Wegweisende Entscheide stehen an
26.03.2024 Mühlau, Region OberfreiamtIn Mühlau fand die 25. Generalversammlung von Holzenergie Freiamt statt
Wie sieht die Zukunft des Vereins Holzenergie Freiamt aus? Diese Frage beschäftigte den Vorstand im vergangenen Jahr. Im letzten Herbst wurden an einem Workshop erste Ideen einer ...
In Mühlau fand die 25. Generalversammlung von Holzenergie Freiamt statt
Wie sieht die Zukunft des Vereins Holzenergie Freiamt aus? Diese Frage beschäftigte den Vorstand im vergangenen Jahr. Im letzten Herbst wurden an einem Workshop erste Ideen einer Neuorientierung eruiert. Diese wurden nun den Mitgliedern präsentiert.
Celeste Blanc
Möglichst viele Holzenergieanlagen initiieren, um das wertvolle Holz aus den Wäldern energetisch zu verwerten: Das war vor 25 Jahren die Motivation für die Vereinsgründung von Holzenergie Freiamt gewesen. Nun, zwei Jahrzehnte später, hat sich die Ausgangslage geändert: Das Energieholz hat an Aufschwung erfahren und dank dem Engagement des Vereins verzeichnet das Freiamt die höchste Dichte an Holzenergieanlagen im ganzen Kanton. «Eine Erfolgsgeschichte», resümiert Präsident Stefan Staubli an der Generalversammlung.
Durch diese Erfolgsgeschichte hat sich das Potenzial neuer Anlagen in der Region mittlerweile aber auch erschöpft. Es sei nicht mehr notwendig, neue Anlagen «aus dem Boden zu stampfen», so Stefan Staubli weiter. Das ursprüngliche Vereinsziel sei mit dieser Entwicklung somit hinfällig.
Holzenergie hat an Aufschwung gewonnen
Zwar müsse nach wie vor bei den bestehenden Anlagen in der Region deren effizienter Betrieb sichergestellt und diese fortlaufend aufgerüstet werden, um möglichst nachhaltig zu laufen. Doch gibt es noch weitere Aufgaben, welche Holzenergie Freiamt wahrnehmen könnte? Und wenn ja, welche könnten das sein? Und wie würde sich dann die Zukunft ausgestalten? «Um diese Fragen zu klären, hat der Vorstand im letzten Jahr einen Workshop organisiert, bei welchem sich Fachpersonen unter anderem aus dem Wärmeenergie-Bereich, der Forstwirtschaft und der Produktion über mögliche Varianten einer Neuausrichtung des Vereins ausgetauscht haben», so Staubli weiter.
Ausgangspunkt der erhobenen Standortbestimmung bieten die Zahlen zum Potenzial der Holzenergie in der Schweiz und dem Kanton Aargau, die durch Andreas Keel, Präsident Holzenergie Schweiz, an diesem Abend präsentiert wurden. Erfreulich sei die hohe Nachfrage nach Energieholz. Gesamtschweizerisch werden jährlich 5,5 Millionen Kubikmeter Energieholz verbraucht und Holzenergie würde insgesamt 5,8 Prozent des Energieverbrauchs abdecken. Zusätzlich haben Holzanlagen einen zusätzlichen Hype vor gut zwei Jahren mit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine erlebt, als die Forderungen nach unabhängigen Energiequellen lauter wurden. Dementsprechend gab es einen neuen Boom, der sich in der Anzahl Holzenergieanlagen widerspiegelt. Heute gebe es knapp 470 000 Anlagen. «Damit ist man gut vertreten», freut sich Keel. «Doch mit dem Wachstum stellt sich die Frage: Wo ist das Ende der Fahnenstange? Und wann zeichnet sich das ab?»
