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25.11.2025 Region UnterfreiamtDer Reusspark informiert über das Thema digitaler Nachlass
Mit viel Fachwissen und Feingefühl brachte der Reusspark ein oft verdrängtes Thema näher: Rechtsanwältin Salome Barth zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, den digitalen Nachlass ...
Der Reusspark informiert über das Thema digitaler Nachlass
Mit viel Fachwissen und Feingefühl brachte der Reusspark ein oft verdrängtes Thema näher: Rechtsanwältin Salome Barth zeigte eindrücklich, wie wichtig es ist, den digitalen Nachlass rechtzeitig zu ordnen.
Der Reusspark widmet sich im Rahmen seines Mottos «Heiwärts» Themen, die oft verdrängt werden, aber zentral für die Lebensgestaltung sind. Diesmal stand der digitale Nachlass im Fokus – ein Bereich, der von Jahr zu Jahr wichtiger wird, im Todesfall jedoch voller Unklarheiten steckt. Rechtsanwältin und Erbrechtsspezialistin Salome Barth führte das Publikum kompetent praxisnah durch dieses Thema.
Der grosse Saal im Reusspark war gut gefüllt. Viele der Anwesenden – vorwiegend ein reiferes, aber sehr waches Publikum – machten sich Notizen. Immer wieder ging ein Raunen durch die Reihen, wenn Barth auf rechtliche Unsicherheiten, schwer zugängliche Plattformbetreiber oder mögliche Fallstricke hinwies. «Einige Antworten machen nachdenklich», meinte später eine Besucherin. Der Abend dürfte dem einen oder anderen wohl noch länger durch den Kopf gehen – vielleicht sogar für eine schlaflose Nacht sorgen, wie jemand halblaut bemerkte.
Barth zeigte auf, wie umfassend der digitale Nachlass heute ist: Benutzerkonten, Fotos, E-Mails, Abonnements, Cloud-Speicher, soziale Netzwerke – aber auch elektronische Vermögenswerte wie Kryptowährungen. Viele Menschen seien online breit vernetzt, doch kaum jemand kümmere sich darum, was nach dem Tod mit den Daten geschieht. Ihre zentrale Botschaft: «Man soll sich Gedanken dazu machen, einen Überblick und Ordnung schaffen.»
Anbieter sitzen oft im Ausland
Rechtlich ist vieles im Fluss. Die Schweiz verfügt über keine klare gesetzliche Regelung, weshalb sich die Praxis wohl oft an der deutschen Rechtsprechung orientieren werde. In der Theorie treten Erben in bestehende Vertragsverhältnisse ein – in der Praxis sei es jedoch oft ein mühseliges Unterfangen. «Schon nur eine zuständige Person bei einem Anbieter zu finden, ist schwierig, da viele Firmen irgendwo im Ausland sitzen», erklärte Barth. Die Verfahren seien je nach Plattform komplex. Nicht selten sei man den Bedingungen der Anbieter schlicht ausgeliefert: «Take it or leave it», fasste sie pointiert zusammen. Besonders sensibel ist der Umgang mit Kryptowährungen. Ohne Passwörter oder Token könne das digitale Vermögen unwiederbringlich verloren gehen. «Es ist stossend, dass einiges unklar ist», sagte Barth.
Klare Anweisungen hinterlassen
Wer Vorsorge treffen wolle, müsse Passwörter geordnet und sicher hinterlegen – und festlegen, wer im Ernstfall Zugriff erhalten soll. Auch geistige Schöpfungen wie Texte, Fotos oder Videos gehören zum digitalen Nachlass. Doch nicht alles hat urheberrechtlichen Wert. Mit einem Schmunzeln stellte Barth klar: «Ein Einkaufszettel ist noch keine geistige Schöpfung mit Wert.»
Zum Schluss zeigte sie Möglichkeiten der Planung auf – vom handschriftlichen Testament über vertragliche Regelungen zu Lebzeiten bis hin zu individuellen Anweisungen für einzelne Konten. Entscheidend sei, Ordnung zu schaffen und die Unterlagen so zu hinterlegen, dass die gewünschten Personen sie im Todesfall auch finden.
Reusspark-Veranstaltungsleiterin Esther Kuster betonte, man wolle mit dem Motto «Heiwärts» Denkanstösse geben und zu neuen Einsichten anregen. Dass dies gelungen ist, zeigte die spürbar nachdenkliche Stimmung im Saal. Einige Fragen bleiben offen – doch der Abend machte deutlich: Vorsorge endet heute nicht beim Bankkonto, sondern umfasst auch die Spuren, welche die meisten Menschen im digitalen Raum hinterlassen. --str

