Zu gefallen, das war nie ihr Ziel
19.12.2025 Muri, PolitikMilly Stöckli engagierte sich während vier Legislaturen im Murianer Gemeinderat
Die Sanierung der ARA, der Zürcherstrasse. Der Kreisel. Die Planungen an der Luzernerstrasse. Das Recycling-Paradies. Und natürlich der Radweg. Milly Stöckli hat ...
Milly Stöckli engagierte sich während vier Legislaturen im Murianer Gemeinderat
Die Sanierung der ARA, der Zürcherstrasse. Der Kreisel. Die Planungen an der Luzernerstrasse. Das Recycling-Paradies. Und natürlich der Radweg. Milly Stöckli hat grosse Projekte in Muri mitgeprägt. Sie blickt zurück auf 16 Jahre im Gemeinderat.
Annemarie Keusch
Sie hatte Ideen im Kopf, ganz konkrete. Teils auch banale. «Dass es nach der ‹Gmeind› beim Apéro nicht Chips und Erdnüsse gibt, sondern etwas Einheimisches», sagt Milly Stöckli. «Ich wollte etwas bewegen, meine Visionen umsetzen», sagt sie. Und rückblickend darf festgehalten werden: Das hat sie geschafft. Nicht nur, was die Apéro-Leckereien betrifft. Milly Stöckli hat in Muri und in der Region Spuren hinterlassen. Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger bezeichnete sie bei der Verabschiedung an der «Gmeind» als «einflussreichste Freiämter Lokalpolitikerin des letzten Jahrtausends». Sie fühle sich natürlich geschmeichelt, sagt Stöckli, aber es sei masslos übertrieben. «Wenn Leute mein politisches Wirken so empfinden, dann ehrt mich das, aber ich nehme mich nicht so wahr.»
Politisch interessiert war Milly Stöckli schon immer. «Muri war mir nie egal», sagt sie. Stöckli ist Teil der SVP-Ortspartei, Tiefbau- und Verkehrsprojekte waren parteiintern die grossen Themen. Aber im Gemeinderat vertreten war die Partei im Dorf vor Milly Stöckli nie. «Sie fragten immer wieder», blickt Stöckli zurück. Auch weil sie bereits acht Jahre im Kantonsparlament politisierte. Von der kantonalen in die Kommunalpolitik. Stöckli ging den Weg umgekehrt als viele andere. «Für mich war es der logische Schritt.» Bisher machte sie Gesetze in Aarau, die die Gemeinden umsetzen müssen. Nun wollte sie auch beim Umsetzen dabei sein. 2009 kandidierte Stöckli als Gemeinderätin. «Auch weil unsere drei Kinder schon etwas älter waren.» Überhaupt, sie habe über all die Jahre stets die Unterstützung ihrer Familie gespürt. «Sonst hätte ich mich politisch nicht derart entfalten können. Dafür bin ich sehr dankbar.»
Nie verbogen
Milly Stöckli startete das Amt als Gemeinderätin mit Visionen. Etwa im Recycling-Bereich. «Die vorherige Sammelstelle war Muri nicht würdig», ist ihr klares Verdikt. Das heutige Recycling-Paradies sei ein Erfolgsmodell. Veränderungen wollte sie auch an der Zürcherstrasse herbeiführen. Auch das ist geglückt, mit der Sanierung der Strasse und der im neuen Jahr startenden Verbreiterung der SBB-Unterführung sowieso. Ideen hatte sie auch im Bereich des Muri-S, beim einstigen Restaurant Frohsinn. «Am liebsten ein Kreisel.» So schlug es auch die SVP vor. «Nun machen wir das Bestmögliche.» Sobald die Zürcherstrasse abgeschlossen sei, starte die Sanierung der Luzernerstrasse. Die Führung diesbezüglich liege beim Kanton.
Es sind drei Beispiele von vielen Projekten, die Stöckli während der 16 Jahre im Gemeinderat begleitete. «Ich freute mich von Anfang an, das Ressort Verkehr und Tiefbau zu übernehmen», betont sie. Weil diese Themen viele Leute bewegen, weil viele Ansprüche aufeinanderprallen. Der Kreisel ist ein Paradebeispiel. «Dass nie alle zufrieden sind, war mir immer klar.» Sich deswegen verbiegen, es möglichst allen recht machen, das tat Milly Stöckli nie. «Als Gemeinderätin macht man sich nun mal nicht nur Freunde.» Authentisch und ehrlich zu sein, das war ihr immer wichtig. Keine leeren Versprechungen. Keine Angst, anzuecken. Dass sie deshalb bei Wiederwahlen nie das beste Resultat erzielte, störte sie nie. «Ich hatte aber auch nie schlaflose Nächte, weil ich Zugeständnisse machte, die nicht realistisch waren.»