Berechnungen zufolge liegt das Totalpotenzial von Energieholz bei 6,8 Millionen Kubikmetern. 80 Prozent dieses Potenzials werden demnach aktuell bereits ausgeschöpft. «Beim Waldholz gibt es noch Potenzial, Landschaftsholz ist eine Blackbox, das Restholz ist ausgeschlossen und beim Altholz ist das Potenzial klein», informiert Keel. Mit Blick auf den Kanton Aargau zeigt sich ein Verbrauchswert von Stückholz, Schnitzeln und Pellets von rund 500 000 Kubikmetern, wobei lediglich noch ein Restpotenzial beim Waldholz bestehe.
Potenzial im Aargau gegeben
Auch wenn eine nachhaltige Förderung von Energieholz ab einem gewissen Punkt ausgeschöpft ist, besteht gemäss Aussagen von Keel im Kanton Aargau noch Potenzial, Holzenergieanlagen zu fördern. «Hinsichtlich der Ausgangslage im Kanton zeichnen sich Möglichkeiten ab, wie sich die hiesige Holzenergie Freiamt künftig neu positionieren kann», so Staubli. So wäre es ein Ziel, das bisher regional eingesetzte Knowhow des Vereins auf der Stufe des Kantons zu erweitern, weitere Anlagen zu fördern und bestehende auf Vordermann zu bringen. Eine Tätigkeit auf kantonaler Ebene würde zudem die Chance bringen, Einfluss auf politische Prozesse zu nehmen, etwa bei Gesetzesrevisionen. «Der Erfolg der Holzenergie Freiamt ist zurückzuführen auf das Netzwerk, das man sich aufgebaut hat, das aus der Nähe zu den Behörden, den Forstbetrieben und Menschen bestand», weiss der Präsident. Deshalb seien Kooperationen mit anderen Organisationen und Vereinen unumgänglich.
So sei man bereits mit Pro Holz Aargau im Gespräch. Für beide Seiten wäre eine Zusammenarbeit durchaus denkbar. Ein erster Ideenaustausch habe stattgefunden. «Möglich wäre, dass wir als Verein ein Mandat auf Stufe des Kantons übernehmen könnten, bis hin zur Frage, ob eine Fusion angezeigt sei und damit der Verein aufgelöst werde», so Staubli weiter.
In welche Richtung der Verein geht, soll bis im August abgeklärt werden. Bis dahin informiert Holzenergie Freiamt fortlaufend über namhafte Entwicklungen.
Projekt «Holz vom Förster» findet wenig Anklang
Nicht nur künftige Projekte, auch aktuelle haben im vergangenen Jahr beschäftigt. Nebst zahlreichen Projektbegleitungen wurde auch das Projekt «Holz vom Förster» als Vermarktungsplattform bei allen kantonalen Forstbetrieben vorgestellt. Die Nachfrage fiel aber geringer aus als erhofft. Lediglich drei neue Betriebe, namentlich Wettingen, Gebenstorf und Suhrental/ Rudertal, haben sich angeschlossen und erste Erfahrungen gesammelt. «Ein Hauptgrund ist darin zu vermuten, dass kein Forstbetrieb in den letzten zwei Jahren besondere Anstrengungen unternehmen musste, um Brennholz zu verkaufen», so Staubli. Dass die Erwartungen nicht erfüllt wurden, zeigt sich auch in der Jahresrechnung. Diese bezeichnet Geschäftsführer Lukas Frei als «gröbere, aber unspektakuläre» Abweichungen. Zwar verzeichnet der Verein weniger Einnahmen, aber es fällt im Endergebnis nicht ins Gewicht.
Weiter wurde darüber informiert, dass mit Samuel Bischofberger von Bischofberger-Holz aus Windisch eine Vereinbarung getroffen wurde, wonach er künftig die Vermarktung der Marke «Holz vom Förster» in den Revieren der Region vornimmt, in denen die Förster diese nicht mehr weiterführen wollen. Im Gegenzug kaufe er aus dem Einzugsgebiet das Holz ein. «So besteht die Möglichkeit für die Forstbetriebe, die zu wenig Kontakt zu Einzelkunden haben, trotzdem mit ihrem Produkt präsent zu sein», erklärt Staubli.