«Würde Druck ins System bringen»
27.09.2024 Mutschellen, Widen«Politik geht uns alle an»
«Es wäre toll, wenn die Grünen des Bezirks Bremgarten neben Hannes Tobler einen weiteren Grossrat stellen könnten», findet Alexander May aus Widen. Er ist selbst Kandidat der Grünen und gespannt darauf, ...
«Politik geht uns alle an»
«Es wäre toll, wenn die Grünen des Bezirks Bremgarten neben Hannes Tobler einen weiteren Grossrat stellen könnten», findet Alexander May aus Widen. Er ist selbst Kandidat der Grünen und gespannt darauf, wie der Aargau am 20. Oktober den neuen Grossrat wählt. Seine Ambitionen und wofür er sich einsetzen will, erzählt der 45-Jährige im Interview. --sab
Ausblick auf die Grossratswahlen: Interview mit Alexander May aus Widen, Kandidat der Grünen
Mitwirken, mitsprechen. Für den 45-jährigen Alexander May ist das Schweizer Politsystem etwas ganz Besonderes. Deshalb engagiert er sich auch dafür. Als Mitglied des Grossen Rats würde er sich besonders für die raschere Umrüstung auf erneuerbare Energien einsetzen. Denn die geht dem Wider zu langsam.
Sabrina Salm
Ramon Winterberg von der GLP möchte von Ihnen wissen: Was ist Ihr Beitrag zu einem besseren Verständnis zwischen Landwirtschaft und Umwelt-/Naturschützerinnen und -schützern?
Alexander May: Ich finde, dass Landwirtschaft und Umweltschutz nicht als Konkurrenten angesehen werden sollen. Landwirtschaft und Umweltschutz geht auch miteinander. An einem intakten Ökosystem sind ja auch die Landwirte interessiert und in den letzten Jahren hat hier auch ein Umdenken stattgefunden und immer mehr Biobetriebe sind entstanden. Die Entwicklung geht in eine richtige Richtung.
Wofür werden Sie sich als Mitglied des Grossrates einsetzen?
Beim Thema erneuerbare Energien würde ich wohl Druck ins System bringen. Die Schweiz allgemein und auch der Kanton Aargau geht nur in kleinen Schritten auf diesem Weg. Ich würde hier sicherlich mehr Gas geben.
Die Stimmbevölkerung hat 2017 den Atomausstieg beschlossen. Bundesrat Rösti will den Bau neuer Atomkraftwerke nun jedoch wieder erlauben. Was sagen Sie dazu?
Der Bau von neuen Atomkraftwerken würde Jahrzehnte dauern, bis diese endlich Energie liefern würden. Abgesehen davon ist die Problematik der Entsorgung der radioaktiven Abfälle bis heute ungelöst. Auch nach etlichen Jahrzehnten zeichnet sich hier keine praktikable, geschweige denn wirtschaftlich tragbare Lösung ab. Jedes Atomkraftwerk, welches in Betrieb ist, birgt ein massives Sicherheitsrisiko, insbesondere auch aufgrund der aktuellen Weltlage. Deshalb ist der Bau von Atomkraftwerken aus rein rationalen Gründen keine Option und wir müssen uns auf den Ausbau von erneuerbaren Energien fokussieren.
Was würden Sie bevorzugen: Windräder auf dem Lindenberg oder Solaranlagen auf jedem Dach?
Sowohl in der Wind- als auch in der Solarkraft müssen wir unbedingt vorwärtsmachen.
Dem Kanton Aargau geht es finanziell recht gut. Nun reden die ersten Politiker von Steuerfussreduktion. Wie sehen Sie das?
Kaum hat man einen Überschuss, schreit man nach einer Reduktion. Ich würde primär schauen, wo man einen Investitionsstau hat. Das übrige Geld wäre einzusetzen für notwendige Investitionen in das Gesundheits- oder Bildungswesen.
Und wenn Sie Weltpolitik betreiben würden, welches Problem würden Sie am liebsten so rasch wie möglich gelöst sehen?
Ganz klar: den Klimawandel. Das, was wir heute wahrnehmen und sehen, ist erst der Anfang. Es ist eine grosse Bedrohung und die grösste Herausforderung auch für die kommende Generationen.
Sie sind noch weit entfernt von der Weltpolitik. Aber als Co-Präsident der Grünen des Bezirks Bremgarten mitten in der kommunalen. Wie entstand Ihr Interesse an der Politik?
