Weitere Optimierungen geplant
28.11.2025 WohlenARA im Blettler Wohlen: Etliche Herausforderungen zur Klärung des Abwassers
Bereits im Jahresbericht 2024 erwähnte Betriebsleiter Pius Keusch einige Optimierungen und Neuerungen für die Zukunft der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Blettler. Diese sollen ...
ARA im Blettler Wohlen: Etliche Herausforderungen zur Klärung des Abwassers
Bereits im Jahresbericht 2024 erwähnte Betriebsleiter Pius Keusch einige Optimierungen und Neuerungen für die Zukunft der Abwasserreinigungsanlage (ARA) im Blettler. Diese sollen zeitnah umgesetzt werden. Es warten anspruchsvolle Aufgaben, die das Team um die ARA im Jahr 2026 beschäftigen werden.
Richard Gähwiler
Schon immer waren Vorstand, Abgeordnete und die Akteure bei der ARA im Blettler auf eine nachhaltige Abwasserbehandlung bedacht. Bereits vor Jahren installierte man eine Photovoltaik-Anlage (PVA) und realisierte eine zentrale Aufarbeitung zur Entwässerung und Trocknung von Klärschlamm (KS), nachdem das Ausbringen auf landwirtschaftlichen Flächen verboten wurde. Ein beachtlicher Anteil der dafür benötigten Energie stammte aus der internen PVA. Man bekannte sich auch zur Natur, so wurde der Abwasserverband schon vor Jahren von der Stiftung Natur und Wirtschaft mit dem Qualitätslabel «Naturpark» ausgezeichnet. Man war immer vorne mit dabei.
Im letzten Jahr, 2024, waren es die Stapelsanierung, eine Neuausrichtung zur Schlammentwässerung, eine Erneuerung der Mittelspannungsanlage, die Verbauung zum Hochwasserschutz und weitere Optimierungen (siehe Ausgabe von Ende Juli). Weitere aktuelle und zukunftsweisende Themen wurden im Vorstand diskutiert und zum Teil beschlossen.
Mehrere energietechnische Optimierungen
Mit der Komplexität einer nachhaltigen Abwasserreinigung ist auch der Energiebedarf gestiegen. Diesbezüglich war man bei der ARA im Blettler schon immer auf Nachhaltigkeit bedacht und konnte einen Teil des Strombedarfs aus eigenen Anlagen einspeisen – Stichwort Blockheizkraftwerk (BHKW). Seit über 15 Jahren wurde mit diesen Anlagen das bei der Klärschlammfaulung entstehende Klärgas (auch Biogas genannt) in Strom und Wärme umgewandelt. Diese Blockheizkraftwerke sind in die Jahre gekommen, und dürfen aufgrund der ab 2026 verschärften Anforderungen der Luftreinhalteverordnung (LRV) nicht mehr wie bisher betrieben werden. Eine Überholung oder ein Ersatz hätten sich nicht gerechnet, so das Fazit eines Variantenvergleichs. Hingegen ist vorgesehen, dass das nach wie vor entstehende Biogas in einer entsprechenden Aufbereitungsanlage «gereinigt» und ins Netz der IB Wohlen AG (ibw) eingespiesen wird.
In der «Pipeline» ist auch die Erweiterung der PV-Anlage über den Nachklärbecken, wodurch die Versorgung mit Eigenstrom erhöht werden könnte. Dass dadurch die Algenbildung in den Becken verhindert wird, wäre ein willkommener zusätzlicher Nutzen.
Wärme aus Abwasser
Eine Studie, sozusagen ein Vorprojekt zur weiteren Optimierung des Energiehaushaltes, beinhaltet die Wärmegewinnung aus dem Abwasser der ARA. Aus diesem 10 bis 15 Grad warmen Abwasser kann mittels eines Wärmepumpensystems Energie für das Aufwärmen des Schlammes im Faulturm und die Heizung des Betriebsgebäudes gewonnen werden.
Weit fortgeschritten ist das Thema Notstrom-Diesel-Aggregat: Als systemrelevanter Betrieb muss die Abwasserreinigung auch bei einem längeren Stromausfall funktionieren, was mit einem leistungsfähigen Diesel-Aggregat gewährleistet wäre.
Auch die Idee und das Interesse eines Mobilfunkbetreibers zur Installation einer Mobilfunkantenne im ARA-Areal wird im Verband diskutiert.
Stickstoff-Elimination, basierend auf ETH-Studie
Bei einem Grossteil im kommunalen Abwasser handelt es sich um menschliche Ausscheidungen. Neben Feststoffen enthalten diese einen wesentlichen Anteil an Stickstoff (N2) – als Harnstoff im Urin. Stickstoff ist grundsätzlich ein wertvoller Düngerbestandteil, aber nicht im gereinigten Abwasser, wo er in Gewässern zur Überdüngung führen würde. Stickstoffverbindungen müssen daher eliminiert werden. Diese werden in der sogenannten Anox-Zone in Stickstoffgas umgewandelt, das in die Atmosphäre entweicht. In der revidierten Gewässerschutzverordnung werden für die ARA-Betreiber weitergehende Anforderungen an die Reinigungsleistung zur Stickstoff-Elimination definiert – diese wird im Bereich von 80 Prozent liegen. Im «Blettler» werden mit aktuellen Daten und einem entsprechendem ETH-Studienprogramm mögliche Optimierungen simuliert. Erste Resultate werden ab Frühjahr 2026 erwartet.
Nachhaltiger Rohstoffumgang dank Phosphor-Rückgewinnung
Ähnlich verhält es sich mit Phosphor (P) – ebenfalls in kommunalen Abwässern enthalten. In der chemischen Reinigungsstufe wird dieser mit Eisenchlorid ausgefällt und ist Bestandteil im resultierenden Klärschlamm (KS). Bis zum Jahr 2006 wurde dieser als Flüssigdünger in der Landwirtschaft ausgebracht. Mit dem Verbot zur landwirtschaftlichen Nutzung musste KS entwässert und getrocknet werden. Das resultierende Granulat wurde im Zementwerk Wildegg verbrannt (thermische Verwertung). Mit der neuen Ausrichtung der Anlage im Blettler wurde KS nur noch entwässert und neu in der ARA Werdhölzli ZH verbrannt – immer noch mit dem Wissen, dass dadurch wertvoller Dünger verloren geht. Daher wird die resultierende Asche vor Ort gelagert, mit der Aussicht auf eine mögliche Rückgewinnung des Phosphors.
Schon in den 2020er-Jahren wurde die Verordnung über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (VVEA) diesbezüglich aktualisiert: «Ab 2026 ist die teilweise Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und die vollständige Rückgewinnung aus Tierund Knochenmehl verpflichtend», wird in der Verordnung festgehalten. Das rief auch die Forschenden auf den Plan, die in Verfahren zur Rückgewinnung von Phosphor neue Herausforderungen sahen. Diese wurden zwischenzeitlich gemeistert, stehen heute doch zwei bis drei Gesellschaften bereit, die mit unterschiedlichen Verfahren und Technologien Lösungen anbieten. Was noch fehlt, sind entsprechende Geldgeber. Es wird daher mit einer ausgedehnten Übergangsfrist zu rechnen sein.
Handlungsbedarf: wirtschaftlich und technologisch
Es warten weitere Herausforderungen auf die Betreiber von Kläranlagen: Im «Konzept Abwasserreinigung» wurde vor rund zehn Jahren aufgezeigt, wie die Abwasserreinigung im Kanton Aargau optimiert werden kann: ein Maximum an Gewässerschutz mit einem Minimum an Kosten durch regionale Zusammenarbeit und Zusammenschluss von Anlagen. Dies wurde in der Zwischenzeit schon verschiedentlich umgesetzt. So reduzierte sich die Anzahl der Abwasserreinigungsanlagen (ARA) im Kanton Aargau von 94 im Jahr 1985 auf heute 41.
Weitere Zusammenschlüsse sind in Vorbereitung, was im Zusammenhang mit der Elimination von Mikroverunreinigungen (MV) auch für die ARA im Blettler zum Thema werden wird.


