Vorurteile abbauen
26.05.2023 Region Unterfreiamt, MeisterschwandenEinsatz von Schülern der Kreisschule Oberes Seetal im Gärtnerhaus
Derzeit findet an der Kreisschule die Projektwoche statt. Zehn Jugendliche lernen in diesen Tagen das Integrationszentrum Gärtnerhaus kennen. Der Einsatz ermöglicht wertvolle Einblicke ...
Einsatz von Schülern der Kreisschule Oberes Seetal im Gärtnerhaus
Derzeit findet an der Kreisschule die Projektwoche statt. Zehn Jugendliche lernen in diesen Tagen das Integrationszentrum Gärtnerhaus kennen. Der Einsatz ermöglicht wertvolle Einblicke in eine Institution, die viele nur vom Namen her kennen.
Chregi Hansen
Nicht «normal» oder einfach anders? So lautet der genaue Titel der Projektwoche der Kreisschule Oberes Seetal. Jugendliche aus den Gemeinden Bettwil, Fahrwangen, Meisterschwanden und Sarmenstorf haben in dieser Woche die Möglichkeit, einen Blick hinter die Türen des Gärtnerhauses zu werfen.
«Unsere Teilnahme an der Projektwoche hat bereits Tradition», erklärt Mirzet Sejdinoski, Leiter Arbeitsbereich im Gärtnerhaus. Wegen Corona kam der letzte Einsatz im Jahr 2019 zustande. «Wir sind froh, können wir die Woche endlich wieder anbieten. Von ihr profitieren beide Seiten», so Sejdinoski weiter. Zehn Schüler und Schülerinnen haben sich für dieses Projekt angemeldet. Mehr gehe eben nicht. «Wir wollen ihnen die ganze Bandbreite unserer Institution näherbringen, das bringt einigen Aufwand mit sich», sagt der Verantwortliche für den Arbeitseinsatz.
Gärtnerhaus ist ein Begriff
Zum Auftakt erhielten die Teilnehmer der Projektwoche ganz viele Informationen über die Institution und die verschiedenen Krankheitsbilder ihrer Klienten. Im Gärtnerhaus erhalten Personen in schwierigen Lebenssituationen und mit psychischen Beeinträchtigungen eine Wohn- und/ oder Beschäftigungsmöglichkeit. Das Hauptgebäude befindet sich in Meisterschwanden, die Grosszahl der Arbeitsbereiche in Fahrwangen. «Die Schüler stammen ja auch aus der Region. Sie treffen also unsere Leute, wenn sie im Bus fahren oder einkaufen gehen. Die Woche soll dazu beitragen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen und Verständnis zu wecken», macht Sejdinoski deutlich.
Die meisten der teilnehmenden Jugendlichen kennen das Gärtnerhaus zumindest vom Namen her. Vor allem der Verkaufsladen Eigenwerk ist einigen ein Begriff. «Ich habe hier schon oft mit meiner Mutter eingekauft», berichtet eine Schülerin, während sie selber ein Blumengesteck herstellt. Die Arbeit gefällt den Schülerinnen besser als der Einsatz am Tag zuvor im Gartenbau. «Das Jäten war ganz schön anstrengend», berichtet eine andere Schülerin.
Die andere Gruppe ist gerade dabei, im Kreativatelier selber Duschmittel herzustellen – was sich als gar nicht so einfach entpuppt und viel Geduld erfordert. Es ist aber gerade die Vielfalt, welche den neun Schülerinnen und dem einen Schüler gefallen. «Sie erhalten Einblicke in ganz verschiedene Berufe. Das nützt ihnen bei der späteren Wahl ihrer Lehre», ist sich Brigitte Döbeli vom Eigenwerk-Laden sicher.
Man habe zu Beginn der Woche eine deutliche Zurückhaltung auf beiden Seiten gespürt, berichtet Sejdinoski. Spätestens mit dem gemeinsamen Sportnachmittag aber waren diese verschwunden. Beim Besuch gestern Donnerstag war die Stimmung bestens. Die Woche gefällt, so der einhellige Tenor aller Jugendlichen.
Für viel Abwechslung gesorgt
In zwei Gruppen aufgeteilt, konnten sie nicht nur das Eigenwerk und das Kreativatelier kennenlernen, sondern auch in der Schreinerei und im Gartenbau anpacken und Einblick nehmen in die verschiedenen Wohn- und Betreuungsangebote. Ein gemeinsames Mittagessen im Gärtnerhaus sowie ein Vortrags- und Filmnachmittag sorgten für weitere Abwechslung. Beschlossen wird die Woche heute Freitag mit einem gemeinsamen Brunch, einer Feedbackrunde und der Dokumentation über Vorurteile. Trotz des Aufwandes, den eine solche Woche mit sich bringt, sind die Verantwortlichen des Gärtnerhauses froh um diese Möglichkeit, sich zu präsentieren. «Wir sind gut integriert in den beiden Gemeinden und sehen uns als ein offenes Haus. Unsere Türen stehen grundsätzlich allen offen, wobei wir natürlich Rücksicht auf die Bedürfnisse unserer Klienten nehmen», erklärt Mirzet Sejdinoski. Man ist deshalb auch um gute Aussenbeziehungen bemüht, weil die Institution einen Grossteil der Arbeiten den externen Aufträgen in der Region und darüber hinaus verdankt. «Die Auftragssituation ist gut, wir können nicht klagen», sagt denn auch der Leiter Arbeitsbereiche.
Und wer weiss: Vielleicht gefällt es dem einen oder anderen Jugendlichen im Gärtnerhaus so gut, dass er oder sie später hier eine Ausbildung beginnen will. «Das wäre natürlich ein wunderbarer Nebeneffekt», schmunzelt Sejdinoski.