Wohnraum für 24 000 Einwohner
19.09.2025 WohlenDas Potenzial besser nutzen
«Räumliches Entwicklungsleitbild»
Das «Räumliche Entwicklungsleitbild» ist eine Arbeitsgrundlage der Gemeinde für raumplanerische Fragestellungen. Nun wurde es vom Gemeinderat verabschiedet, ...
Das Potenzial besser nutzen
«Räumliches Entwicklungsleitbild»
Das «Räumliche Entwicklungsleitbild» ist eine Arbeitsgrundlage der Gemeinde für raumplanerische Fragestellungen. Nun wurde es vom Gemeinderat verabschiedet, und die öffentliche Mitwirkung steht an. Eine Erkenntnis ist klar: Man muss Wohlens Potenzial besser nutzen. Das Leitbild sagt auch wie: das Zentrum in seiner Vielfalt stärken, das Bahnhofsumfeld selbstbewusst transformieren, Anglikon als eigenständigen Ortsteil stärken, das Wohnumfeld in dicht besiedelten Quartieren aufwerten, Freiräume vernetzen und aktivieren. Und Wohlen muss auch Wohnflächen schaffen. Denn im Jahr 2050 wird die Freiämter Zentrumsgemeinde 24 000 Einwohner zählen.--dm
«Räumliches Entwicklungsleitbild»: Vorstellung und Start zur öffentlichen Mitwirkung
Für Menschen, die im Jetzt und Heute leben, ist der Zeithorizont bis ins Jahr 2050 riesig. Trotzdem: Wie sich Wohlen in den nächsten 25 Jahren entwickeln wird, ist elementar. Denn die Weichen müssen jetzt gestellt werden. Dazu dient ein «Räumliches Entwicklungsleitbild».
Daniel Marti
«Natürlich», sagt Gemeindeammann Arsène Perroud, «das Thema ist herausfordernd.» Denn wer kann schon behaupten, wie sich die Gemeinde Wohlen im Jahr 2050 präsentieren wird? Trotzdem muss die langfristige Entwicklung thematisiert und auch geplant werden. Deshalb wurde bereits im Herbst 2023 mit einem öffentlichen Dorfrundgang der Planungsprozess gestartet. Nun konnte der Gemeinderat das «Räumliche Entwicklungsleitbild» verabschieden. Das Mitwirkungsverfahren läuft ab sofort bis Ende Oktober.
«Sind auf dem richtigen Weg»
Das «Räumliche Entwicklungsleitbild» soll konkret aufzeigen, wie sich Wohlen tatsächlich entwickeln soll in den nächsten 25 Jahren. Dies zu antizipieren, sei schwierig genug, so Perroud. «Nun hat sich ein Zielbild mit vielen Teilschritten ergeben.»
Das Planungsbüro Metron in Brugg ist federführend für das «Räumliche Entwicklungsleitbild». Zwischen März und Juni wurden die Entwürfe des Zielbildes und die Sachpläne von einer Spiegelgruppe diskutiert. «Es braucht natürlich viel Weitsicht», sagt Ines Schmid von Metron, «und es benötigt Koordination, Kommunikationsmittel und eine Stellungnahme zur Innenentwicklung von Wohlen.» So sehe man letztlich, wo es Handlungsbedarf gibt.
Der Dorfrundgang im Herbst 2023 lieferte erste Resultate aus der Bevölkerung. Viele bekannte Wünsche, wenig Überraschendes. Das sei eigentlich gut so, «denn so wissen wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind», sagt Ammann Perroud. Verkehrsprobleme und fehlende Begegnungsräume sind schon länger bekannt. «Wir wurden bei vielem bestätigt», sagt auch Claudia Schwarzmaler von der Abteilung Planung und Ortsentwicklung.
Im Jahr 2050 sind es wohl 24 000 Einwohner
Ein wesentlicher Punkt betreffend «Räumliches Entwicklungsleitbild» ist das Wachstum. «Das hat einen grossen Einfluss auf die Entwicklung in den nächsten 25 Jahren», betont Ines Schmid. Und da gibt es für Wohlen eine kantonale Prognose: Wohlen soll im Jahr 2025 rund 24 000 Einwohnerinnen und Einwohner zählen, heute sind es knapp über 18 000. Man könne davon ausgehen, dass diese Hochrechnung stimmen werde, so Schmid weiter. «Und dafür braucht es genügend Wohnraum.»
Die Frage nach den Kapazitäten ist dabei ziemlich zentral. Ines Schmid hat Antworten. Es gibt heute noch unbebaute Zonen, «da haben rund 1800 Einwohner Platz». Dann gibt es Zonen, die noch nicht maximal ausgenützt werden. Dies ergibt Raum für weitere 1700 Einwohner. Und in der weiteren Innenentwicklung liegt ein Potenzial (für ungefähr 1300 Einwohner).
