Wie im Flipperkasten
03.10.2023 WohlenPlauschmatch: Die Frauen und die Senioren des FC Wohlen spielten gegen die Nordwestschweizer Schwinger
Technik gegen Masse. Die zierliche Sandy Steinmann vom FC Wohlen kämpft gegen den Schwingerbrocken Tiago Vieira (150 kg) um den Ball – ein ungleiches Duell. ...
Plauschmatch: Die Frauen und die Senioren des FC Wohlen spielten gegen die Nordwestschweizer Schwinger
Technik gegen Masse. Die zierliche Sandy Steinmann vom FC Wohlen kämpft gegen den Schwingerbrocken Tiago Vieira (150 kg) um den Ball – ein ungleiches Duell. Der Plauschmatch auf den Niedermatten war für alle Beteiligten eine besondere und tolle Sache. Der Freiämter Schwingerboss Stefan Strebel wurde dabei zum Schiedsrichter.
Alexander Wagner
Die Schwinger aus der Nordwestschweiz bereiten sich auf ihr traditionelles Fussballturnier zum Saisonabschluss vor. Deshalb haben sie bereits gegen den FC Grossrat gespielt – und jetzt gegen eine Auswahl von Senioren und Frauen des FC Wohlen. Standesgemäss als höchster Schwinger war der Villmerger Stefan Strebel als Schiedsrichter tätig. «Ich weiss gerade noch, was Abseits ist», meinte er bei der Platzwahl lachend.
Schwinger legten mächtig los
Und die kräftigen Sägemehlathleten – die ohne einen Freiämter Schwinger antraten – legten vor 100 Zuschauern tüchtig los und gingen mit 2:0 in Führung. Danach erzielten sie gar den dritten Treffer. Vermeintlich, denn der Boss der Schwinger entschied – wohl zu Recht – auf Abseits. Und im Gegenzug konnte die Wohler Auswahl den Anschlusstreffer erzielen. Noch vor dem Seitenwechsel setzte sich die FCW-Frauenfussball-Ikone Sandy Steinmann durch. Auch wenn ihre Gegenspieler doppelt so breit und mindestens einen Kopf grösser waren, traf sie zum 2:1.
Im zweiten Durchgang bauten die Schwinger eine Mauer vor dem eigenen Strafraum auf und liessen nichts und niemanden mehr durch. Alp Gürsu – der frühere Vereinspräsident des FC Wohlen – bekam dies zu spüren. Er wurde zwischen zwei Schwingern hin- und hergeschüttelt. «Ich habe mich gefühlt wie eine Kugel im Flipperkasten», meinte er lachend. Er ergänzte: «Es war richtig cool und hat Riesenspass gemacht. Das sind tolle Jungs.»
Der Teilverbandskranzer Tiago Vieira meinte trocken: «Ihnen hat es wohl vor allem gegen das Ende hin mehr Spass gemacht als uns. Sie haben noch gelächelt, wir waren schon an der Grenze», gibt er schnaufend zu, bevor er, umrahmt von zwei Spielerinnen aus Wohlen, noch Erinnerungsbilder schiesst. «Aber dank den vielen Wechseln ging es. Sonst wäre es für uns schwierig geworden», gibt Vieira zu. Er brillierte durch harte, aber stets saubere Tacklings in der Verteidigung. «Er war super. Wenn er so schwingen würde, hätte er längst einen eidgenössischen Kranz», meinte Strebel augenzwinkernd.
Luft nach oben
Fussballerisch haben die Schwinger aus der Nordwestschweiz noch Luft nach oben. Gegen die Schwinger aus den anderen Teilverbänden gibt es fussballerisch meist eins auf den Deckel. Nächsten Samstag steigt in Küttigen wieder das Turnier der starken Männer. Nach der Favoritenrolle gefragt, musste Vieira nicht lange überlegen: «Zu Hause natürlich wir», meinte er mit einem breiten Grinsen.
Mitorganisiert hat den tollen Anlass Jürgen Frömberg vom FC Wohlen. «Wir haben schon eher probiert, den Zweikämpfen etwas aus dem Weg zu gehen», gibt er lachend zu. Doch zwei, drei Mal schepperte es doch, weil die Schwinger im vollen Lauf einfach nicht mehr früh genug abbremsen konnten. Aber selbst als beide am Boden lagen, huschte ein Lachen über ihre Gesichter. «Das Ziel war sicherlich, den Verein noch etwas mehr zu verbinden», erklärt Frömberg, der sonst die Senioren «40 plus» trainiert. Das ist zweifellos gelungen. Und die Schwinger hatten ein gutes Training für ihr Heimturnier.
Wenn Vieira hinten weiter alles abgrätscht und vorne die etwas leichteren und flinken Stürmer wieder so gut treffen wie gegen Wohlen, kommt es gut. Bei diesem speziellen Spiel ging am Ende fast unter, dass die Schwinger mit 4:2 das bessere Notenblatt aufzuweisen hatten. Grossen Spass hatten alle. Auch die Zuschauer, Betreuer und für einmal sogar der Schiedsrichter Stefan Strebel, der sich nicht einmal eine Bemerkung zu seiner Leistung anhören musste.