Wie ein Edelstein, der funkelt
27.09.2024 WohlenBerufe Wohlen+: Feierlicher Abschlussanlass mit Unternehmern – mit viel Lob für Initiantin Ruth Salzmann
Auch die zehnte Auflage war ein grosser Erfolg. Berufe Wohlen+, angekündigt als ein dynamisches Projekt, hielt auch heuer alle Versprechen. Die ...
Berufe Wohlen+: Feierlicher Abschlussanlass mit Unternehmern – mit viel Lob für Initiantin Ruth Salzmann
Auch die zehnte Auflage war ein grosser Erfolg. Berufe Wohlen+, angekündigt als ein dynamisches Projekt, hielt auch heuer alle Versprechen. Die über 400 jungen Menschen erweiterten ihren Horizont und den Einblick in die Berufswelt. Einziger Wermutstropfen: Initiantin Ruth Salzmann nimmt Abschied.
Daniel Marti
Die Zahlen sind erneut eindrücklich: 1428 Besichtigungen in 71 Betrieben bildeten die Eckpfeiler von Berufe Wohlen+. 407 Schülerinnen und Schüler wurden umfassend informiert – und die meisten waren begeistert. Beteiligt waren die Oberstufenschulen der Gemeinden Villmergen, Niederwil und Wohlen. Und mittendrin Initiantin und Organisatorin Ruth Salzmann. Sie ermöglichte mit ihrem elfköpfigen Kernteam, dass die jungen Menschen der zweiten Oberstufe zwei Tage lange in die Vielfältigkeit der Berufswelt reinschauen und eine Brücke zur Berufswelt schlagen durften.
Am abschliessenden Apéro in der bbz-Aula würdigten sämtliche Referentinnen und Referenten die aussergewöhnliche Leistung der Gründerin von Berufe Wohlen+. Ruth Salzmann stand verdientermassen im Mittelpunkt. Nach zehn Austragungen will sie nun kürzertreten. «Berufe Wohlen+ ist eine geniale Sache», sagte sie selbst, «wenn es dies nicht geben würde, so müsste man es erfinden.» Und bei Begegnungen mit den Jugendlichen durfte sie immer wieder schöne Feedbacks hören. «Es ist lässig. Cool.»
«Schaufenster der Vielfalt» und wertvoller Erfahrungsraum
Beste Noten gab es auch von Matthias Küng vom Departement Bildung, Kultur und Sport. Berufe Wohlen+ sei ein «Brückenbauer für die Jugend zu den Unternehmen und zur Region», sagte er. «Damit werden den jungen Leuten viele Chancen eröffnet.» Während zehn Jahren sei fast eine ganze Generation an Oberstufenschülern begleitet worden. Der Event sei ein «Schaufenster der Vielfalt. Gleichzeitig können die Betriebe zeigen, dass sie der Motor einer ganzen Region sind.»
Die richtige Berufswahl sei enorm wichtig, so Küng weiter, der die Grüsse von Bildungsdirektor Alex Hürzeler überbrachte. Und mit Berufe Wohlen+ werde immer wieder ein wichtiger Grundstein gelegt, «damit Jugendliche ihre Entscheidung treffen können». Berufe Wohlen+ sei eine «wichtige Plattform, die Verbindungen schafft».
Diese Würdigung nahm Arsène Perroud gerne auf. Die Plattform sei ein spannendes Format, so Wohlens Gemeindeammann. «Die Jugendlichen können ihre Ideen verwerfen oder auch weiterverfolgen.» Bereits im Alter von 14 oder 15 Jahren müssen die Oberstufenschüler Entscheidungen fällen. «Da braucht es vor allem auch Mut.» Umso wichtiger sei Berufe Wohlen+, nämlich ein «wertvoller Erfahrungsraum». Mit dieser zweitägigen Veranstaltung werde den Jugendlichen «ein grosser Gefallen gemacht», so Perroud weiter. Es sei ja schon schwierig genug, gegen 200 verschiedene Berufe zu kennen. «Hier bekommen alle wichtige Informationen.»
Bitte mehr Geduld
Ohne den unermüdlichen Einsatz von Ruth Salzmann würde es Berufe Wohlen+ nicht geben, sagte Perroud noch. Dem konnte sich Paul Bitschnau, Schulleiter der Bezirksschule, nur anschliessen. Ruth Salzmann habe den Anlass zur festen Grösse gemacht. Berufe Wohlen+ sei aus der Agenda nicht mehr wegzudenken, so Bitschnau. Auch er erinnerte daran, dass die Oberstufenschüler und -schülerinnen in jungen Jahren wichtige Entscheide fällen müssen. «Aber schnelle Entscheide sind nicht immer zielführend», warnte er, «ich plädiere deshalb für mehr Geduld.» Auch darum sei Berufe Wohlen+ ein wichtiges Element in einem komplexen Prozess. Paul Bitschnau machte zum Schluss einen wunderbaren Vergleich: «Berufe Wohlen+ ist ein wichtiger Mosaikstein, der wie ein Edelstein funkelt.»
