Weil das Gedenken wichtig ist
29.04.2025 WohlenGegen das Vergessen
Gedenkfeier zum Ende des Weltkrieges vor 80 Jahren beim Wohler Friedensbaum
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. 80 Jahre später wird der Wohler Friedensbaum erneut zum Symbol.
Chregi ...
Gegen das Vergessen
Gedenkfeier zum Ende des Weltkrieges vor 80 Jahren beim Wohler Friedensbaum
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. 80 Jahre später wird der Wohler Friedensbaum erneut zum Symbol.
Chregi Hansen
Fünf Mannen aus dem Oberdorf ist es zu verdanken, dass es in Wohlen einen Friedensbaum gibt. Der ehemalige Förster Max Koch hatte zusammen mit Alfred Reusser, Walter Mattmüller, Traugott Gretler und Alois Widmer die Idee, aus Dankbarkeit über das Ende des so barbarischen Weltkrieges einen Baum zu pflanzen. An seinen Wurzeln wurden zudem etliche Andenken aus dieser Zeit vergraben.
80 Jahre ist das her. Der Nussbaum ist seither prächtig gewachsen. Von den fünf Männern von damals lebt aber natürlich niemand mehr. Auch die Erinnerung an den Friedensbaum und seine Geschichte beginnt zu verblassen. Dagegen wehrt sich Künstlerin Heidi Widmer, Tochter eines der Initianten. Gerade in der heutigen Zeit, in der in Europa wieder Krieg herrscht, sei der Friedensbaum ein wichtiges Symbol. Und das 80-Jahr-Jubiläum ein ideales Datum, um dessen Bedeutung wieder zu unterstreichen.
In Herbert Wiederkehr fand Heidi Widmer den idealen Mitstreiter für ihre Sache. Und diesem ist es gelungen, die Gemeinde mit ins Boot zu holen. Jetzt soll nicht nur der Friedensbaum von damals wieder in Erinnerung gerufen werden, zusätzlich wird ein neuer Baum gepflanzt. Auf dass der Frieden wieder kommen mag. Aus diesem Anlass ist für den 10. Mai eine kleine Gedenkfeier geplant. Nichts Grosses, sondern ganz schlicht und dem ernsten Thema angepasst.
Erinnerungsfeier beim Friedensbaum 80 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs
Dass es im Wohler Wald den sogenannten Friedensbaum gibt, wissen viele. Aber wo der ganz genau steht und warum er einst gepflanzt wurde, das können nur noch wenige, vorwiegend ältere Wohler, sagen. Weil Frieden in der heutigen Zeit noch wichtiger geworden ist, wird nun an den Baum erinnert. Und ein neuer gepflanzt.
Chregi Hansen
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg in Europa durch die vollständige Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Überall im Land läuteten damals am Tag darauf die Glocken. Einigen Männern im Wohler Oberdorf war das nicht genug. Sie wollten ein nachhaltiges Zeichen setzen. Und sie pflanzten darum im Brunnenmoos einen Friedensbaum. Später wurde hier regelmässig ein kleines Fest gefeiert.
80 Jahre später steht der Baum immer noch. Allerdings ist das Wissen darum vielerorts verloren gegangen. Feste gibt es hier keine mehr. Auch die Tafel mit der Inschrift ist nicht mehr vorhanden. Für viele ist der Friedensbaum nur noch bekannt als früherer Startort des Pfingstlaufs. Doch das soll sich ändern. Auf Initiative von Heidi Widmer und Herbert Wiederkehr soll im Gedenken an das Kriegsende vor genau 80 Jahren eine kleine Feier stattfinden. Künstlerin Heidi Widmer hat eine enge Beziehung zum Friedensbaum – ihr Vater gehörte zu den Initianten damals.
Gegen das Vergessen
Widmer erinnert sich noch gut an die Feierlichkeiten, die später jeweils an diesem Ort stattfanden und an denen sie als Kind dabei war. Sie findet es wichtig, dass der Baum und seine Bedeutung nicht vergessen gehen. «Wir müssen uns bewusst sein, dass Frieden nicht selbstverständlich ist», sagt sie. Das macht die heutige Situation in der Ukraine allen wieder deutlich. Sie findet es schade, dass der Friedensbaum nur noch wenigen ein Begriff ist. In Herbert Wiederkehr fand sie einen Mitstreiter, der sie in ihrem Bestreben nach einer Gedenkfeier unterstützte. «Und mit unserer Idee stiessen wir bei der Gemeinde auf offene Türen», freut sich Wiederkehr.
Gemeinde ist gerne mit von der Partie
Gemeindeammann Arsène Perroud lobt die private Initiative der beiden. «Wir hatten das, ganz ehrlich, nicht auf dem Radar», gibt er zu. Doch man war sofort begeistert von der Idee. Gerade auch, weil das Thema Frieden wieder an Aktualität gewonnen hat. Auch wenn die Schweiz nicht gross betroffen ist, sei es wichtig, solidarisch zu sein und ein Zeichen zu setzen. Darum wird nicht nur der gesamte Platz rund um den alten Friedensbaum neu gestaltet und aufgewertet, sondern auch ein neuer Baum gepflanzt. «Dieser soll den Wunsch nach Frieden weitertragen, auch wenn der alte Baum einmal nicht mehr steht», so Perroud.
Das wird so schnell kein Thema sein. Der damals gepflanzte Nussbaum an der Abzweigung zum Steffetsmösli ist noch sehr gesund, betont Roger Isler von der Fachstelle Umwelt. Weil aber die Gedenktafel fehlt, wissen viele gar nicht um die Bedeutung. Darum wird die Tafel erneuert und wieder angebracht. Auch die beiden in die Jahre gekommenen Holzbänke sollen etwas aufgefrischt und mit einer Inschrift versehen werden. Zudem soll der Waldrand an dieser Stelle mit Steinen etwas besser von der Strasse abgetrennt werden. «Leider wird der Ort derzeit vor allem als Parkplatz genutzt, das wollen wir ändern. Schliesslich stehen weiter vorne an der Kantonsstrasse genügend Parkplätze zur Verfügung», so Isler.
Gedenkfeier am 10. Mai
Als Abschluss all dieser Aufwertungsmassnahmen findet am Samstag, 10. Mai, 17 Uhr, eine Gedenkfeier statt. Klein und besinnlich soll sie sein, so der Wunsch der Initianten und der Gemeinde. Eine ausgelassene Fete würde dem Anlass nicht gerecht, schliesslich gehe es um Krieg und Frieden. «Aber es ist wichtig, dass wir alle zusammenstehen», betont Heidi Widmer. Im Rahmen der Feier soll einerseits zurückgeblickt werden. Heini Stäger wird dazu eine kurze Ansprache halten. Gleichzeitig soll auch eine Art Generationenwechsel stattfinden. «Wir haben bewusst die Pfadi, die Jungwacht und den Blauring zu dieser Feier eingeladen, damit die Jungen die Geschichte dazu weitertragen, Und zu unserer grossen Freude haben alle zugesagt», berichtet Herbert Wiederkehr. Mit dabei sind an diesem Tag auch die Nachkommen von drei der fünf Initianten von damals.
Gegenseitiges Lob
So ganz genau stimmt das nicht mit dem 80-Jahr-Jubiläum. Gepflanzt wurde erst im August 1945, die Einweihungsfeier fand am Sonntag, 16. August 1946, statt. Schon damals im kleinen Rahmen. Wie die Protokollbücher von damals zeigen, dauerte es von der Idee bis zur Umsetzung eben einige Zeit. Und am 10. Mai wird vielerorts das 80-Jahr-Jubiläum des Weltkriegsende begangen. Dank der Initiative von Heidi Widmer und Herbert Wiederkehr also auch in Wohlen. Sie freuen sich jetzt schon auf den Anlass. «Es ist schön, dass die Gemeinde so schnell und unkompliziert mitgemacht hat», sagen sie. Ammann Arsène Perroud gibt das Lob zurück. «Diese private Initiative haben wir nur allzu gern unterstützt. Gerade in der heutigen Zeit ist ein solches Gedenken wichtig», sagt er.