Vier Tage lang Vollgas geben
03.02.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtFasnachtsgruppe Variété feiert Jubiläum ein Jahr verspätet
Nach dem Motto «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben» führt die Fasnachtsgruppe Variété den Jubiläumsnachtumzug jetzt eben am Samstag, 18. Februar, durch. Mit dem ...
Fasnachtsgruppe Variété feiert Jubiläum ein Jahr verspätet
Nach dem Motto «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben» führt die Fasnachtsgruppe Variété den Jubiläumsnachtumzug jetzt eben am Samstag, 18. Februar, durch. Mit dem eigenen Ball, dem Scheesewage-Rönne und dem Verteilen der Mehlsuppe warten weitere Höhepunkte auf die Mitglieder.
Chregi Hansen
Gegründet im Jahr 1957, ist Variété die älteste Fasnachtsgesellschaft im Dorf. «Damals drohte die Fasnacht in Sarmenstorf zu sterben», weiss Hausi Köchli, Mitglied und OK-Chef des Umzugs, zu berichten. Darum beschloss eine Gruppe, zu der unter anderem auch Köchlis Vater gehörte, aktiv etwas dagegen zu unternehmen. «In den Anfangszeiten führten sie vor dem Gasthaus zum wilden Mann kleine Shows auf im Variété-Stil, daher auch der Name», so Köchli weiter.
Im letzten Jahr wollte der Verein seinen 65. Geburtstag feiern. Dazu sollte wieder ein Nachtumzug durch das Dorf rollen. Wegen der unsicheren Lage sagte man den Umzug ab. «Wenigstens das Scheesewage-Rönne konnten wir durchführen, wenn auch auf einer anderen Strecke», schaut Co-Präsidentin Barbara Moos auf diese Zeit zurück. Nun wird der Umzug unter dem Motto «Bireweich» am 18.Februar nachgeholt. «Das passt», findet Köchli, «denn am 18. Februar 1958 fand der allererste Umzug der Variété statt. Nun laden wir auf den Tag genau 65 Jahre später wieder ein.» Sozusagen ein doppeltes Jubiläum also. Und schliesslich ist 66 eine Schnapszahl und 66 Jahre auch ein Grund zum Feiern.
Verzweifelte Suche nach Guggenmusik
Es ist das zweite Mal nach 2017, dass in Sarmenstorf ein Nachtumzug über die Bühne geht. «Diese haben ihren ganz eigenen Reiz. Die Teilnehmer müssen selbst schauen, dass sie sich ins rechte Licht setzen. Das war beim ersten Mal nicht allen bewusst», lacht Köchli. Los geht es um 18.30 Uhr beim Pfarrhaus, die Strecke führt dann via Kreuzrain und Marktstrasse zum «Adler». 25 Gruppen haben sich bereits angemeldet, weitere könnten noch dazukommen. Weil an diesem Fasnachtssamstag so viel los ist in der Region, tun sich die Organisatoren schwer, Guggenmusiken zu finden, welche den Umzug musikalisch umrahmen. «Ich habe überall herumgefragt, bisher habe ich erst zwei Zusagen. Aber ich suche weiter», so Präsidentin Moos.
Die Vorfreude wird dadurch nicht getrübt. Nach dem ersten Nachtumzug vor sechs Jahren freuen sich alle auf die Neuauflage, die noch grösser und unterhaltsamer werden soll. «Wir haben kleinere und grössere Nummern. Teilnehmende aus dem Dorf und aus der Region», kann Köchli verkünden. Auch für die Verpflegung ist gesorgt mit drei Ständen entlang der Route. Und wer nach dem Umzug nicht genug hat, der ist natürlich in der Mehrzweckhalle am Variété-Ball willkommen mit Guggen, DJs und Livemusik. Auftreten wird «Generell 80», welche die Hits der 80er-Jahre präsentiert.