Als 19-Jähriger kam ich von Deutschland in die Schweiz und war hier von Anfang an vom politischen System, dem Mitspracherecht, begeistert. Im Jahr 2015 wurde ich eingebürgert und fand: Jetzt kann ich nicht nur abstimmen, sondern mitmachen.
Und warum entschieden Sie sich für die Grünen?
Ich machte mir Gedanken darüber, bei welcher Partei meine Gesinnung am besten steht. Da mir der nachhaltige Umgang mit Mutter Erde besonders am Herzen liegt, fand ich meine politische Heimat bei den Grünen. Als Grüner wird man schnell in die linke Ecke gedrückt. Doch ich bin nicht links, ich bin grün.
Was ist nun der Reiz, auch in der kantonalen Politik mitzumischen?
Ich empfinde es als Bürger als meine Pflicht, mitzuwirken. Denn Politik geht uns alle an.
Mit dem Listenplatz 13 werden Sie wohl am 20. Oktober bei den Grossratswahlen eher zu den Verlierern gehören. Wie gehen Sie damit um?
Ich sehe mich nicht als Verlierer. Wichtig ist, dass ich meine Partei unterstützen kann und wir unserem bisherigen Grossrat Hannes Tobler mit einer vollen Liste zeigen können, dass wir hinter ihm stehen. Präsenz zeigen ist ein wesentlicher Punkt.
Sie stehen nun schon zum dritten Mal auf der Kandidatenliste bei den Wahlen in den Grossen Rat. Werden Sie in vier Jahren erneut antreten?
Wenn ich dann immer noch im Bezirk wohne und gefragt werde, wahrscheinlich ja. Und wer weiss, vielleicht dann auf einem der vorderen Listenplätze.
Zum Schluss dürfen Sie dem nächsten Kandidaten der Serie eine Frage stellen. Das wäre in Ihrem Fall Sonja Isler-Rüttimann aus Wohlen von der Mitte. Was möchten Sie von ihr wissen?
Was denken Sie, woran es liegt, dass die Schweiz zwar das drittgrösste Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf im europäischen Vergleich hat, aber beim Ausbau der erneuerbaren Energien auf Platz 23, fast gleichauf vor Rumänien liegt?
Die Kandidaten der Grünen
In Hinblick auf die Grossratswahlen vom 20. Oktober wird jeweils ein Kandidat oder eine Kandidatin der sechs grossen Parteien vorgestellt. Dabei kommt ein Zufallsgenerator zum Einsatz, wobei die bisherigen Grossräte ausgeschlossen sind.
Nachfolgend die Liste aller Kandidierenden der Grünen des Bezirks Bremgarten: 1. Hannes Tobler, Unterlunkhofen (bisher). 2. Aline Rey, Oberwil-Lieli. 3. Thomas Schüepp, Unterlunkhofen. 4. Patrick Schmid, Wohlen. 5. Sari Koch, Bremgarten. 6. Lea Schneider, Unterlunkhofen. 7. Sebastian Knecht, Wohlen. 8.Ramon Rey, Oberwil-Lieli. 9. Anna Galizia, Wohlen. 10. Lukas Rupp, Hermetschwil-Staffeln. 11. Dana Ackermann, Bremgarten. 12. Melanie Moser, Wohlen. 13. Alexander May, Widen. 14. Jonas Spinnler, Zufikon. 15. Ueli Waldispühl-Gysi, Zufikon.16. René May, Widen.
Persönlich
Alexander May ist Sozialpädagoge und die Umsetzung der UNO-BRK (Behindertenrechtskonvention) liegt ihm sehr am Herzen. Aus diesem Grund ist der Verein Stützpunkt Alltag, bei dem er Co-Geschäftsleiter ist, entstanden, welcher heute mit kantonalem Leistungsvertrag ambulante Unterstützung beim selbstständigen Wohnen anbietet. Seit 2005 wohnt er in Widen und fühlt sich hier sehr wohl. «Ich schätze die Nähe zur Natur und liebe ausgiebige Spaziergänge in der Region mit meinem Partner und meinen zwei Hunden Poldi und Lisa», sagt der 45-Jährige. Er ist zusammen mit Markus Dietschi Präsident der Grünen des Bezirks Bremgarten.