahr ist Schluss. «Ich hatte am Anfang nicht viel Ahnung vom Bauen», sagt er im Rückblick.
Chregi Hansen
An der grossen Baustelle wird er auch in Zukunft regelmässig vorbeispazieren. Und das nicht nur, weil ihn der Weg ins Dorf sowieso da vorbeiführt. «Natürlich interessiert es mich, wie es hier weitergeht. Freue ich mich auch, wenn das Projekt abgeschlossen ist», sagt Thomas Burkard. Und Ja, ein wenig reue es ihn schon, dass er bei der Einweihung nicht mehr im Amt ist. «Aber deswegen länger bleiben, das wäre der komplett falsche Entscheid gewesen», fügt er an.
Sieben Jahre lang hat sich Burkard intensiv mit der Sanierung und dem Teilneubau des Schulzentrums Halde beschäftigt. Im Sommer erfolgt der Abschluss. Viel ist schon erledigt, doch der Zeitplan bleibt weiter eng. Im Sommer muss die sanierte und ausgebaute Bez bezugsbereit sein, «denn wir müssen am jetzigen Standort raus», so der abtretende Gemeinderat. Der ständige Termin- und Kostendruck, er hat ihm stark zugesetzt, wie er offen zugibt. Noch mehr aber die Sorge um die Sicherheit. In der Halde wird auf engstem Raum und bei laufendem Schulbetrieb gebaut. «Es war immer meine grösste Angst, dass ein Unfall mit einem Kind passiert. Zum Glück haben die Massnahmen bisher Wirkung gezeigt», zeigt sich Burkard erleichtert. Und er hofft, dass dies bis am Schluss so bleibt.
Das Amt hat Kraft gekostet
Der Vertreter der Grünen verantwortet das grösste Bauprojekt der bisherigen Dorfgeschichte. Das erfüllt ihn einerseits mit Stolz. Andererseits war dies auch eine Belastung. «Bei den Wahlen vor vier Jahren standen wir kurz vor dem Abschluss in der Hofmatten. Da fühlte ich mich im Hoch», schaut er zurück. Inzwischen ist er doch etwas ausgelaugt. «Das Projekt hat viel Energie gekostet. Mir fehlt etwas die Kraft. Ich glaube, das war zuletzt auch spürbar», gibt er offen und ehrlich zu. Andererseits hat er bei der Einweihung der Sporthalle Hofmatten erlebt, wie sein Einsatz honoriert wird. «Wenn man sieht, wie sehr eine solche Anlage angenommen wird und wie gross die Freude und Dankbarkeit bei den Vereinen ist, so wiegt das die viele Arbeit auf.» Auch in Bezug auf das Schulhaus Halde erhält Burkard viel Feedback und ganz viel Lob. Trotzdem ist er froh, kann er die politische und finanzielle Verantwortung jetzt abgeben.
Immer nachgefragt, wenn er etwas nicht verstand
Diese über eine so lange Zeit zu tragen, war für einen Laien wie ihn nicht ganz einfach. «Ich hatte nicht viel Ahnung vom Bauen, als ich das Amt angetreten habe», gibt er zu. Aber er konnte sich das Ressort nicht aussuchen. Heute kann er die Diskussionen der Planer und Fachleute verstehen und sich entsprechend einbringen. «Ich habe anfangs immer nachgefragt, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Ich wollte wissen, worum es geht», erklärt er. Nur so sei es möglich gewesen, das Schiff sieben Jahre lang auf Kurs zu halten. Wobei: Allein wäre das nicht möglich gewesen. Und dann lobt Burkard besonders das Team der Abteilung Liegenschaften und Anlagen. «Es ist uns gelungen, Topleute zu engagieren. Wir haben heute vier hervorragende Projektleiter, absolute Experten in ihren Bereichen. Dass es Wohlen gelungen ist, solche Fachleute anzulocken, das ist nicht selbstverständlich», sagt Burkard. Und in der Halde habe Abteilungsleiter Andreas Jauch einen sehr grossen Anteil am Gelingen. «Es ist auch sein Projekt.»
Das Thema Halde war für Thomas Burkard mit vielen Emotionen verbunden. Schliesslich ging er hier einst selber zur Schule. Sein damaliges Klassenzimmer sehe noch immer so aus wie zu seiner Zeit. «Das alte Primarschulhaus wurde für die Ewigkeit gebaut», sagt der 68-Jährige. Es sei darum das Ziel gewesen, den Charakter des Gebäudes zu bewahren, aber die Liegenschaft auch für den modernen Unterricht fit zu machen. Anders sei es beim Bezirksschulhaus. Dieses habe schon früher Veränderungen erfahren und Anbauten erhalten. Hier sind die Eingriffe massiver. «Wir bauen die Räume so, dass sie möglichst flexibel nutzbar sind. Denn die Bedürfnisse und Unterrichtsformen können sich in Zukunft auch wieder ändern», so der Ressortvorsteher.
