Zwischen Nati und 1. Liga
31.01.2025 Fussball, SportMichael Kempter ist mit den Philippinen in einem Hoch – und bei GC nur noch in der U21
Der Rudolfstetter Michael Kempter ist zurück nach seiner Knieverletzung. Während er mit dem Nationalteam der Philippinen durchstartet, wurde er beim Grasshopper Club ...
Michael Kempter ist mit den Philippinen in einem Hoch – und bei GC nur noch in der U21
Der Rudolfstetter Michael Kempter ist zurück nach seiner Knieverletzung. Während er mit dem Nationalteam der Philippinen durchstartet, wurde er beim Grasshopper Club Zürich in die zweite Mannschaft versetzt. Der 30-Jährige bleibt optimistisch, was seine Zukunft angeht.
Josip Lasic
Über ein Jahr musste Michael Kempter auf sein Comeback warten. Im Sommer 2023 bestritt der damalige Neuzugang des Grasshopper Club Zürich erst sein sechstes Spiel für seinen neuen Verein. Im Duell gegen Luzern reisst er sich zum dritten Mal das Kreuzband im rechten Knie. Auch der Meniskus ist kaputt. Erst im Oktober 2024 kann er sein Comeback feiern. Allerdings nicht im Trikot des Schweizer Rekordmeisters, sondern im Dress der philippinischen Nationalmannschaft. 2021 debütierte er im Nationalteam des Landes seiner Mutter. «Ihr Vertrauen in mich ist grösser denn je», erzählt der 30-Jährige.
Das südostasiatische Land hat einen neuen Nationaltrainer und ein neues Management. Sie alle scheinen viel vom Rudolfstetter zu halten. Sein Comeback feiert er in einem Testspiel gegen Tadschikistan. Einen Monat später spielt er schon wieder. Diesmal gegen Hongkong. Im Dezember stehen die Südostasien-Meisterschaften auf dem Programm. Kempter kommt in allen sechs Spielen der Philippinen zum Einsatz. In zwei davon führt er das Team als Captain an. «Das war eine besondere Ehre», sagt er. Gleichzeitig habe er auch mehr Verantwortung gespürt. «Die Captainbinde wiegt schwerer als das Trikot allein. Nach der Verletzung unseres Goalies war ich auch der älteste Spieler im Kader mit meinen 30 Jahren. Das war ungewohnt.»
Mit dem Nationalteam Geschichte geschrieben
Die Philippinen erreichen den Halbfinal. Dort besiegen sie Rekordsieger Thailand im Hinspiel mit 2:1 und verlieren das Rückspiel mit 1:3 nach Verlängerung. «Aber wir haben Geschichte geschrieben. Die Mannschaft war noch nie so nah dran am Finaleinzug. Und zum ersten Mal seit über 50 Jahren haben wir einen Sieg gegen Thailand gefeiert.»
Der Aussenverteidiger beschreibt das Turnier als eine unglaubliche Lebenserfahrung. Da es für die Südostasien-Meisterschaft keinen festen Gastgeber gibt, fanden die sechs Spiele der Philippinen in vier Ländern statt. Vor heimischem Publikum in Manila, in Laos, Indonesien und Thailand. «Ich sass insgesamt 13 Mal im Flugzeug. In Indonesien zum Beispiel mussten wir erst noch von der Hauptstadt Jakarta bis zum Spielort fliegen. Aber wir haben sie in ihrem Stadion mit 1:0 geschlagen. Für die Philippinen ist Indonesien ein grosser Gegner. Nach dem Spiel mussten wir aufpassen, weil ihre Fans als heissblütig gelten.» Er organisiert 50 Tickets für seine Familie auf den Philippinen, spielt vor den Augen seiner Verlobten, seines Bruders Dave und seiner Mutter, die alle das Turnier besuchen. Das Wichtigste für ihn ist jedoch, dass sein Knie die Spiele überstanden hat. Bei sechs Partien in 18 Tagen kam die Regeneration oft zu kurz. Zweimal stand er über 90, einmal über 120 Minuten auf dem Platz. «Die Bedingungen waren nicht die besten. Und trotzdem hat das Knie gehalten.»
Ein Versuch, sich zurückzukämpfen
Während es im Nationalteam sehr gut aussieht, ist das Comeback im Verein noch nicht wirklich gelungen. Bisher hat er erst zwei Spiele für die U21 des Vereins in der 1. Liga classic absolviert. 45 Minuten gegen Prishtina Bern und 58 Minuten gegen Besa Biel. «Danach begann die Phase, in der ich viel mit dem Nationalteam unterwegs war. Deshalb habe ich bis zum Ende der Vorrunde nicht mehr gespielt.»
Für die 1. Mannschaft ist er vorerst nicht vorgesehen. Im vergangenen September strich GC-Sportchef Stephan Schwarz mehrere Spieler aus dem damals 33-köpfigen Kader des Rekordmeisters. Darunter auch Kempter. «Ich war damals noch verletzt. Insofern habe ich Verständnis dafür.» Die meisten der von der Massnahme betroffenen Spieler haben den Verein im Winter verlassen. Kempter blieb. «Es gab Angebote, aber keines, das mich überzeugt hat. Ich glaube nicht, dass die Tür bei GC ganz zu ist. Mein Vertrag läuft nur noch bis im Sommer. Ich gehe davon aus, nächstes Jahr wieder Profifussball zu spielen.»
Bis dahin wird er weiterhin bei der U21 der Grasshoppers trainieren und spielen. Im Januar stand er beim Test gegen Kosova wieder auf dem Platz. Am vergangenen Wochenende verpasste er allerdings das Spiel gegen die U21 des FC St. Gallen. «Die Wintervorbereitung ist so eine Sache. Bei den Platzverhältnissen bin ich noch vorsichtig wegen des Knies.» In der Rückrunde will er sich in der 1. Liga classic wieder für den Profifussball empfehlen – sei es bei GC oder einem neuen Verein. Ende März fehlt er aber erneut. Die Qualifikation für die Asienmeisterschaft beginnt. Die Philippinen spielen gegen Tadschikistan, die Malediven und Osttimor. Kempter kämpft mit dem Team um die Teilnahme an der Endrunde 2027 und schöpft aus dem Vertrauen in der Nati Optimismus für die Zukunft.