«Wenns groovt, dann stimmts»
31.10.2024 WohlenWestwood feiert 30-Jahr-Jubiläum im Sternensaal
Seit drei Jahrzehnten ist die Wohler Band Westwood unterwegs. Nun gibt sie ihr Jubiläumskonzert im ausverkauften Sternensaal vor heimischem Publikum. Für die Hobbymusiker ein ganz besonderer Anlass. ...
Westwood feiert 30-Jahr-Jubiläum im Sternensaal
Seit drei Jahrzehnten ist die Wohler Band Westwood unterwegs. Nun gibt sie ihr Jubiläumskonzert im ausverkauften Sternensaal vor heimischem Publikum. Für die Hobbymusiker ein ganz besonderer Anlass.
Monica Rast
«Wir kennen uns schon ein Leben lang», erzählt Roger Rey und schaut dabei Paul Fischer an. «Mit Peter Meyer waren wir ein Wohler Kuchen», meint er schmunzelnd. Das war vor über drei Jahrzehnten. «Damals haben wir gemerkt, dass unsere Musik zu alt wurde für die Jugendhäuser.» Peter Meyer ist inzwischen Frontmann und Sänger der Hardy’s Bubbles, wo auch Rey für den tragenden Groove am Schlagzeug sorgt.
Durch seine Arbeit beim Fernsehen kam Paul Fischer mit Country-Musik in Berührung, die Anfang 90er im Aufschwung war. Damals meinte Fischer: «Hey, Jungs, wie ihr bemerkt habt, fühlen wir uns mit Rock nicht mehr wohl. Country ist der richtige Weg.»
Neuer Weg eingeschlagen
Da Country nicht Peter Meyers «Ding» war, verliess er die Band. Der damalige Bassist hatte aber bereits eine Sängerin im Kopf «die genau richtig für Country wäre» – Brigitte Gehrig. Eine Woche später gehörte sie zu Westwood. Bis dahin hatte Brigitte Gehrig nur im privaten Bereich gesungen. «Die Anfrage kam mir sehr entgegen», erzählt sie, «und seit meinem Amerikabesuch hat mir Country sehr gefallen.»
30 Jahre Westwood – eine lange Zeit, die gefeiert werden darf. Und zwar mit einem Jubiläumskonzert im Sternensaal. Das einzige, wohl bemerkt. Es ist quasi ein Heimspiel, denn ihr Probelokal ist am gleichen Ort. «Wir müssen das Equipment nur nach oben tragen», meinen alle drei lachend.
Doch noch sitzen Brigitte Gehrig, Roger Rey und Paul Fischer im «Leo» und erzählen aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Man spürt die Verbundenheit der Musiker. Die Liebe zur Musik und dem gemeinsamen Proben. Über die Jahre hinweg gab es immer wieder Wechsel bei der Band. Fischer erklärt, das Bands über die Sängerstimmen identifiziert werden. Wie Mick Jagger von den Rolling Stones oder Freddie Mercury bei Queen. «Unsere Stimme ist Brigitte. Sie ist Westwood. Deshalb ist ein Wechsel bei den Musikern nicht so relevant», meint Fischer, der selber eine Zeit lang nicht mehr in der Band spielte. Doch zusammen mit Roger Rey ist die Sängerin seit 30 Jahren ein fester Bestandteil der Band. «Und Roger ist der Fels in der Brandung», ergänzt sie.
Westwood reloadet
So hat sich vor einigen Jahren die neue «alte» Westwood Band wieder mit Paul Fischer gefestigt. «Es ist schön, dass wir wieder zusammengefunden haben», meint Paul Fischer strahlend und lacht: «Als Rentnerband. Denn als Rentner haben wir wieder mehr Zeit für die Musik. Quasi Westwood reloadet. Wir sind wie ein guter Wein, der aufs Alter immer besser wird.» Dabei steht vor allem das gemeinsame Proben im Vordergrund. Brigitte Gehrig, Leadstimme und Gitarre; Roger Rey, Schlagzeug und Gesang; am Bass Jonas Bär; Paul Fischer; Gitarre und Uele Baumgartner am Keyboard.
«Je besser du wirst, umso mehr merkst du, was du noch nicht kannst. Wie eine Schere, die sich öffnet», ergänzt Rey. «Man arbeitet zusammen, aber es ist befriedigend. Besonders dann, wenn es zusammen wächst und es am Ende passt. Das macht Freude», ertönt es unisono – wie Herzen, die im gleichen Takt schlagen.
Mehrheitlich werden Songs gecovert. «Doch wir haben wie ‹Here I am› auch ein paar eigene», erklärt Brigitte Gehrig. Diesen hat sie mit einem Kollegen zusammen komponiert und geschrieben. Jedes der Bandmitglieder hat seine ganz eigenen Favoriten. «Einige hört man gerne, andere spielt man gerne. Es gibt auch Songs, die nicht zünden», erklärt Roger Rey. «Wichtig ist, dass der Song beim Publikum gut rüberkommt.» Dabei ist die Entwicklung eines Songs wichtig. «Es ist ein Vorteil, wenn man sich schon so lange kennt. Wir vertragen es auch, wenn ein Mitglied etwas Kritisierendes sagt», erklärt die Sängerin. «Wenn es groovt, dann stimmts», ergänzt Fischer. So werden Songs von namhaften Künstlern à la «Westwood» interpretiert. «Wenn wir spielen, merken wir, ob es gut kommt oder wir es lieber sein lassen», so Rey.
Man merkt, dass die Chemie stimmt. «Es ist wichtig, dass wir es innerhalb der Band gut haben», meint Brigitte Gehrig. Denn jeder übt zu Hause und wenn man sich dann im Probelokal trifft, stimmt der Song zu mehr als 80 Prozent. «Dann arbeitet man nur noch an den Feinheiten», so Fischer.
Ganz ohne Konzerte geht es nicht
«Ich übe gerne und wenn man in den Keller kommt und es tönt gut, ist es ein geiles Gefühl», meint Paul Fischer. Was die anderen nickend bestätigend. Jeder möchte persönlich weiterkommen und sich in die Band einbringen. «Wir haben jedes Mal den Plausch beim Proben. Doch können wir auch nicht ohne Konzerte sein», erzählt Gehrig. «Sie geben einem ein Ziel und den nötigen Schub», ergänzt Fischer.
Auch hier wird der Zusammenhalt gepflegt. Es wird ein Bus gemietet und man reist gemeinsam ans Konzert. «Tür zu und man sitzt wie in einer gemeinsamen Blase. Das hat seinen ganz eigenen Groove», meint Roger Rey lachend.
Jubiläumskonzert bereits ausverkauft
Für Westwood ist es wichtig, eine gute Performance hinzulegen. Ihr Anspruch: «Wenn die Besucher hinausgehen und meinen, es sei ein geiler Abend gewesen, haben wir alles richtig gemacht.» Noch hält sich die Nervosität bei ihnen zum bevorstehenden Konzert in Grenzen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. «Doch sie kommt schon noch», meint Roger Rey, «jedoch ist sie nach dem zweiten Takt weg. Dann läuft es.» Bei Brigitte Gehrig braucht es etwas länger, bis zum zweiten Song.
Westwood fühlt sich sowohl auf grossen wie auf kleinen Bühnen zu Hause. «Die Jazz-Night in Wohlen war megacool», erinnern sie sich. Nun spielen sie am Samstag im Sternensaal und das Konzert ist bereits seit längerer Zeit ausverkauft. Sie sind halt immer noch eine beliebte Wohler Band.