Wasserring-Linie optimiert
28.06.2024 WohlenDie Lebensader wächst
«Wasser 2035»-Delegierte tagten in Wohlen
Es ist ein Generationenprojekt, und der nächste Meilenstein konnte gesetzt werden. Die bestehende Wassertransportleitung durch das Bünztal ist bereits die Lebensader ...
Die Lebensader wächst
«Wasser 2035»-Delegierte tagten in Wohlen
Es ist ein Generationenprojekt, und der nächste Meilenstein konnte gesetzt werden. Die bestehende Wassertransportleitung durch das Bünztal ist bereits die Lebensader von Wohlen und Region. Sie soll mit einer neuen Leitung durch das Reusstal zu einem «Wasserring» ergänzt werden – das ist das grosse und ehrgeizige Projekt «Wasser 2035». Nun konnte Projektleiter Martin Schibli verkünden, dass das Vorprojekt vor zwei Monaten beim Kanton eingereicht werden konnte. Die Linienführung wurde optimiert. Man rechnet mit Investitionen von rund 28 Millionen Franken. --dm
Delegiertenversammlung der IKA «Wasser 2035»: Vorprojekt Ringleitung beim Kanton eingereicht
Das Generationenwerk nimmt weiter konkrete Formen an. Die Linienführung bei der neuen Verbindung zwischen Reusstal und Bünztal ist festgelegt. Das Vorprojekt liegt seit zweieinhalb Monaten beim Kanton zur Beurteilung.
Daniel Marti
Es läuft zurzeit alles rund bei der IKA «Wasser 2035», alles fliesst bestens, könnte man auch sagen. «Denn das Vorprojekt wurde am 10. April beim Kanton Aargau eingereicht», betonte Verwaltungsratspräsident Norbert Ender. Und der Kern von «Wasser 2035» ist längstens bekannt: Die bestehende Wassertransportleitung durch das Bünztal, von Niederlenz bis nach Wohlen, wird mit einer neuen Leitung durch das Reusstal zu einem «Wasserring» ergänzt. Dieser «Wasserring» ist ein Generationenprojekt. Und «Wasser 2035» ist ein Musterbeispiel der überregionalen Zusammenarbeit.
Das ausgearbeitete Vorprojekt ist ein weiterer Meilenstein. «Vor allem die Linienführung wurde optimiert und überprüft», so Ender, der die Erstellung des Vorprojekts «als Schwergewicht der Planungsarbeiten» bezeichnet.
20 Kilometer und 200 Parzellen
Projektleiter Martin Schibli orientierte vertieft über das Vorprojekt, das bis Ende Jahr bereinigt sein sollte. Ab dem Jahr 2028 sollten erste Teilstücke durch das Reusstal realisiert werden. Ab 2030/31 ist die Inbetriebnahme vorgesehen. Bis dahin gibt es noch ganz viel Arbeit. «Jetzt wurden die Varianten-Entscheide gefällt», so Schibli, «und nun stehen Gespräche mit diversen Partnern an.»
Schibli konnte mit einem Film den Delegierten die Linie zeigen, die für die neue Leitung im Reusstal vorgesehen ist. Von Niederlenz bis nach Wohlen, samt Querungen von Autobahn und Bünz. Die Linie führt von Niederlenz nach Othmarsingen, Brunegg, Mägenwil, Wohlenschwil, Mellingen, Tägerig, Nesselnbach, Niederwil, Fischbach-Göslikon und von dort hinauf ins Wasserreservoir Hochwacht in Wohlen, und ein Abzweiger führt dort nach Bremgarten und Waltenschwil. Die Länge dieser Leitung durchs Reusstal beträgt fast 20 Kilometer. «Und rund 200 Parzellen sind betroffen», informierte Schibli. Bei diesen Parzellen geht es ab sofort um das Durchleitungsrecht und danach um Entschädigungen.
Standardgrabentiefe beträgt zwei Meter
Diverse Faktoren wurden bei der Linienführung betrachtet: die Topografie, die Verhinderung von Hoch- und Tiefpunkten, die Anschlusspunkte, das Kulturland, Verkehrswege, Archäologie und die Bewilligungsfähigkeit. Zusätzlich sind beim Vorprojekt noch ein Anschluss für die Gemeinde Künten und ein direkter Anschluss für den regionalen Wasserverband Mutschellen (RWVM) hinzugekommen. Eine Linienführung durch den Wald ist vor allem zwischen Fischbach-Göslikon, Wohlen und Bremgarten unumgänglich. So brauche es auch eine «kurze Transportpiste mit Rodung im Wald», erklärte der Projektleiter.
