Weg frei für Liquidation
28.11.2023 WohlenAn der Generalversammlung der FC Wohlen AG wird die Auflösung der Aktiengesellschaft einstimmig beschlossen
Noch nie waren so viele Aktionäre an der GV der FC Wohlen AG. Es wurde beschlossen, die Aktiengesellschaft aufzulösen. Der FC Wohlen wird diesen ...
An der Generalversammlung der FC Wohlen AG wird die Auflösung der Aktiengesellschaft einstimmig beschlossen
Noch nie waren so viele Aktionäre an der GV der FC Wohlen AG. Es wurde beschlossen, die Aktiengesellschaft aufzulösen. Der FC Wohlen wird diesen «Klotz am Bein» endlich los. Doch was ist mit den 300 000 Franken Schulden?
Die gute Nachricht: Der FC Wohlen kann seine Aktiengesellschaft abstreifen und wird diesen «Klotz am Bein» – wie die AG seit dem Rückzug aus dem Profibetrieb 2018 oft genannt wurde – endlich los. «Es hat alles geklappt. Mehr oder weniger reibungslos. Es gab ein paar Diskussionen und offene Fragen an der GV, ansonsten ist die Hauptnews, dass die AG nun aufgelöst werden kann», sagt André Richner, der bis vor einem Jahr Verwaltungsratspräsident der FC Wohlen AG war und nun als Liquidator auftritt.
Wie konnte es zum Schuldenberg kommen?
Die brennendste Frage unter den rund 30 stimmberechtigen Aktionäre war: Wie konnte es zu so einem hohen Schuldenberg kommen? Das Loch in der Kasse der AG beträgt 300 000 Franken. Zustande gekommen grösstenteils durch die Zusammenarbeit mit einer Firma, die das Mitglieder- und Rechnungswesen des FCW übernommen hat. «Die Kontrollfunktion ging dabei völlig vergessen. Da muss auch ich mich an der Nase nehmen», so Richner. Namen, die dafür verantwortlich sind, will er keine nennen. «Das spielt keine Rolle mehr», so Richner.
Wichtig sei, dass die Aktionäre einstimmig entschieden und bewilligt haben, dass die AG liquidiert wird. Nun wird die Auflösung angemeldet, der Schuldenruf getätigt, die AG verwertet. Ab Saisonende (30. Juni 2024) wird es keinerlei Tätigkeiten der AG mehr geben. Im November 2024 erfolgt die Löschung aus dem Handelsregister. Bevor dies geschieht, muss die AG schuldenfrei sein. «Wir schaffen das. Die AG wird nicht in Konkurs gehen», verspricht Richner. Man will «saubere Sache machen».
Die Aktiengesellschaft des FC Wohlen wurde 2008 gegründet. Der Grund liegt im Aufstieg in die Nationalliga B im Jahr 2002. «In den folgenden Jahren nahm die Professionalisierung des Betriebes rund um die 1. Mannschaft laufend zu und die Auflagen für die Lizenz im Spitzenfussball erforderten eine Neuausrichtung in den Vereinsstrukturen. Am 17. Januar 2008 wurde die FC Wohlen AG gegründet. In dieser Aktiengesellschaft ist seit der Saison 2008/09 die 1. Herrenmannschaft des FC Wohlen organisiert. Ab der Saison 2009/10 wurden aus organisatorischen Gründen im Spielbetrieb auch die 2. Herrenmannschaft (U23) sowie die Aund B-Junioren in die FC Wohlen AG integriert», heisst es auf der Homepage des Vereins.
Mit dem Rückzug aus dem Profibetrieb und dem freiwilligen Abstieg aus der Challenge League 2018 wurde die AG aber unnötig. Man hätte die AG schon früher aufgelöst, doch es gab ein Problem. Bei einer Auflösung der AG hätte die erste Mannschaft in der 5. Liga neu starten müssen. Doch dies hat sich vor Kurzem geändert. Die Zentralkommission des Schweizerischen Fussballverbandes reagierte auf einen Antrag von André Richner innerhalb von nur wenigen Tagen. Die Antwort: «Auch wenn wir die AG auflösen, können wir in der 1. Liga classic bleiben.» Es war der erste Schritt hin zur Auflösung der AG.
Der zweite Schritt war nun die Bewilligung durch die Aktionäre. Der dritte – und wichtigste – Schritt ist die Tilgung der Schulden. «Das klappt», versichert Richner. In naher Zukunft soll der FC Wohlen auch den Vorstand erweitern, einen neuen Präsidenten vorstellen und die Strukturprobleme angehen. Und auch das Budget wird überarbeitet. Ab der Saison 2024/25 soll das Gesamtbudget des FC Wohlen um ein Viertel gekürzt werden. Heisst: Von aktuell 950 000 Franken (AG und Verein) zu neu 700 000 Franken. Das hätte auch Auswirkungen auf die 1. Mannschaft, die kleinere Brötchen backen müsste. Man ist sich sicher, dass dieser Weg stimmt. Und bislang wurden die ersten Schritte auch getätigt in eine erfolgreichere, schuldenfreie und ruhigere Zukunft.
Was ist mit Sforza?
Eine Frage, die noch offen ist: Was geschieht mit Kurt Braunschweiler, das einzig verbliebene Verwaltungsratsmitglied (seitdem Vereinspräsident Mike von Wyl demissioniert hat). Und was ist mit Daniel Trottmann und Ciriaco Sforza, die im März ankündigten, in den Verwaltungsrat der FC Wohlen AG zu kommen? Dies ist nun mit der bevorstehenden Liquidation natürlich hinfällig. Doch: Helfen diese Personen im Vereinsvorstand mit? Richner: «Das ist noch unklar. Es finden nun Gespräche über die Zukunft statt.» --spr