Radweg begleitete sie stark
Das heisst aber nicht, dass alle Kritik nur so an ihr abprallte. Stöckli spricht den Veloweg an. Ein Thema, das sie über Jahre beschäftigte und nicht so weit fortgeschritten ist, wie sie es selbst gerne hätte. Aber Stöckli weiss: «Es könnte ein Türchen aufgehen, dank dem das Projekt einen grossen Schritt vorwärtskommen könnte.» Spruchreif sei aber noch nichts. Im Zuge des Radwegs musste Stöckli einige Kritik einstecken. «Wir planten und rackerten, suchten Lösungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht oder noch nicht umsetzbar waren. Es gibt Abläufe, die eben einfach nicht schneller gehen, auch wenn mich das wurmt.» Was sie aber vielmehr beschäftigte in diesem Zusammenhang: «Es gab Stimmen, die sagten, wir würden das Thema vernachlässigen. Und das stimmt einfach nicht. Der Radweg hatte immer Priorität.»
Auch die ARA beschäftigte Milly Stöckli quasi während der gesamten Amtsdauer. Legendär ist die Eröffnung der sanierten Anlage, als sie mit Klärmeister Clemens Schaffhauser gereinigtes Abwasser trinkt. Mit der granulierten Aktivkohle, die Mikroverunreinigungen filtert, geht Muri in dieser ARA-Grösse national voran.
Gute Zusammenarbeit in allen Bereichen
Zum Ressort Verkehr gehörte auch der Bahnverkehr. Stöckli erinnert sich daran, dass in ihrer ersten Legislatur die direkte Zugverbindung nach Brugg eingeführt wurde. Als zuständige Gemeinderätin kam ihr die Ehre zuteil, einen Wagen zu taufen. Den Dorfnamen? «Das war mir zu simpel, zumal schon eine Lokomotive Muri heisst.» Stöckli wählte den Namen Lindenberg. Es ist ihre Art, zu zeigen, wie wichtig ihr nicht nur Muri, sondern die ganze Region ist. «Heimat», sagt sie, die in Beinwil aufgewachsen ist. Auch wenn sie sich längst als Murianerin fühlt. «Als Dörflerin», präzisiert sie. Und als Ortsbürgerin.
Die Ortsbürger sind eines der Ressorts, die Stöckli neben Verkehr und Tiefbau betreute. «Mit eigens erwirtschafteten finanziellen Mitteln im Dorf Gutes tun – ich sehe an Ortsbürgergemeinden viel Positives.» In den letzten vier Jahren gehörte auch das Ressort Sicherheit in ihren Aufgabenbereich. Den Repol-Vertrag bezeichnet sie dabei als Höhepunkt. Hinzu kommt die gute Zusammenarbeit mit allen Organisationen: Feuerwehr, Zivilschutz und Regionalpolizei. Milly Stöckli betont dabei auch die stets gute Zusammenarbeit mit allen Abteilungen, die in ihr Ressort fielen, vom Forst über den Werkhof und die ARA-Mitarbeitenden bis hin zur Abteilung Bau und Planung. «Es wird überall sehr gute Arbeit geleistet und das hat grossen Respekt verdient.» Positives sagt sie auch über die Zusammenarbeit im Gemeinderat. Gerade mit Hans-Peter Budmiger arbeitete sie alle 16 Jahre. «Er war mir immer eine Stütze, ich hoffe, ich für ihn auch.»
Töff- und Veloreisen
Nun nimmt Stöckli Abschied. Und sie freut sich darauf, ihre Zeit neuen Projekten zu widmen – dem Museum «Zwischen Pflug und Korn», neuen Ideen auf dem Gröfli-Areal, dem Hofladen, der Fasnacht. Vor zwei Monaten bezog sie mit ihrem Mann Erwin eine neue Wohnung, auch das Einleben braucht Zeit.
Gleiches gilt für Reisen und Ausflüge. Mit dem Velo nach Rügen zu fahren zum Beispiel. Oder eine Töff-Tour in die Slowakei und dort ihren einstigen Hofmitarbeiter zu besuchen. «Die 16 Jahre im Gemeinderat waren schön und ich bin überzeugt, dass auch die nächsten Jahre schön werden.»