Die vielen Apéros wird er nicht vermissen
Thomas Burkard zieht trotz des grossen Aufwands für sein Amt ein positives Fazit der vergangenen acht Jahre. Als Grüner in den Gemeinderat Wohlen gewählt zu werden, das sei keine Selbstverständlichkeit. «Das Amt war für mich eine Lebensschule. Ich habe viel gelernt.» Auch die vielen Anlässe und Begegnungen hätte er immer geschätzt, «ich bin neugierig und offen und gehe gern auf andere Leute zu», sagt er. Nur die vielen Apéros nach den Veranstaltungen, auf diese hätte er zuletzt gerne verzichtet.
Geärgert hat ihn die massive Kritik, die teilweise auf ihn und den Gemeinderat eingeprasselt ist. Vor allem dann, wenn diese nicht direkt geäussert wurde. Als Beispiel nennt er die beiden Infoabende zu den Referendumsabstimmungen im Herbst 2024. «Wir haben da einen grossen Aufwand betrieben und ausführlich informiert. Im Publikum sassen viele Vertreter der SVP. Wir hätten gerne mit ihnen diskutiert, aber fast niemand hat das Wort ergriffen», ärgert er sich noch heute. Wobei er das doppelte Nein des Volks durchaus akzeptiert. «Wir haben aus der Niederlage gelernt. Umso schöner, dass die neue Strategie an der letzten Sitzung des Einwohnerrates so viel Lob bekommen habe. Das ist auch ein wenig eine Genugtuung für mich», gibt er zu.
Das Nein habe ihm bestätigt, dass sein Rücktritt der richtige Entscheid war, gibt er offen und ehrlich zu. Wobei er betont, dass der Entscheid schon vorher gefallen sei. «Das war uns wichtig. Damit niemand den Eindruck erhält, dass wir aus Frust gehen», fügt er an. Denn trotz dieses Dämpfers habe ihm das Amt fast immer Spass gemacht. Gleichzeitig hält er an seiner schon früher geäusserten Kritik fest: Die Entschädigung als Gemeinderat entspreche in Wohlen nicht dem geleisteten Aufwand. Wohlen sei inzwischen eine Stadt und daher mit anderen Herausforderungen konfrontiert. «Wenn wir das nicht ändern, laufen wir Gefahr, dass sich nicht mehr alle so ein Amt leisten können», warnt er.
Wechsel kann auch Chance sein
Die vielen Wechsel, die nun im Gemeinderat anstehen, seien eine Herausforderung. «Aber gleichzeitig sind sie auch eine Chance», ist er überzeugt. Er jedenfalls werde die Arbeit des neuen Gemeinderates genau verfolgen. Und sich allenfalls auch dazu äussern, wenn er es nötig findet. «Ich bin ein Bürger und darf mich äussern. Aber ich werde das sicher immer ganz sachlich tun.»
Wieder mehr Sport machen
Thomas Burkard verlässt sein Amt mit einem guten Gefühl. Und freut sich, mehr freie Zeit zu haben. Mehr Zeit zum Joggen und Radfahren – der Sport sei in den vergangenen Jahren eindeutig zu kurz gekommen. Mehr Zeit auch für Erkundungen in die Natur und ornithologische Ausflüge und Beobachtungen. Zudem bleibt er Co-Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins und dadurch auch mit der Gemeinde verbunden. Denn der NVW unterhält im Auftrag der Gemeinde beispielsweise den neuen Weiher beim Bleichi-Spielplatz.
Mehr als nur seine Pflicht erfüllt
Und natürlich wird er regelmässig die Baustelle in der Halde aus Distanz besichtigen und den Abschluss der Arbeiten verfolgen. Ein Projekt, das unweigerlich mit seinem Namen verbunden bleiben wird. «Das ist ein gutes Gefühl», gibt er zu. Auch wenn dies natürlich die Folge seines Amtes sei und nicht direkt mit seiner Person zu tun habe. Aber es kommt eben immer darauf an, wie man sein Amt ausübt. Und dass Thomas Burkard bei diesem Grossprojekt mehr als nur die Pflicht erfüllt habe, darüber herrscht wohl Einigkeit in Wohlen.

