Zwei wie Hopfen und Malz
16.09.2025 Arbeit, Region Unterfreiamt, Villmergen, GewerbeEin Prost auf 25 Jahre
Erusbacher & Paul AG feiert ihre Erfolgsgeschichte mit dem «Braui Fäscht» am 19./20. September
Hansruedi Schädeli und Otto Sorg lernen sich in der Bez in Wohlen kennen. Es ist der Anfang einer ...
Ein Prost auf 25 Jahre
Erusbacher & Paul AG feiert ihre Erfolgsgeschichte mit dem «Braui Fäscht» am 19./20. September
Hansruedi Schädeli und Otto Sorg lernen sich in der Bez in Wohlen kennen. Es ist der Anfang einer herrlichen Geschichte.
Stefan Sprenger
«Als wäre es gestern gewesen», sagt Otto Sorg. Er blickt lachend zu Hansruedi Schädeli, der meint: «Aber es ist 25 Jahre her, das ist doch ein Grund zum Feiern.» Beide haben Jahrgang 1969, beide besuchten die Bezirksschule in Wohlen.
700 000 Liter pro Jahr
Sorg, der Villmerger, und Schädeli, der Wohler, werden Kumpel. Und haben im Jahr 2000 eine Bier-Idee. Sie wollen zusammen eine Brauerei eröffnen. «Die Reaktion der Menschen war meist dieselbe. Sie waren erstaunt, überrascht, manche dachten, wir machen einen Scherz.» Sorg und Schädeli machen aber keine Witze. Sie starten im Jahr 2000, öffnen die «Erusbacher Bräu» in der alten Färberei in Villmergen. «Heftige Zeiten», sagt Sorg. Es gab enorm viel zu tun. Und auch viel Bier zu trinken. 2005 wird aus der Firma die «Erusbacher & Paul AG». Der Zürcher Rolf Paul – den Otto Sorg in der Gewerbeschule als Brauer kennengelernt hat – steigt in das Geschäft ein. Und der Erfolg fliesst weiter aus dem Zapfhahn. Heute hat das Unternehmen ein wundervolles Wirtshaus in Villmergen und fast zwei Dutzend Angestellte. Die Erusbacher & Paul AG gehört zu den 25 grössten Brauereien des Landes und produziert jährlich 700 000 Liter des Hopfengetränks. Es ist eine wunderbare Erfolgsgeschichte – mittlerweile genau 25 Jahre alt. Und wie Schädeli sagt: «Es ist ein Grund zum Feiern.» Und das tun sie – und zwar am kommenden Wochenende.
Zwei Freunde, eine Idee, viel Arbeit und ein wenig Glück: Die eindrückliche Geschichte der «Erusbacher & Paul»
Im Jahr 2000 erfüllen sich die beiden Kumpels einen Traum und eröffnen ihre Brauerei. In den Jahren danach sei es «geflutscht», wie Otto Sorg und Hansruedi Schädeli sagen. Heute führen sie einen gesunden und angesehenen Bier-Betrieb. Und denken nicht ans Aufhören.
Stefan Sprenger
Ganz Villmergen will beim Anzapfen dabei sein. Wir schreiben den 30. September 2000. Es ist Punkt 11 Uhr. Im ehemaligen Gebäude der Färberei Robert Stäger AG schreiten Otto Sorg und Hansruedi Schädeli zum offiziellen Akt. Nach zwei Jahren Planung ist es nun so weit: Sie eröffnen hochoffiziell ihre Brauerei «Sorg & Schädeli». Und das Lokal platzt aus allen Nähten. Ein Grossaufmarsch. Parkplätze gibt es rund um das Gebäude weit und breit keine mehr. Die Bevölkerung ist stolz auf ihr Erusbacher Bräu. Und will mitfeiern. «So viele Gäste haben wir schlichtweg nicht erwartet», sagt Otto Sorg damals gegenüber dieser Zeitung.
«Wir mussten auch viel Bier trinken»
Die riesige Resonanz, die das Freiämter Bier ausgelöst hat, habe auch die «extrem grosse Arbeit», wie Sorg im Jahr 2000 weiter betonte, im Nu vergessen lassen.
