Zum Umdenken anregen
13.12.2024 WohlenIdentität bewahren
Aktivitäten des Vereins «Schöner Wohlen»
Die GV findet zwar erst im Februar statt. Doch schon jetzt orientiert der Vorstand über seine Aktivitäten. Und über erreichte Erfolge. ...
Identität bewahren
Aktivitäten des Vereins «Schöner Wohlen»
Die GV findet zwar erst im Februar statt. Doch schon jetzt orientiert der Vorstand über seine Aktivitäten. Und über erreichte Erfolge.
In einer Information an alle Mitglieder berichtet Präsident Philipp Simka über die Tätigkeiten der vergangenen Monate. Die Auflistung zeigt: Trotz beschränkter personeller und finanzieller Mittel ist der Verein aktiv und bringt sich – oder mischt sich, je nach Sichtweise – ein, wenn es um die bauliche und planerische Entwicklung der Gemeinde geht. Dies mit dem Ziel, Historisches zu erhalten und das Zentrum von Wohlen attraktiver zu gestalten für die Menschen, die hier leben. --chh
Verein «Schöner Wohlen» bringt sich bei diversen Bauprojekten aktiv ein
Der Verein ist noch sehr jung. Dafür ungeheuer aktiv. Er setzt sich ein für eine attraktive Entwicklung im Zentrum und den Schutz von historischen Bauten. Nicht alle haben Freude, wenn sich der Verein einmischt. «Das gehört dazu», sagt Präsident Philipp Simka.
Chregi Hansen
«Manchmal gewinnt man, manchmal lernt man dazu»: Mit diesen Worten fasst Philipp Simka die Erfolge und Misserfolge der vergangenen Monate zusammen. So konnte sein Verein beim Neubauprojekt der Kantonalbank durch eine Einwendung und Verhandlungen Verbesserungen erreichen. Die Altpfaderstiftung hingegen reagierte weniger erfreut auf die kritischen Hinweise des Vereins «Schöner Wohlen». Und die Raiffeisenbank hat die Fragen nicht verbindlich beantwortet, was den geplanten Neubau an der Friedhofstrasse betrifft, welcher den Abbruch des 200 Jahre alten Lüthi-Tschiemer-Hauses zur Folge hat.
Das sind nur drei Beispiele von Projekten, bei denen sich der Verein in den letzten Monaten eingebracht hat. Er studiert Baugesuche, bringt sich bei Mitwirkungen ein, macht Vorschläge, fragt frühzeitig nach bei bereits bekannten Bauabsichten. Doch wie kommt dies auf der Gegenseite an? «Die Bauherren gehen sehr unterschiedlich mit unserer Kontaktaufnahme um. Einige nehmen sich sehr viel Zeit, um uns ihre Beweggründe und Sichtweisen zu erklären. Oder sie nehmen die Diskussionen mit uns als Gelegenheit wahr, ihr Unterfangen zu verbessern. Andere sehen es als unangemessene Einmischung in ihr Privatleben an und reagieren äusserst dünnhäutig», so die Erfahrung des Präsidenten.
Bauten im Zentrum gehen alle an
Der Verein kann die verschiedenen Reaktionen gut nachvollziehen. Anderseits ist man der klaren Meinung, dass Architektur im Zentrum immer auch eine öffentliche Angelegenheit ist und keine reine Privatsache. «Die Bevölkerung muss schliesslich die Bauwerke mehrere Generationen lang anschauen und darin oder drumherum leben», so Simkas Begründung. Und darum sei man durchaus bereit, auch mal anzuecken mit den Aktivitäten. Dies aber nur, um dem eigenen Vereinszweck nachzukommen. «Schöner Wohlen» setzt sich ein für eine lebenswerte Siedlungsentwicklung. Dies beinhaltet den Schutz von historischen Altbauten, die Qualitätssicherung von Neubauten und auch die Mitsprache bei der ganzheitlichen Ortsplanung.
Liste der schützenswerten Bauten erweitern
Was Letzteres betrifft, so war der Verein auf zwei Ebenen aktiv. Zum einen hat er im Mitwirkungsverfahren für den Kommunalen Gesamtplan Verkehr einige Ideen eingebracht. Zum anderen wurde begonnen, einen ersten Entwurf zur Erweiterung des Inventars der schützenswerten Bauten anzulegen. Letztlich ist dies zwar eine Aufgabe der Gemeinde, trotzdem findet Simka wichtig, dass sich etwas bewegt. Auch wenn er sich bewusst ist, dass der Verein damit zum Teil in ein Wespennest tritt. «Eine Unterschutzstellung bedeutet immer eine massive Eigentumsbeschränkung und muss daher sorgsam und effektiv Haus für Haus abgewogen werden. Der Widerstand seitens der Eigentümer ist meist beträchtlich», ist sich der Präsident bewusst. Allerdings sei dieser Widerstand zum Teil unbegründet, denn die Zeiten des militanten Denkmalschutzes seien längst vorbei, so Simka weiter.