Dann stirbt irgendwo ein Problem …
Regula Siegenthaler, Co-Leiterin des Ateliers für Bekleidungsgestaltung am bbz in Wohlen, orientierte über die Inklusion in ihrem Berufsfeld. Das sei einfach nur verbindend, betonte sie. Anfänglich gebe es halt eine gewisse Unsicherheit. Aber Bedürfnisse müssen angesprochen werden. «Und durch eine offene Kommunikation gibt es immer Lösungen.» Letztlich sind Menschen mit einer Beeinträchtigung in ihrem Berufsfeld «eine Bereicherung und ein Mehrwert», so Regula Siegenthaler.
Berufe Wohlen+ sei eine Bereicherung für die Region, folgerte Claudia Rüttimann, Präsidentin Hotel und Gastro Formation Mittelland. Sie erzählte von den Erfahrungen in der eigenen Familie. Und letztlich sei das Resultat fast immer gleich: «Die vielen leuchtenden Augen der jungen Menschen machen es aus.» Und Ruth Salzmann gehe mit ihrem Lachen immer voraus. Seit zehn Jahren. Da könnte ein Zitat kaum besser passen: «Immer, wenn man lacht, stirbt irgendwo ein Problem.»
Ruth Salzmann hat in den vergangenen zehn Jahren rund 3500 junge Menschen bei ihrer Berufswahl begleitet. Dabei hatte sie praktisch immer ein freundliches Lachen im Gesicht. Sie hat wohl über 3000 Probleme gelöst. Strahlend.
«Das ist das i-Tüpfelchen mit Goldstaub»
Ruth Salzmann zu ihrem Abgang und zur Zukunft von Berufe Wohlen+
Sie haben sich entschieden, nach zehn Jahren Berufe Wohlen+ von der Führung zurückzutreten. Was sind die Gründe für diesen Entscheid?
Ruth Salzmann: Man wird älter. 60+. Seit letztem Jahr arbeite ich mehr, und alles hat ein Ende. Private Projekte. Mehr Zeit für Hobbys und Familie.
Zehn Jahre Berufe Wohlen+ sind eine Erfolgsgeschichte. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Unglaublich toll, es ist einzigartig und ich bin stolz, dass es mit Berufe Wohlen+ gelungen ist, diese Symbiose zu ermöglichen. Die Berufswahl ist ein sehr komplexes Thema. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrpersonen, Betriebe und Ausbildner brauchen Unterstützung, sollen sich vernetzen können. Rund 3500 Schülerinnen und Schüler konnten in den letzten zehn Jahren davon profitieren.
Was wird Ihnen für immer in Erinnerung bleiben von Berufe Wohlen+?
Die Brücke zur Berufswelt. Es ist ein niederschwelliges Angebot für alle Jugendlichen. Egal, ob Real, Sek oder Bez. Egal, ob scheu oder nicht. Egal, ob sie Unterstützung von den Eltern haben oder nicht. Es soll auch eine Unterstützung derjenigen sein, die sich sonst nicht getrauen. Ihnen die Augen öffnen, die Möglichkeiten zeigen, was möglich ist. Die vielen Begegnungen mit Menschen bleiben in Erinnerung. Die Kernteam-Sitzungen, die Vorbereitungen, die vielen tollen Begegnungen und die Gespräche mit allen. Die Berufsinfotage selbst mit den vielseitigsten Besichtigungen, die ich auch jedes Jahr besucht habe und bei denen ich jedes Mal ins Staunen geraten bin, was es für Berufe gibt, was für spannende Betriebe wir hier haben. Und natürlich die zehn Apéros bleiben in Erinnerung.
Auch der aktuelle Abschluss …
Was am Mittwochabend war, das kann man nicht toppen. Das war das i-Tüpfelchen mit Goldstaub. Seit über zehn Jahren sind fast die gleichen Personen noch im Kern- und Supportteam, die mit viel Herzblut dabei sind. Es ist erfreulich, dass ich es geschafft habe, als «Privatperson Ruth Salzmann», die man nirgends kannte, so viel zu erreichen, so viele Personen zu mobilisieren und etwas Grossartiges umzusetzen. Ganz nach dem Motto: «Alles ist möglich, wenn deine Träume fliegen lernen.»
Wie sieht die Zukunft von Berufe Wohlen+ aus?
Berufe Wohlen+ wird es auch in Zukunft geben. Es ist eine Win-win-Situation. Das Gewerbe braucht Lernende, die Lernenden brauchen das Gewerbe.
Wie sieht Ihre Nachfolge aus?
Wir brauchen jemand vom Gewerbe Wohlen und Umgebung. Jemand, der hier vernetzt ist, eine Ansprechperson für das Gewerbe. Wir brauchen niemand, der meine Fussstapfen ausfüllt und mich ersetzt, sondern eben einfach einen Head. Die meisten Aufgaben haben wir in den Ressorts verteilt, beim Head bleibt nicht mehr so viel übrig. Es braucht einfach ein Gesicht für Berufe Wohlen+, im Prinzip einen «Vereinspräsidenten». Die Arbeit machen dann die Ressortleiter. --dm