«Bahnhof Süd» soll Probleme ab 2035 lösen
Mit diesen beiden «Ausbaumöglichkeiten» liegt die Gemeinde Wohlen bis ins Jahr 2035 auf der sicheren Seite. «Danach reicht der Platz nicht mehr», folgert Schmid. Die Einzonung weiterer Parzellen ist praktisch der einzige Lösungsvorschlag. Und es ist auch schon klar, wo das passieren soll. «Bahnhof Süd» heisst das Zauberwort, das im Planungsprozess seit Jahren eine Rolle spielt. Das heutige Landwirtschaftsland soll zum Wohngebiet gemacht werden. Ines Schmid rechnet damit, dass Bahnhof Süd rund 1300 Einwohnerinnen und Einwohnern eine Heimat bieten kann.
«Bis 2035 reichen unsere Reserven», fasst der Gemeindeammann zusammen. «Danach ist vieles unklar, aber es braucht auch dann eine Entwicklung. Und es liegt in unserer Erwartung, bereits heute aufzuzeigen, wo denn die Entwicklung stattfinden muss.»
Zentrum ist viel besser als viele meinen
Durch eine Analyse kamen Spiegelgruppe, Planungsbüro und Gemeinderat zu etlichen Erkenntnissen. So hat Wohlen noch genügend Freiraum, der auch mit Freizeitanlagen versehen ist. Es gibt viele Gewerbebetriebe, die sich weiter profilieren möchten. «Und das Zentrum bietet spannende Gegensätze», so Ines Schmid, «hier hat es ein grosses Potenzial, dieses kann man schärfen und erlebbar machen.» Was für eine schöne Erkenntnis, nachdem das Wohler Zentrum vor allem bei der vergangenen Abstimmung über die Aufwertung der Zentralstrasse fast nur schlechtgeredet wurde.
«Beim Zentrum denken halt viele Bürgerinnen und Bürger sofort an den Verkehr, aber es gibt im Zentrum auch viele spannende Zwischenräume.» Und das Versorgungsangebot sei im Zentrum sogar sehr gut, erklärt Schmid. «Wohlen hat ein Zentrum der kurzen Wege.»
Wohlen hat auch schöne Quartiere
Er wisse ja auch, dass im Zentrum längst nicht alles gut sei, so Perroud. «Aber es stimmt, das Zentrum hat viel Potenzial.» Auch darum sei das «Räumliche Entwicklungsleitbild» so wertvoll, «Wohlen kann sich also weiterentwickeln.» Dabei soll sich laut Ines Schmid aber nicht alles aufs Zentrum konzentrieren, «denn Wohlen hat auch schöne Quartiere». Die Analyse liefert noch weitere Erkenntnisse. Das Bahnhofsgebiet habe weiteres grosses Potenzial. Und Anglikon sollte eine «Aufwertung erfahren und als eigenständiger Ort gestärkt werden», betont Schmid.
Die Aufenthaltsqualität sollte dagegen in allen Freiräumen gesteigert werden. «Letztlich hat die Bevölkerung den Wunsch nach einem lebendigen Wohlen.» Dieser Wunsch besteht schon seit längerer Zeit.
Zentrum erstreckt sich über drei Strassen
Alle diese Erkenntnisse sind nun in einem Zielbild zusammengeführt worden. «Das ist ja das Wichtigste», so Schmid. Dabei galt es auch eine zentrale Frage zu klären: Wo beginnt überhaupt das Zentrum und wo hört es auf? Das Planungsbüro hat drei Gebiete ausgemacht: Die Bahnhofstrasse, wo bereits jetzt eine grosse Bautätigkeit herrscht; die Zentralstrasse mit ihrer industriellen Vergangenheit; die Steingasse mit ihrem kulturellen Bezug. «Diese drei Gebiete kann man sehr gut ergänzen und miteinander verbinden», glaubt Ines Schmid. Ein hochinteressanter Ansatz.
Man wolle aber auch die Vielfalt stärken, lautet eines der Ziele, und natürlich den schützenswerten Bauten Sorge tragen. Die wichtigen Themen gehen der Gemeinde nicht aus: Die Gestaltung der Zwischenräume, der Nutzungsdruck im Wald, der Raum der Bünz soll erlebbar und zugänglich gemacht werden. Der Strassenraum im Zentrum, «der oft Stoff für Interessenskonflikte ist, soll verbessert werden», so Perroud. Der zudem Hitzeinseln und die Sicherstellung von Kaltluftströmen anspricht. «Auch die können bei der Entwicklung des Siedlungsgebiets wichtig sein.» Wie so oft gehe es dann um eine Interessenabwägung.
«Wie steht es um die Hitze und die Wasserversorgung in 30 Jahren? Bei solchen Fragen müssen wir die Weichen bereits heute stellen.» Je früher diese Weichen gestellt werden, weiss Claudia Schwarzmaler, «desto besser sollte die Planung verlaufen». Und letztlich ist das «Räumliche Entwicklungsleitbild» auch die Basis für die Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO).