«Wir müssen lernen zu verzichten»
12.11.2024 Region UnterfreiamtHumor und Ernsthaftigkeit prägen Versammlung der Ortsbürgerstiftung Villmergen
Präsident Roger Buchacek konnte 158 der insgesamt 330 Mitglieder der Ortsbürgerstiftung Villmergen zur 19. Stifterversammlung begrüssen. Tiefsinnig und doch humorvoll ...
Humor und Ernsthaftigkeit prägen Versammlung der Ortsbürgerstiftung Villmergen
Präsident Roger Buchacek konnte 158 der insgesamt 330 Mitglieder der Ortsbürgerstiftung Villmergen zur 19. Stifterversammlung begrüssen. Tiefsinnig und doch humorvoll beeindruckte er in seinem Jahresbericht mit Gedanken zu den negativen Seiten der modernen Gesellschaft.
Walter Minder
Einleitend wies Roger Buchacek im Tätigkeitsbericht des Stiftungsrates darauf hin, dass es das Ziel der Ortsbürgerstiftung Villmergen ist, mit jedem gesprochenen Beitrag einen zusätzlichen Nutzen für und im Interesse von Villmergen und seiner Bevölkerung zu generieren. Dabei steht die Förderung von Traditionen ebenso im Fokus wie die Attraktivität des Dorfes als Wohnund Arbeitsort und die Unterstützung aktiver Vereine und Institutionen. «Sie tragen entscheidend zu einer funktionierenden Gesellschaft bei und dank ihrer Vielfalt hat in unserem Dorf jeder die Möglichkeit, seine Freizeit sinnvoll zu gestalten, betonte der Präsident.
Leider seien immer weniger Leute bereit, sich aktiv einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. So musste letztes Jahr ein Projekt zur Freiwilligenarbeit aufgrund mangelnden Interesses bereits im Vorfeld abgesagt werden.
Eigennutz zuerst
Buchacek sieht einen wesentlichen Grund für diese Entwicklung darin, dass in unserer Gesellschaft vermehrt nur noch «Was springt dabei für mich heraus?» zählt. Und dass Reichtum in allen Variationen im Vordergrund steht, seien es Autos, Schmuck, Traumurlaube, Yachten und so weiter. «Das alles prasselt auf unsere Jugendlichen ein, die nicht erfahren sollen, dass Armut auch in unserer Gesellschaft besteht.» Dann sorgte er mit einigen Beispielen aus dem Alltag für ein breites zustimmendes Nicken bei den 158 anwesenden Mitgliedern. Und er erwähnt auch, dass der Steuerzahler in Sachen Kinderbetreuung gefordert ist, wobei er betonte, dass er diese Unterstützung dort wichtig findet, wo es finanziell auch wirklich notwendig ist. «Ich glaube und befürchte aber, dass unsere Gesellschaft scheitern wird, wenn es ihr nicht gelingt, generationenübergreifend Kompromisse in Sachen Wohlstand zu finden und zugunsten anderer auch immer wieder auf etwas zu verzichten.»
Wichtige Weihnachtsüberraschung
Es gibt auch Menschen, die kämpfen müssen, um ihre Rechnungen bezahlen und ihre Familie ernähren zu können.
Genau für diese Leute ist die Weihnachtsaktion der Gemeinde Villmergen sehr wichtig. Darum gehört die Ortsbürgerstiftung zu den vier Stiftungen, die diese Aktion mit je 9000 Franken unterstützen. Dann bedankte sich Buchacek bei all jenen, die sich in Vereinen oder sozialen Organisationen ehrenamtlich engagieren, «Sie alle leisten einen grossen Beitrag zum Wohle unserer Gemeinschaft.»
Abschliessend erwähnte er, dass seit der letzten Stifterversammlung fünf Unterstützungsgesuche bewilligt worden sind. Für die Beurteilung der Gesuche orientiert sich der Stiftungsrat an den Statuten und am Stiftungszweck. Ein Beispiel: Gewünscht wurde die Unterstützung für ein Sitzbänkli zwischen Himmelrych und Hilfikon. Auf Umwegen landete die Finanzierung schliesslich bei der Ortsbürgerstiftung. «Der Stiftungsrat hat Ja gesagt, denn nun haben alle die Möglichkeit, hier die Stille und die Natur zu geniessen.» Er bedankte sich bei Esther Stäger, die sich mit grossem Einsatz für dieses Projekt eingesetzt hat. Und mit dem Hinweis, dass für die nächste Stiftungsratssitzung vom 26. November bereits wieder fünf Gesuche auf dem Tisch liegen, unterstrich der Präsident den hohen Stellenwert der Ortsbürgerstiftung Villmergen.
Zahlen sorgen für keine Fragen
Nach der namentlichen Begrüssung der seit dem 3. November 2023 aufgenommenen 29 neuen und dem stillen Gedenken an die sieben verstorbenen Mitglieder stand die Jahresrechnung 2023 auf der Traktandenliste. Mit einem Aufwandüberschuss von 5000 Franken schloss sie deutlich besser ab als budgetiert und sie wurde denn auch einstimmig genehmigt.
Nach der ebenfalls einstimmigen Wiederwahl der OBT AG Brugg als Revisionsstelle sorgte auch das diskussionslos genehmigte Budget 2025 für keine Fragen. Es rechnet mit einem Mehraufwand von rund 69 000 Franken, wovon 107 000 Franken für Leistungen gemäss Stiftungszweck eingestellt sind.
Bevor es dann zum gemütlichen Teil mit Nachtessen und vielseitiger Unterhaltung durch Fredy Schär ging, wurde auch noch der beantragte Beitrag von 60 000 Franken an das Jugendfest 2026 verabschiedet und zur 20. Stifterversammlung am 7. November 2025 eingeladen.