Zeit für neue Freiheiten
19.12.2025 Kelleramt, PolitikKurt Süess war 20 Jahre im Gemeinderat Arni tätig
Kurt Süess hat die Entwicklung von Arni aktiv mitgestaltet – zuerst als Gemeinderat, später als Vizeammann. Heute blickt er überrascht auf diese lange Zeit zurück, die ihm gar nicht so ...
Kurt Süess war 20 Jahre im Gemeinderat Arni tätig
Kurt Süess hat die Entwicklung von Arni aktiv mitgestaltet – zuerst als Gemeinderat, später als Vizeammann. Heute blickt er überrascht auf diese lange Zeit zurück, die ihm gar nicht so lange vorkam. Vieles habe sich verändert. Doch eines blieb für ihn stets gleich: die Freude an der Zusammenarbeit und am Zusammenhalt im Dorf.
Sabrina Salm
Als Kurt Süess 1991 nach Arni zog, war der Weg ins Dorfleben schnell gefunden. «Ich ging zur Feuerwehr – ein guter Ort, um Menschen kennenzulernen und sich zu vernetzen», erinnert er sich. Eines Tages kam die Anfrage, ob er sich auch politisch engagieren wolle. Süess wollte. «Ich wollte meinen Beitrag leisten und Projekte begleiten. Das war immer meine Motivation.»
Am 5. Juni 2005 wurde er in den Gemeinderat gewählt, 2010 zum Vizeammann. Insgesamt 511 Gemeinderatssitzungen hat er in dieser Zeit bestritten. Süess spricht gerne und offen über seine Arbeit. «Das Amt war für mich keine Last, sondern Freude.» Als frühere Vollzeitkraft und späterer Pensionär schaffte er es, Gemeinderatsarbeit, Familie und Beruf zu vereinbaren. «Ich bin Frühaufsteher, das half.» Seine Frau Yvonne habe ihn immer unterstützt. «Ohne sie wäre das nicht gegangen», hält er fest.
Erfolgsgeschichten und Meilensteine
Während seiner 20 Jahre trug Süess Verantwortung in mehreren Bereichen: Sicherheit und Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Ortsbürgerwesen, Finanzen oder Volkswirtschaft. Zu den grossen Geschäften seiner Amtszeit zählen etwa die Regionalisierung der Polizei, der Zusammenschluss der ARA Kelleramt Ottenbach/Jonen, ein bedeutender Landerwerb oder der Baukredit für die Schulraumerweiterung. Ein besonders prägendes Projekt war die Regionalpolizei Bremgarten, deren Gründung Süess gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe erarbeitete. «Es war damals ein Novum, dass ein Gemeinderat für die Sicherheit zuständig ist und nicht der Gemeindeammann», erinnert er sich. Heute sei das kein Thema mehr. Das Geschäft bezeichnet er als Erfolgsgeschichte – «nicht nur für Arni, sondern für alle Gemeinden. Ein guter Service für die Bevölkerung.»
Auch der Abschluss der Sanierung der Hedingerstrasse mit neuem Trottoir zählt für ihn zu den Höhepunkten. «Das war schon vor meiner Zeit ein Riesenthema und brauchte viele Gespräche.» Zu den anspruchsvollsten Aufgaben gehörte die BNO-Revision, die er bis zuletzt begleitete. Viele Einsprachen konnten gütlich gelöst werden, nur eine ging an den Regierungsrat. «Es wäre ein schönes Weihnachts- und Abschiedsgeschenk, wenn sie noch in diesem Jahr gutgeheissen würde.»
Erwartungen sind gestiegen
Wenn Süess auf seine Anfangsjahre zurückblickt, stellt er fest: «Früher war es gemächlicher. Die Erwartungen waren weniger hoch.» Heute hingegen spüre man deutlich mehr Druck. «Heute kommt eine Anfrage – und morgen soll die Antwort schon da sein. Die Geduld in der Gesellschaft hat abgenommen.» Die Aufgaben seien komplexer geworden, die Vorschriften umfangreicher. «Für das Milizsystem wird es fast nicht mehr handelbar.» Er nennt die Feuerwehr als Beispiel: «Heute ist alles extrem professionalisiert – nicht immer sinnvoll.»
Auch die Unterschiede zwischen Gemeinden müssten stärker berücksichtigt werden. «Der Kanton müsste pragmatischer sein und mehr vor Ort. Nicht alles lässt sich nach Schema F lösen.»
Arni bleibt ein Dorf – und das soll so bleiben
Trotz Wandel hat Arni für Süess seinen Charakter bewahrt. «Arni ist noch ein Dorf. Und das schätze ich sehr.» Der Zusammenhalt sei nach wie vor spürbar, auch wenn er etwas abgenommen habe. «Man sollte ihn mehr pflegen.» Ein besonderes Anliegen war ihm die Arbeit in der Ortsbürgerkommission. Besonders stolz ist er darauf, dass er und seine Frau inzwischen zu den Ortsbürgern von Arni gehören. «Das ist für mich eine riesige Wertschätzung.»
All die Jahre habe er nur einmal an den Austritt aus dem Rat nachgedacht. «Ich wollte zunächst vor vier Jahren nicht noch einmal antreten. Da wurde ich frisch Pensionär», erklärt er. Er stellte sich bekanntermassen trotzdem noch einmal für eine Amtszeit zur Verfügung. «Dieser Entscheid war goldrichtig. Nach der Pension nicht gleich Leere im Kalender zu haben – das war gut.» Er gibt auch zu, dass er gar kurz daran gedacht habe, als Ammann zu kandidieren. Doch er wusste: Diese Amtsperiode sollte seine letzte sein. «Da fand ich es fairer, den Posten jemand anderem zu überlassen.»
Auch wenn er nicht mehr Arnis Vizeammann sein wird, bleibt Süess der Gemeinde verbunden: als Stellvertretender Stimmenzähler und Mitglied der Alterskommission. «Langweilig wird es mir nicht», sagt er schmunzelnd. Vermissen wird er den engen Kontakt zu den Ratskollegen und der Verwaltung. Nicht vermissen wird er hingegen das Jonglieren der Termine. «Reisen mussten immer gut geplant sein, ich durfte nie zu lange weg sein.» Denn für ihn war klar: Wenn er etwas macht, dann richtig und gewissenhaft. Nun aber freue er sich auf mehr Zeit. Zeit für Reisen, fürs Golfspielen – und für neue Freiheiten.