Er weiss, dass es eine Erweiterung der Liste derzeit wohl schwer hat in Wohlen. «Die Mehrheit des Parlaments in Wohlen gewichtet das private Eigentum höher als historische Bedeutsamkeit», so seine Erfahrung. Gleichzeitig spürt er aber auch ein Umdenken. Das enorme Wachstum wecke ein verstärktes Bedürfnis nach Identität, nach Ursprünglichkeit. In Kombination mit dem ebenfalls wachsenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ressourcenschonendes Bauen dürfte die Chance für einen Substanzschutz gewisser Gebäude steigen, glaubt er. Wichtig sei vor allem, dass man gewisse Kriterien habe. Diese gebe es zwar, «sie folgen aber überhaupt keinem eindeutigen Muster, und die Gewichtung der einzelnen Kriterien ist fast schon beliebig», so seine Kritik.
Auch Erfolge vorzuweisen
Neben den Planungswerken standen verschiedene Bauprojekte im Fokus des Vorstands. Dabei hat der Verein auch gute Erfahrungen gemacht. Als Beispiel nennt Philipp Simka den Neubau der AKB. «Die Fassadengliederung war im Baugesuch etwas gar zweidimensional. Im jetzigen Bau werden die Fensterlaibungen stärker hervorgehoben, das Sockelgeschoss optisch abgesetzt und ein Gurtgesimse eingefügt. Im Weiteren wird der ganze öffentliche Vorplatz mit Naturstein gestaltet», berichtet er. Bei diesem Projekt habe man davon profitiert, dass diese Vorschläge schon im Fachgutachten als Optionen festgehalten waren und dass die AKB sich von Anfang an sehr kooperativ gezeigt hat. «Wir haben lediglich dafür gesorgt, dass alle Verbesserungsvorschläge auch verbindlich in der Baubewilligung festgehalten wurden und noch einmal extern verifiziert werden. Das ist im Rahmen unserer finanziellen und juristischen Möglichkeiten aber schon sehr viel.»
Interesse an der Liegenschaft Steingasse 45
Weitere Liegenschaften, deren Schicksal den Verein bewegen, sind die Villa Goldschmidt und die Villa Dreifuss im Farn. Zwischen diesen alten Gebäuden wurde mit dem Neubau eines ellipsenähnlichen Mehrfamilienhauses begonnen. Der Verein hat sich nun mit dem Bauherrn in Verbindung gesetzt, um einerseits die Geschichte und Architektur zu verstehen und andererseits mehr über die Zukunft der beiden Villen zu erfahren. Und sehr fest interessiert ist man auch, was mit der Liegenschaft Steingasse 45 direkt neben dem Seckelmeisterhaus passiert. Das heruntergekommene Gebäude gehört der Gemeinde, die es nun allenfalls an Private abgeben möchte.
«Wir haben uns informell bei der Gemeinde als Betreiber des Hauses angemeldet», berichtet Simka. Doch was will der Verein mit dieser «Bruchbude»? Man habe sehr viele Ideen für die Nutzung, sagt der Präsident. «Aber wir wissen nicht, wie kompatibel diese mit der Gebäudestruktur und dem Zustand des Hauses sind. Dazu müssten wir das Gebäude besichtigen und die externe Baueinschätzung erhalten», so Simka. Bisher habe man diesbezüglich noch keine Antwort vom Gemeinderat. Doch man bleibe dran.
Vorstand wünscht sich Verstärkung
Auch bei anderen Projekten bringt sich der Verein aktiv ein. Aktuell etwa beim Güterschuppen, beim Projekt Perron 1 oder am Rebberg. Dazu gebe es dann mehr Informationen an der GV, kündigt Philipp Simka bereits an. Die Arbeit geht dem Vorstand also nicht aus. Der Verein hat zwar rund 70 Mitglieder, die eigentlichen Aufgaben werden aber alle vom Vorstand übernommen. Und dieser könnte durchaus noch etwas Verstärkung gebrauchen, wie der Präsident zugibt. Doch was treibt ihn und die anderen Vorstandsmitglieder denn an? «Wir wollen Wohlen für unsere Kinder zu einem Zuhause mit Lebensqualität machen. Die Architektur ist da ein entscheidender Faktor, und zwar sowohl die historische wie auch die moderne», so seine Antwort.
Gerade in der aktuellen Zeit des zügellosen Baubooms gelte es die Weichen richtig zu stellen und die historischen Bauten geschickt mit der Moderne zu verbinden, statt alles zu vernichten. Insofern geht dem Verein «Schöner Wohlen» die Arbeit nicht so schnell aus.