Scheesewage-Rönne und Mehlsuppe
Der eigene Ball am Samstagabend hat ebenso Tradition wie das Scheesewage-Rönne am Sonntag, welches auch dieses Jahr stattfindet, Umzug hin oder her. «Wir räumen nach dem Ball auf und können gleich wieder mit Aufbauen beginnen», lacht Köchli. Am Sonntag um 14 Uhr startet der beliebte Wettkampf, bei dem die Zeit weniger wichtig ist als die Originalität. «Wenn das Wetter gut ist, dann ist das halbe Dorf dabei. Und die Stimmung ist so oder so immer top», weiss der OK-Präsident. In diesem Jahr kann wieder die Originalstrecke auf der Marktstrasse genutzt werden. «Es ist einfach eine Riesengaudi mitten im Zentrum, gerade auch für die Kinder», ist Barbara Moos überzeugt. Und auch wenn es am Schluss eine Preisverleihung gibt, so stehe doch der Spass im Vordergrund. Anmelden dafür kann man sich übrigens bis eine Stunde vor dem Start. Nach dem Rennen wird natürlich in der Festhütte in der Mehrzweckhalle weitergefeiert.
Als weiterer Traditionsanlass der Variété steht dann am Dienstag, 21. Februar, die Verteilung der Mehlsuppe auf dem Programm. Ab 7.30 Uhr geht die Fahrt los mit vielen Haltestellen im Dorf, an denen die Suppe geschöpft wird. «Das hat bei uns eine lange Tradition, an der wir weiter festhalten», so Köchli. Da sich die Fasnachtsgesellschaft schwertut, Nachwuchs zu finden, wird der Aufwand für die verbliebenen Mitglieder immer grösser. «Viele Junge wollen lieber feiern als etwas organisieren. Aber wir nehmen die Arbeit gerne auf uns. Und können uns zum Glück immer auf viele Helfer verlassen», sagt die Präsidentin. Natürlich bleibe dennoch genug Zeit, um selbst Spass zu haben. So wird die Variété beispielsweise am grossen Umzug in Sarmenstorf teilnehmen. Auch hierfür wird schon fleissig am eigenen Wagen gearbeitet.
Variété führt während der Fasnacht eine Bar
Als wäre das nicht schon genug Programm, planen die Sarmenstorfer Fasnächtler noch eine Neuheit. Ihr Lokal in der ehemaligen Metzgerei an der Marktstrasse wird derzeit zu einer Bar umgebaut. «Wir wollen hier während der Fasnacht einen Treffpunkt für alle anbieten», sagt Präsidentin Barbara Moos. Dies auch, weil es die beliebte Sarmenstorfer «Wälle» nicht mehr geben wird. Die Bar soll jeden Abend geöffnet sein. Es sei ein Versuch, fügt sie an. Aber man sei überzeugt, dass eine solche Bar Erfolg haben kann. Denn in Sarmenstorf findet die Fasnacht heute – anders als noch bei der Gründung der Variété vor 66 Jahren – einen guten Nährboden vor. «Hier im Dorf wird praktisch jeden Tag gefeiert, so soll es sein», finden denn auch Barbara Moos und Hausi Köchli.
Raketenstart im Jahr 1958
Der Sarmenstorfer Nachtumzug findet auf den Tag genau 65Jahre nach dem ersten Fasnachtsumzug der Variété statt. Die Premiere ging am Fasnachtsdienstag, 18. Februar 1958, über die Bühne. Start war um 11.30 Uhr in der Vorstadt, angekündigt waren vier Wagen mit unterschiedlichen Attraktionen, Höhepunkt war aber ein Zirkuswagen, der an den zwölf Haltestellen ein «internationales Unterhaltungsprogramm» ablieferte. Der Clou des Tages fand aber am späteren Nachmittag statt, als die Fasnachtsgesellschaft Variété beim Restaurant «Wilden Mann» die erste bemannte Mondrakete abschoss. Ob sie je auf dem Mond angekommen ist, lässt sich nicht mehr überprüfen.