GASTKOLUMNE

Felix Bingesser, ehemaliger Sportchef beim «Blick», wohnt in Waltenschwil.

Wir sind das Land der Vereinsmeier. Rund 200 000 Vereine sind in der Schweiz registriert. Darunter gibt es auch Kuriositäten. An einer Eingangstür habe ich jüngst ein Schild entdeckt: «Verein zur Förderung des Ansehens der Blut- und Leberwürste.»

Nein, es war nicht beim Besuch im Bundeshaus. Auch wenn es dort auch Blut- und Leberwürste gibt. Das Schild prangt am Eingang eines idyllischen Aargauer Landgasthofs, bekannt für seine feine Metzgete.

Die gute, alte Metzgete gibt es in diesen Wochen an vielen Orten. Im Dschungel der Imbissketten, der Kebab-Buden und der Pizzeria-Läden hält die Metzgete das Fähnlein der eidgenössischen Kulinarik aufrecht.

Die Metzgete hat Saison. Auch im übertragenen Sinn. Denn auch der regionale Politbetrieb wirkt irgendwie auch wie eine Schlachtplatte. Mit fetten Würsten, grünlichem Sauerkraut und in der Mitte ein Häuflein geschmackloses Tofu, bei dem man nicht weiss, ob es zu den Würsten am rechten Tellerrand oder zum Sauerkraut am linken Tellerrand gehört. Über den Tellerrand hinaus blicken alle drei nicht.

Die Metzgete feiert Renaissance. Nicht nur regional. Sie erobert die ganze Welt. Die Messer werden gewetzt. Blutrünstige Despoten mit Allmachtsfantasien machen sich auf zu Streifzügen und Eroberungsschlachten. Der griechische Philosoph Platon hat es schon einige hundert Jahre vor Christus kommen sehen. «Diejenigen, die zu klug sind, um sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie.»

Jetzt haben wir den Salat, respektive die Metzgete. Statt in die marode Infrastruktur oder ins Gesundheitswesen oder in die Altersvorsorge fliessen die Milliarden in Europa in die Rüstungsindustrie. Ein Wirtschaftszweig, der vor einem goldenen Zeitalter steht.

Die biblische Losung «Pflugscharen statt Schwerter» ist aus der Mode gekommen.

Man könnte jetzt die beleidigte Leberwurst spielen. Aber es bringt ja nichts.