Wenn die Kräfte nachlassen
26.09.2025 Villmergen, Region UnterfreiamtAbendstunde in der Oberen Mühle Villmergen zum Thema «Sturzprävention im Alter»
Mit dem Alter steigt das Risiko eines Sturzes markant – oft mit verheerenden Folgen. Dabei gibt es einfache Methoden, das Risiko zu senken. An der Abendstunde in der ...
Abendstunde in der Oberen Mühle Villmergen zum Thema «Sturzprävention im Alter»
Mit dem Alter steigt das Risiko eines Sturzes markant – oft mit verheerenden Folgen. Dabei gibt es einfache Methoden, das Risiko zu senken. An der Abendstunde in der Oberen Mühle bekamen Interessierte ganz viele Infos und Tipps. Und durften gleich aktiv mitmachen.
Chregi Hansen
Es ist so schnell passiert. Etwas auf dem Boden übersehen. Ausgerutscht auf dem nassen Badezimmerboden. Zu schnell aufgestanden. Oder im Dunkeln eine Stufe verpasst. Ein kleiner Fehler, ein Sturz – im besten Fall nur ein kleiner Schmerz. Aber gerade im Alter oft mit bösen Folgen.
Mit dem Alter nimmt das Sturzrisiko zu, wie der langjährige Hausarzt Wolfgang Meyer berichtet. Bei den Menschen über 65 Jahre stürzt jeder Vierte einmal pro Jahr, bei denen über 80 sogar jeder Dritte. «Und in zehn Prozent der Fälle kommt es zu schweren Verletzungen», zitiert Meyer eine Studie. Oft ist es ein Oberschenkelhalsbruch – mit schwerwiegenden Folgen für die älteren Menschen. Die Betroffenen bewegen sich aus Angst vor einem neuen Sturz weniger, verlieren damit noch mehr Kraft und sind darum zusätzlichgefährdet. Wer einmal gestürzt ist, erhöht das Risiko für weitere Vorfälle. «Umso wichtiger ist es, nach einem Sturz nach den Ursachen zu suchen, damit man das Risiko wieder senken kann», so Meyer.
Innere und äussere Ursachen können zum Sturz führen
Dass ältere Menschen eher stürzen, hat viele Gründe. Sowohl die Kraft wie auch das Gleichgewichtsgefühl nehmen ab. «Das ist ganz natürlich», sagt Manuela Crameri, Fachverantwortliche Bewegung und Sport bei der Pro Senectute. Dazu kommen in vielen Fällen eine Einschränkung des Sehvermögens, falsche Ernährung, die Wirkung von Medikamenten, Alkohol oder auch nur eine unpraktische Einrichtung im eigenen Umfeld. In Fachkreisen wird zwischen inneren und äusseren Ursachen unterschieden. Und in beiden Fällen können Betroffene ganz einfach etwas tun dagegen.
«Bewegung ist das beste Training», macht der Hausarzt deutlich. Und auch die Vertreterin der Pro Senectute betont den positiven Effekt eines regelmässigen Trainings. Sie präsentiert einfache Kraft, Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen, die jeder und jede zu Hause durchführen kann. Crameri betont die vielen positiven Effekte, welche dies mit sich bringt. Nicht nur kann die Kraft länger erhalten werden, auch das psychische Wohlbefinden wird gesteigert. Zudem lassen sich gesundheitliche Gefahren wie Hirnschlag oder Bluthochdruck reduzieren. «Versuchen Sie, die Übungen in den Alltag zu integrieren. Nehmen Sie die Treppe statt den Lift, Gehen Sie zu Fuss ins Dorf statt mit dem Auto. Laufen Sie auf Zehenspitzen durch den Gang. Noch mehr Spass macht das Training aber in der Gruppe», so ihr Ratschlag an das Publikum. Gerade die Pro Senectute hat ganz viele Sportangebote im Programm.
Den rutschigen Teppich möglichst ersetzen
Auch für die Spitex ist die Sturzprophylaxe ein grosses Thema, wie Beatrice Frei von der Spitex am Puls erklärt. «Unsere Klienten stürzen meist, wenn wir nicht vor Ort sind. Umso wichtiger ist es, mögliche Risiken zu erkennen und zu reduzieren», erklärt sie. Neben den Beobachtungen, wie sich die älteren Menschen bewegen, gehört auch eine Abklärung der Wohnsituation dazu. Oft sind Wohnungen älterer Menschen unpraktisch eingerichtet oder weisen Stolperfallen auf. «Hier suchen wir das Gespräch mit den Klienten und auch mit den Angehörigen. Wir können nur Empfehlungen abgeben. Ob der rutschige Teppich dann entfernt wird oder nicht, liegt nicht in unserer Hand», macht die Vertreterin der Spitex deutlich.
Viele einfache Tricks helfen, das Sturzrisiko zu vermindern. Etwa das Tragen von rutschfesten Schuhen zu Hause. «Aber seien wird doch ehrlich, das machen wir auch nicht zu Hause», so Frei. Auch die Nutzung von Rollatoren, genügend Licht, das Umstellen von Möbeln oder das Anbringen von Haltegriffen, etwa im Bad, kann helfen. Die Spitex empfiehlt auch einen Notrufknopf, damit im Fall eines Falles schnell reagiert werden kann. «Wir hatten einen Fall, bei dem eine Frau nach einem Sturz fünf Tage liegen blieb, bis man sie fand», berichtet sie.
Bewohner aus den Zimmern locken
Während in den heimischen vier Wänden die Spitex nur Empfehlungen abgeben kann, wird der Sturzprophylaxe in der Oberen Mühle grosses Gewicht beigemessen, wie Brankica Dubravac, Bereichsleiterin Pflege und Betreuung, berichtet. «Denn fast alle, die zu uns kommen, gehören zur Risikogruppe. Darum sind beispielsweise keine Teppiche erlaubt.» In den allgemeinen Bereichen werden alle möglichen Stolperfallen entfernt, die Bewohner und Bewohnerinnen sowie die Angehörigen bei der Einrichtung der Wohnungen beraten. Das Team tauscht sich mit den Ärzten aus über den Gesundheitszustand, sodass mögliche Probleme früh erkannt werden – auch die Physiotherapie kommt regelmässig vorbei.
«Natürlich haben wir auch ein breites Aktivierungsprogramm. Wir möchten, dass sich unsere Bewohner bewegen und körperlich und geistig etwas leisten und wir motivieren sie dazu», so die Pflegeleiterin. Sogar die Strickrunde kann helfen – denn für die Teilnahme müssen die Interessierten das Zimmer verlassen und nach unten gehen. Zum Angebot gehört aber auch die Beratung. Denn immer mehr Menschen treten direkt nach einem Spitalaufenthalt in die Obere Mühle ein. «Sie bekommen Hilfsmittel verschrieben, beispielsweise einen Rollator. Und wissen gar nicht, wie man damit umgeht», berichtet Dubravac. Die Mitarbeitenden in der Oberen Mühle sind sensibilisiert für das Thema. Und tun alles, dass es möglichst nicht zu Stürzen kommt.
Viel Bewegung als A und O
In einem Punkt sind sich alle vier Referenten einig. Viel Bewegung ist das beste Training. «Am besten haben es diejenigen, die Enkel haben. Mit ihnen zu spielen, das hält fit», sagt Manuela Crameri zum Schluss.