Zwei Varianten zur Auswahl
04.06.2024 Dottikon, Region UnterfreiamtAn der «Gmeind» in Dottikon geht es ein weiteres Mal um die Tieffurtbrücke
An der Sommer-«Gmeind» vom 21. Juni dominiert ein Thema die Traktandenliste. Zum zweiten Mal geht es um einen Kredit für den Ersatz der Tieffurtbrücke. Diesmal ...
An der «Gmeind» in Dottikon geht es ein weiteres Mal um die Tieffurtbrücke
An der Sommer-«Gmeind» vom 21. Juni dominiert ein Thema die Traktandenliste. Zum zweiten Mal geht es um einen Kredit für den Ersatz der Tieffurtbrücke. Diesmal wird den Stimmbürgern eine Auswahl geboten. Eine Variante für den motorisierten Verkehr und eine nur für Velofahrer und Fussgänger.
Chregi Hansen
Die Brücke sorgt im Dorf für ganz viele Emotionen. Sie ist zwar nur wenige Meter lang und wird eher wenig genutzt – laut einer Zählung sind es rund 420 Autos pro Tag. Aber der Weg durch die Tieffurt ist für ein ganzes Quartier ein rettender Ausweg, um das Zentrum elegant zu umfahren. Denn dort stockt der Verkehr zu Spitzenzeiten regelmässig. Und darum führte die Absicht des Gemeinderats, die neue Brücke für den motorisierten Verkehr zu sperren, bei den einen zu viel Unmut. Während andere froh wären, die Autos würden nicht mehr dort langfahren.
An der Urne verworfen
Zwar stimmten die Dottiker im November 2022 dem Ersatz zu, aber die intensiven Diskussionen an der «Gmeind» machten deutlich: Hier ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. So überraschte es nicht, dass gegen den Entscheid das Referendum ergriffen wurde. 641 Stimmberechtigte haben das Begehren unterzeichnet, eine eindrückliche Zahl. Und siehe da, an der Urne kippte dann das Resultat. Mit 551 Nein zu 289 Ja lehnen die Dottiker den Kredit über 500 000 Franken für den Ersatz der Tieffurtbrücke ab.
Gemeinderat möchte die Autos von der Brücke verbannen
Nun also folgt der zweite Anlauf. Dabei schickt der Gemeinderat eine Auswahlsendung ins Rennen. Die Stimmbürger können zwischen zwei Varianten entscheiden: einer neuen Strassenbrücke mit Kosten von 791 000 Franken. Oder eine reine Fussgänger- und Velobrücke, die deutlich günstiger kommt (452 000 Franken. Der Gemeinderat selber spricht sich für die Variante II aus. Er möchte den motorisierten Verkehr auf die Strassen lenken und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer im Quartier langfristig steigern, da es keinen Durchgangsverkehr mehr gibt. Ausserdem werde das Naherholungsgebiet der revitalisierten Bünz an Attraktivität gewinnen und passe die schmalere Brücke durch ihre filigrane Erscheinung besser in die Umgebung der Tieffurt ein, so der Gemeinderat.
Kanton redet mit
Variante 1 sieht eine neuen Betonbrücke von 20 Metern Länge und vier Metern Breite vor und sieht keine Gewichtsbeschränkung vor. Variante 2 wäre ebenfalls aus Beton, wäre aber nur 2,50 Meter breit. In beiden Fällen muss auch die bestehende Wasserleitung ersetzt werden, die Kosten dafür (52 000 Franken) sind in beiden Krediten enthalten, fallen aber auch dann an, wenn letztlich gar keine neue Brücke gebaut wird. Eine Beleuchtung der Brücke, die eigentlich vorgesehen war, wird vom Kanton in beiden Fällen nicht bewilligt. Weil der Standort der Brücke ausserhalb des Baugebietes liegt, wird der Kanton, was die Gestaltung betrifft, einschränkende Bedingungen formulieren. So muss etwa die Farb- und Materialwahl in frühzeitiger Absprache und engem Einvernehmen mit der Kantonalen Denkmalpflege erfolgen, da der Übergang im Nahbereich zur kantonal geschützten Tieffurtmühle liegt.
Klar ist allerdings jetzt schon: Das Verkehrsaufkommen darf sich durch die neue Brücke nicht erhöhen; andernfalls sind Massnahmen erforderlich und zu definieren, wie der Kanton in seiner Stellungnahme deutlich macht. Und falls sich die Gemeinde für eine Strassenbrücke entscheidet, wird allenfalls der geplante Flurweg entlang der Bünz nur im reduzierten Mass gebaut. Grundsätzlich spricht sich der Kanton allerdings nicht gegen eine neue Strassenbrücke aus, auch wenn er es bedauern würde, wenn sich die «Gmeind» für diese Variante entscheidet. Aufgrund der intensiveren Nutzung gliedere sich eine Strassenbrücke schlechter ins künftig aufgewertete Natur- und Erholungsgebiet an der Bünz ein, heisst es dazu.
Preislich gibt es einen grossen Unterschied
Falls sich die Dottiker für die teurere Variante entscheiden, muss auch die heute fehlende Strassenentwässerung der Tieffurtstrasse im Bereich der bestehenden Liegenschaften erstellt werden. Die dafür nötigen Kosten in der Höhe von 160 000 Franken sind im Kredit enthalten. Beim Entscheid für eine Fussgänger- und Velobrücke fallen diese Kosten nicht oder viel später an. Immerhin: Die Kosten für den Abbruch der alten Brücke in der Höhe von 24 000 Franken, die im ersten Projekt im Jahr 2022 noch enthalten waren, sind nun gestrichen worden. Der Rückbau wird über das Revitalisierungsprojekt abgerechnet.
Unter dem Strich müssen die Dottiker nun entscheiden, ob sie bereit sind, für die weitere Nutzung der Brücke mit dem Auto tiefer in die Taschen zu greifen. Der Unterschied zwischen den beiden Krediten liegt bei 339 000 Franken. Wobei es auch die Möglichkeit gibt, dass beide Varianten verworfen werden. Das wäre für den Gemeinderat die schlimmste Möglichkeit. Denn die alte Brücke muss so oder so weg. Und gar kein Übergang an dieser Stelle, das wünscht sich eigentlich niemand. Auf die Diskussion an der «Gmeind» kann man daher jetzt schon gespannt sein.
Die Traktanden
Die Einwohnergemeindeversammlung findet am Freitag, 21. Juni, 19.30 Uhr, in der Aula Risi statt. Folgende Geschäfte sind traktandiert: 1. Protokoll. – 2. Rechenschaftsbericht. – 3. Zusicherung des Gemeindebürgerrechts an ausländische Staatsangehörige (insgesamt sieben Gesuche für 16 Personen). – 4. Jahresrechnung. – 5. Genehmigung der Kreditabrechnungen: a) Diverse Instandstellungsarbeiten am Alterswohnheim an der Bünz; b) Altlasten-Sanierung Kehrichtdeponie Lehmhof. – 6. Verpflichtungskreditantrag Ersatz Tieffurtbrücke. – 7. Verschiedenes und Umfrage.