Auch in Baufragen hat man sich festgelegt: Die Standardgrabentiefe beträgt zwei Meter, bei der Überdeckung der Wasserleitung sind es 1,40 Meter. Die neue Ringleitung wird einen Durchmesser von 400 Millimetern aufweisen. Laut Verwaltungsratspräsident Norbert Ender wurden auch 500 Millimeter geprüft, diese Variante hätte aber «alles technisch schwieriger gemacht». Zudem werden mit diesem Entscheid rund 2,8 Millionen Franken eingespart.
Viele Eckdaten sind nun beim Vorprojekt fixiert. «Diese Ringleitung ist ein Generationenprojekt und sie wird auch über Generationen hinweg in Betrieb sein», betonte Projektleiter Martin Schibli.
Kostenschätzung geht von rund 28 Millionen Franken aus
VR-Präsident Ender konnte zudem den Investitionsplan vorstellen: Die Verantwortlichen gehen von Gesamtinvestitionen in der Höhe von 27,9 Millionen Franken aus, davon entfallen 24,4 Millionen auf den Leitungsbau. Rund 2,5 Millionen werden für ein neues Pumpwerk benötigt, rund eine Million für die Anteile an den Anschlüssen und die Steuerungsanlage. Die knapp 28 Millionen Franken sind eine Kostenschätzung mit plus/minus 20 Prozent.
Beim Planungsprozess stellte sich auch heraus, dass die Linienführung optimiert werden und vermehrt durch Kulturland führen kann. Das ergibt Einsparungen von rund 1,6 Millionen Franken. Das Vorprojekt, da waren sich alle Delegierten einig, ist auf einem guten Stand. 89,85 Prozent der Stimmen waren anwesend an der Versammlung – und diese stimmten dem Investitionsplan einstimmig zu. Einzig Villmergen und Büttikon fehlten, dafür waren die möglichen Kandidaten Künten und Seengen anwesend.
Nächste Meilensteine – und Pioniergeist gelobt
Norbert Ender konnte weiter berichten, dass die interkommunale Anstalt gut unterwegs ist. Und dass der Verwaltungsrat seine sechs Handlungsfelder gezielt und erfolgreich verfolgt: Neben der Planung und dem Bau der Ringleitung sind auch die Sicherstellung der Trinkwasserqualität und die langfristige Sicherung der Wasserlieferungen sowie die Kommunikation und die Vertiefung der Zusammenarbeit in der Region sehr wichtig. Und Ender nennt auch die nächsten Meilensteine: Bis Ende 2026 soll das Bauprojekt fertiggestellt sein, damit anschliessend das Baubewilligungsverfahren erfolgen kann. Auch der Aufsichtsausschuss berichtete nur Positives: Alles funktioniert, die Planungssicherheit ist gegeben, rundum werde sehr fleissig gearbeitet.
Das alles nahm Heiko Loretan mit Freuden auf. Er ist Abteilungsleiter der Abteilung für Umwelt beim kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt. Loretan überbrachte die Grüsse des Regierungsrats und ordnete Idee und Vorprojekt des Wasserrings ein. «Die Extremereignisse wie aktuell in Zermatt werden weiter zunehmen, darum wird das Wassermanagement immer wichtiger», so Loretan. Auch darum habe der Regierungsrat im Jahr 2021 eine Wasserstrategie beschlossen, und hier im Bünztal und im Reusstal habe man sich das Gleiche schon viel früher überlegt. Darum gibt es für Heiko Loretan nur eine kurze, aber umso treffendere Einordnung: «Gratulation zu diesem Pioniergeist.»
Finanzen in Ordnung
Das Jahr 2023 schloss die IKA «Wasser 2035» bei den Finanzen mit einem Verlust von rund 142 500 Franken ab, budgetiert war ein Minus von 292 200 Franken. «Also besser als budgetiert», folgerte VR-Präsident Norbert Ender. Dies dank zusätzlichen Lieferverpflichtungen und besserer Gesamtbewirtschaftung. Und die Vergabe beim Vorprojekt fiel günstiger aus. Das Eigenkapital beträgt aktuell 1,286 Millionen Franken. --dm