Wohlens eigener Sessellift
09.02.2024 WohlenBereit für den Umzug
Wohler Fasnacht vor Höhepunkt
45 Nummern werden am Sonntag in Wohlen erwartet. Mit dabei auch eine neue Gruppe.
Nach den Umzügen in Sarmenstorf und Hägglingen richtet sich die ...
Bereit für den Umzug
Wohler Fasnacht vor Höhepunkt
45 Nummern werden am Sonntag in Wohlen erwartet. Mit dabei auch eine neue Gruppe.
Nach den Umzügen in Sarmenstorf und Hägglingen richtet sich die Aufmerksamkeit jetzt nach Wohlen, wo am Sonntag um 14 Uhr der Startschuss erfolgt. 45 Gruppen sind angemeldet, weitere können dazukommen. Mit dabei die letztes Jahr gegründete Füür Clique Wohlen aus dem Umfeld der Feuerwehr. Sie hat mit ihrem ersten Wagen in Hägglingen den Jurypreis geholt. --chh
Die Füür Clique nimmt erstmals mit einem Wagen am Wohler Umzug teil
Der neu gegründete Verein sorgt für Aufsehen. Am Nachtumzug in Hägglingen wurden die Wohler von der Jury auf den ersten Rang gesetzt. Jetzt freut sich die Füür Clique auf den Umzug im eigenen Dorf. «Wir haben viel Schweiss und Zeit in das Projekt gesteckt», erklärt Präsident Simon Strebel.
Chregi Hansen
«Hast du das gesehen?»: Er war das grosse Thema nach dem Umzug in Hägglingen. Der Wagen mit dem rotierenden Sessellift sorgte im Dorf am Maiengrün für Aufsehen bei den Zuschauern. Und auch die Jury zeigte sich begeistert. «Sie haben das erste Mal einen Wagen gebaut und dann gleich technisch so aufwendig, Kompliment», heisst es im Jurybericht. «Wir haben viele tolle Rückmeldungen erhalten. Und einige haben uns sogar gefragt, woher wir den Sessellift haben», berichtet Simon Strebel, der Vereinspräsident.
Die Antwort ist simpel: Die Gruppe hat alles selbst gebaut. Von den Masten mit ihren Drehrädern über die rotierenden Seile bis zu den Sesseln selbst. «Viele meinen, es handle sich um ausrangierte Gartenstühle, aber wir haben sie selbst hergestellt und die Rohre entsprechend gebogen», erklärt Strebel. Auch das Drahtseil wurde selbst gespleisst. Der Berg wiederum besteht aus einem Gerüst samt Drahtgitter, das mit Zeitungspapier bekleistert wurde. Das Papier stammt übrigens aus der Druckerei, in der auch diese Zeitung produziert wird. «Hier wurde quasi der ‹WA› verarbeitet», lacht eines der Mitglieder.
Ganz viel Zeit und noch mehr Schweiss haben die Mitglieder der Füür Clique in den Bau ihres ersten Wagens gesteckt. Und es sind die vielen kleinen Details, welche am Schluss viel zu tun geben. Etwa die Geschwindigkeit, mit der sich die Sessel auf dem Wagen im Kreis drehen. Bei einem der ersten Versuche kam es prompt ins Schwanken, hängte an der Rolle ein und wurde vom Seil geschleudert. «Wir haben viel gelernt in den letzten Wochen», sagt der Präsident. Aber die Details waren ihnen wichtig. So ist der Boden des Wagens und damit auch der Berg ausziehbar. Für die Fahrt zum Umzug ist der Boden eingezogen, während des Umzugs dann in voller Breite ausgefahren. «Um die Hägglinger Kirche herum war es aber so eng, dass wir den Boden zwischendurch wieder einfahren mussten», lacht Strebel.
Erst zwei Tage vor dem Umzug fertig geworden
Bis zuletzt haben die Mitglieder der Wohler Füür Clique an ihrem Wagen gefeilt. Seit November waren sie in kleinen Gruppen fast jeden Abend beschäftigt. Noch zwei Tage vor der Premiere am Umzug in Sarmenstorf wurden Verbesserungen und Verschönerungen angebracht. «Es ist unglaublich, was wir in dieser kurzen Zeit geleistet haben», berichtet der Präsident stolz. Die Leistung war nur möglich, weil die Gruppe handwerklich breit aufgestellt ist. Fast alle konnten ihre beruflichen Fähigkeiten einbringen. Und das Teamwork ist für sie nichts Neues. Alle sind aktive oder ehemalige Mitglieder der Feuerwehr Wohlen. Sie wissen, dass sie sich aufeinander verlassen können.
Der Wagenbau schweisst zusammen
«Die Idee, sich mit einem Wagen an der Fasnacht zu beteiligen, gab es in Feuerwehrkreisen schon länger», erklärt Simon Strebel. Dass die Idee nun Wirklichkeit wurde, hat auch mit Corona zu tun. Davon war auch die Feuerwehr betroffen, geübt wurde in festen, kleinen Gruppen, viele der geselligen Anlässe fielen weg. Das hat gerade den Jungen die Integration erschwert. Ein Projekt wie dieser Wagenbau schweisst wieder mehr zusammen. Letztlich gab André Bühler den Ausschlag, der Ende 2022 nach 27 Dienstjahren den Austritt gab. «Er meinte damals an der Feier: ‹Wenn ihr wirklich einen Wagen bauen wollt, dann müsst ihr das jetzt machen›», erinnert sich Strebel.
In zwei Jahren wieder dabei sein
Es war das Startsignal. Ein halbes Jahr später wurde der Verein Füür Clique Wohlen offiziell gegründet. Wenige Monate später zählt dieser bereits 42 Aktiv- und 10 Passivmitglieder. Vom Feuerwehrverein Wolga gab es einen Startkredit von 3000 Franken. Das Sujet war schnell gefunden. Skifahren in Zeiten des Klimawandels, aktueller geht es fast nicht. Darum trifft die Palme auf den Sessellift, das Surfbrett auf die Skier und trägt man oben Skilehrerjacke und unten Strandbekleidung. Die Stimmung in der Gruppe sei super, betont der Präsident. Gibt es in der Feuerwehr eine klare Kommandostruktur, so fällt diese im Verein komplett weg. «Es macht einfach nur Spass», betont Simon Strebel. Zu sehen, wie der Wagen Gross und Klein ein Lachen und Staunen ins Gesicht zaubert, sei einfach das Grösste.
Zwei Umzüge hat die Gruppe schon hinter sich. Zwei stehen noch an. Am Sonntag das Heimspiel in Wohlen, «darauf freuen wir uns natürlich extrem». Danach geht es noch nach Urdorf. In Zukunft will die Füür Clique alle zwei Jahre einen neuen Wagen präsentieren, immer in den Wohler Umzugsjahren. «Mehr geht neben Beruf, Feuerwehr und Familie nicht», sagt Strebel. Immerhin, zu einem Abstecher zum Urknall in Luzern hat es für einen Teil der Clique auch noch gereicht. Die Fasnacht macht eben ungeahnte Kräfte frei. Und wenn sie dann in ein solch tolles Ergebnis münden wie dem Wohler Sessellift, dann kann es nur gut kommen.