Heute sitzen die beiden Kumpels im Wirtshaus zur Brauerei in Villmergen. Sie sind 25 Jahre älter – und glücklich, wie alles gelaufen ist. «Das waren noch Zeiten. Ein ziemlicher Hosenlupf», sagt Sorg. Und Schädeli lacht. «Das war ein Chrampf. Das war Leidenschaft. Und wir mussten auch viel Bier trinken», sagt er lachend. Was damals begann, ist heute Kult.
Starkes Wachstum in den Anfangsjahren
«Wir haben damals zur richtigen Zeit angefangen», sagt Sorg, der Diplom-Braumeister. Es gab im Jahr 2000 knapp 50 Brauereien in der Schweiz. Wenig Vielfalt, wenig Sortiment. Das «Bier-Kartell» hatte auch seinen Einfluss. Heute sieht die Hopfenwelt anders aus. Es gibt rund 1200 Brauereien im Land. Also Brauerei gilt man, wenn man über 400 Liter produziert. Und die «Erusbacher & Paul» haut pro Jahr rund 700 000 Liter raus. Damit gehört sie zu den 25 grössten Brauereien in der Schweiz. «Aber wir sind trotzdem noch klein», sagt Sorg und erklärt, dass der grösste Bier-Player (Feldschlösschen) diese Menge fast pro Tag produziert.
Doch es ist gut, wie es ist. Die beiden engagierten Unternehmer haben sonst schon genug zu tun und müssen nicht ständig wachsen. Das Unternehmen nahm im Jahr 2002 «bier paul» bei sich auf. Der Zürcher Rolf Paul und Otto Sorg kennen sich von der Brauergewerbeschule, ab 2005 heisst es neu «Erusbacher & Paul».
Und die Brauerei wächst, produziert nach zehn Jahren schon die doppelte Menge der Anfangsjahre. Und der Platz in der Färberei an der Büttikerstrasse wird knapp. 2015 arbeiten fünf Leute im Betrieb. 2016 wird der Bau einer neuen Brauerei mit Wirtshaus und Shop am Mattenweg in Villmergen beschlossen. 2017 ist Spatenstich, 2018 Umzug. «Ein Meilenstein», wie beide sagen.
Support von Kumpels und den Frauen
Heute hat das Unternehmen über 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 16 davon sind Festangestellte. «Es ist cool, wie weit wir gekommen sind», sagt Sorg. «Irgendwie hat alles gepasst. Ich bin froh, haben wir das alles gemacht. Aber ich möchte es nicht nochmals tun», sagt Schädeli und verweist auf die gigantische Arbeit, die hinter ihnen liegt. «In der Anfangszeit hatten wir enorme Unterstützung unserer Kollegen. Bis zur Eröffnung war viel Eigenleistung», so Schädeli. Er ist übrigens mit seinen drei Brüdern in Wohlen aufgewachsen, fühlt sich wohl in Villmergen – und lebt heute mit seiner Frau in Sarmenstorf. Sorg ist in Villmergen mit zwei Schwestern und einem Bruder gross geworden – und lebt auch heute noch mit seiner Frau in Villmergen.
Apropos Frauen: «Unsere Frauen haben uns immer enorm unterstützt. Sie standen immer hinter uns. Voll und ganz. Dürfen wir an dieser Stelle Danke sagen?», fragen die beiden lachend. Das dürfen sie.
Während all den Jahren war die Aufgabenteilung klar: Otto Sorg ist der Braumeister und Organisator. Hansruedi Schädeli – der Automechaniker gelernt hat – ist der Handwerker, der für Unterhalt und Logistik zuständig ist. Ein tolles Team. Sie kennen sich schon seit der Schulzeit an der Bez in Wohlen. Wer genau zum ersten Mal die Idee von der Brauerei hatte, wissen sie nicht mehr so genau. «Aber wir waren beide begeistert, von Anfang an», meint Sorg. Das Umfeld nahm es eher als Schnapsidee auf – bis im Jahr 2000 dieser Traum in Erfüllung ging.
Einer der ersten Kunden ist gleich bei der Brauerei
Als sie im Wirtshaus zur Brauerei sitzen, daneben der Shop, die Produktionsräume mit den grossen Tanks, die Lagerräume und Büros, da kommt zum 25-Jahr-Jubiläum auch ganz viel Stolz auf. «Da haben wir etwas Schönes auf die Beine gestellt», sagt Sorg.
Natürlich genügte es aber nicht nur, dass sie gutes Bier machen. Das musste man auch noch verkaufen und an den Mann und die Frau bringen. «In urbanen Gebieten hatten wir meist grossen Erfolg», sagt Sorg. Zürich, Bern, Basel, Genf, Luzern – alles Städte, wo man die Biere von «Erusbacher & Paul» kennt. In ländlichen Regionen sei der Verkauf überschaubar. «Ausser natürlich hier, im Freiamt», wie Sorg sagt. Einer der ersten Kunden war der Freihof in Villmergen, nur ein paar Hundert Meter von der Brauerei entfernt. «Zuletzt durften wir am Nordwestschweizerischen Schwingfest in Lenzburg das Bier liefern. Ein schöner Auftrag», wie Sorg betont.
Als Absacker ein IPA
Der Pro-Kopf-Bierkonsum in der Schweiz liegt bei rund 50 Litern. «Wir trinken sicher mehr», sagen Sorg und Schädeli lachend. «Aber im Vergleich zu früher viel weniger.» Sorg, der Bier-Experte, probiert auch gerne andere Biere als die eigenen. «Im Biergarten trinke ich gerne ein helles Bier, zum Essen ein dunkles, eher trübes Bier. Und als Absacker gerne ein IPA», erklärt er.
Es ist anzunehmen, dass sie am kommenden Wochenende auch ein, zwei Bier trinken. Dann steigt das grosse «Braui Fäscht» (siehe Kasten). Eine Feier am Freitag und Samstag. «Wir wollen den Menschen eine Freude machen. Es ist ein Dankeschön an alle Menschen, die uns das hier ermöglicht haben», sagen die beiden. Die früheren Feste seien «legendär» gewesen. Und so wird es wohl auch zum 25-Jahr-Jubiläum am nächsten Wochenende.
«Freiämter Bier-Mekka»
Otto Sorg und Hansruedi Schädeli sind ein besonderes Duo mit besonderem Bier und besonderer Geschichte. Und an ihrer Jubiläumsparty wird es wohl wieder einen Grossaufmarsch geben. Damals standen folgende Zeilen zum Ende des Berichts im «Wohler Anzeiger» (jene Zeilen gelten auch noch heute): «Eines ist sicher: In Villmergen ist Hopfen und Malz mit Bestimmtheit nicht verloren. Denn Villmergen verkörpert ab sofort das Freiämter Bier-Mekka.»
Programm «Braui Fäscht»
Die Brauerei «Erusbacher & Paul» feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit dem zweitägigen «Braui Fäscht» am Freitag, 19., und Samstag, 20. September 2025, auf dem Brauereiareal in Villmergen.
Livemusik und Kinderprogramm
Es gibt Livemusik. Am Freitagabend (19 Uhr) mit der Henry’s House Band feat. Freda Goodlett. Ab 22.30 mit dem Lokalmatador DJ Oliver Hustler. Am Samstag gibt es von 16 bis 19 Uhr ein Kinderprogramm (Hüpfburg, Kinderschminken und Spitzbuben-Dekorieren). Ab 19 Uhr folgt die Band Caraway und ab 22.30 Uhr DJ Lui.
Party bis 2 Uhr
Das Gelände öffnet an beiden Tagen um 16 Uhr. Veranstaltungsende ist jeweils um 2 Uhr. Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln wird empfohlen. Die Bushaltestelle Villmergen Zentrum befindet sich in unmittelbarer Nähe. Parkplätze sind signalisiert bei der Meyerhans Mühlen AG sowie im Coop-Parkhaus.
Festwirtschaft und Foodtruck
Eine grosse Festwirtschaft mit frisch gezapftem Bier, Spezialitäten aus der Wirtshausküche, ein Grillstand sowie Tinus Foodtruck mit Burgern und Pommes sorgen für das leibliche Wohl. Der Eintritt ist gratis. --red