Viel Potenzial im Zentrum
30.01.2024 WohlenAlte und neue Ideen
Verein «Schöner Wohlen»
An der ersten Versammlung des Vereins wurde deutlich, dass auf den Vorstand viel Arbeit wartet.
Der Verein «Schöner Wohlen» setzt sich ein für die ...
Alte und neue Ideen
Verein «Schöner Wohlen»
An der ersten Versammlung des Vereins wurde deutlich, dass auf den Vorstand viel Arbeit wartet.
Der Verein «Schöner Wohlen» setzt sich ein für die Stärkung des Ortsbilds, die Schaffung und Belebung des öffentlichen Raums sowie für den Erhalt von historischen Bauten. Gegründet wurde der Verein vor gut fünf Monaten. Mittlerweile hat der Vorstand etliche Gespräche geführt, wurden Institutionen und Behörden kontaktiert und einzelne Häuser und Ensembles besichtigt. Lob gibt es vom Vorstand des Vereins für das Projekt Zentralstrasse. --red
Erste Mitgliederversammlung von «Schöner Wohlen» im Schlössli: Verein verfolgt drei wesentliche Ziele
Historische Bauten sollen erhalten bleiben. Das Zentrum soll Identität bekommen. Das verfolgt der Verein «Schöner Wohlen». «Wir haben viel zu tun», sagt Präsident Philipp Simka, der viel Hoffnung in das Projekt Aufwertung Zentralstrasse setzt.
Daniel Marti
Für den jungen Verein «Schöner Wohlen» gibt es wohl kaum einen besseren Treffpunkt als das Schlössli. Wohlens ältestes Steinhaus passt bestens zum Verein, der sich für den Erhalt von Liegenschaften und Bauten einsetzt, welche die Geschichte von Wohlen prägen. In diesem Metier fühlen sich die Vereinsmitglieder wohl. Und vom Schlössli aus gehe eine gewisse Energie, verdeutlichte Präsident Philipp Simka zu Beginn der ersten Mitgliederversammlung. Hier hat man sich getroffen, um den Abriss der beiden über 200-jährigen alten Häuser an der Steingasse zu verhindern. Viele Emotionen, Motionen, Einsprachen, sogar eine Volksinitiative haben die beiden Häuser ausgelöst, so Simka. Letztlich lehnte der Gemeinderat das Bau- und Abbruchgesuch ab. «Und die Häuser stehen noch. Aber die Liegenschaften sind nicht belebt.» Immerhin schaue die Besitzerin, die IB Wohlen AG, «dass die historischen Gebäude erhalten bleiben».
Grosses Wachstum von 12 auf 60
Diese Geschichte und die Volksinitiative «Rettet die Häuser an der Steingasse» spielten sich vor knapp einem Jahr ab. Und warum erzählte der Präsident diese für Wohlen einmalige Story? «Diese Geschichte ist der Grundstein für die Gründung des neuen Vereins.» «Schöner Wohlen» wurde darauf im vergangenen August gegründet. Zwölf Mitglieder wagten anfänglich diesen Schritt. Mittlerweile sind es rund 60 Vereinsmitglieder. Simka freute sich über das bemerkenswerte Wachstum: «Wir stossen auf offene Ohren.»
Mittlerweile hat der Vorstand etliche Gespräche geführt, die Positionen erklärt. Etliche Institutionen und Behörden wurden kontaktiert: Gemeinderat, Ortsbürger, Gemeinnütziger Ortsverein, Denkmalpflege, Besitzer von alten Häusern. So konnten sich die Leute von «Schöner Wohlen» ein Gesamtbild machen. Und die Kernthemen stellten sich als richtig heraus. Diese sind der Erhalt von historischen Liegenschaften, Baukultur und Eingliederung von Neubauten sowie städtebauliche Einheit und die Identität des Zentrums.
Lehrreiches Beispiel rund um die St.-Anna-Kapelle
Vor Ort hat sich Philipp Simka viele Einzelhäuser angeschaut. Und er ist zum Entschluss gekommen, dass Wohlen nur über zwei historische Baulinien verfügt: Das sind die Südseite der Zentralstrasse, vom «Bären» bis zum «Rössli», und die Steingasse. «Diese Strassenzüge sollten eigentlich ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen werden», ist er überzeugt.
Nur, wie kann der Verein «Schöner Wohlen» überhaupt Einf luss nehmen? «Am effizientesten ist es, wenn der Verein Bauherr wäre», so der Präsident. Dieses Szenario hat der Vorstand beim Ensemble der St.-Anna-Kapelle an der Jurastrasse durchgespielt und kam zu einem überzeugenden Ergebnis: «Diese zwei Häuser hinter der Kapelle sorgen für viel Lebensqualität.» Die drei Häuser – Jurastrasse 2 und 4, Kapellstrasse 9 – standen eine sehr kurze Zeit zum Verkauf. Es sind drei historische Gebäude, die eine Klammer um die Kapelle bilden.
Die Machbarkeit und Finanzierung wurden vom Verein geprüft, aber darüber hinaus konnte der Verein nichts Weiteres bewirken. Um Bauherr und Besitzer zu sein, benötigt es dann schon das gewisse Kleingeld. Die Preisvorstellungen des Besitzers sind unrealistisch. Gegenwärtig sind erst 1400 Franken in der Vereinskasse. Aber das Studium rund um die Kapelle sei lehrreich gewesen, so der Präsident.
Gebiete an der Zentralstrasse haben Potenzial
Anhand der Zentralstrasse erklärte Philipp Simka die konsolidierte Strategie des Vereins. Man will darauf achten, «dass keine weiteren Bausünden passieren». Denn die geplanten Neubauten entlang der Zentralstrasse weisen grosse Flächen auf. «Weil nicht alle zu retten sind, werden weiterhin historische Liegenschaften sterben», dessen ist er sich bewusst. Wichtig sei künftig der kommunale Gesamtplan Verkehr und vor allem das Projekt Aufwertung Zentralstrasse, so der Vereinspräsident. Die Aufwertung der Zentralstrasse werde jetzt endlich griffig, «aber sie ist auch politisch umstritten». Alles Wesentliche sei im Projekt enthalten. Simka: «Viele Gebiete an der Zentralstrasse haben Potenzial, heute sind es Hinterhöfe oder Parkplätze.» Die Stossrichtung des Projekts (siehe Kasten) sei richtig. «Denn es wird vieles verbessert, was heute akut ist.»
Wahlen waren an der Versammlung übrigens keine nötig, diese erfolgten bereits an der Gründungsversammlung. Der Vorstand ist auf vier Jahre hinaus gewählt. Folgende Personen bilden den Vorstand: Präsident Philipp Simka sowie die Mitglieder Simon Dietrich, Daniel Baumann und Simone Cavelty.
Und dieser Vorstand hat in der nahen Zukunft einiges an Arbeiten vor sich, um die drei Kernthemen zu pflegen. «Wir haben viel zu tun», weiss der Vereinspräsident und zeigte auf ein Bild, das den Abriss der alten Post kürzlich zeigt. «Denn solche Bilder wollen wir in Wohlen künftig nicht mehr sehen.»
Guter Wurf – grosse Chance
Der Verein «Schöner Wohlen» setzt sich nicht nur für den Erhalt von historischen Liegenschaften ein. Sondern auch für ein städtebauliches Zentrum und einen durchlässigen öffentlichen Raum. Welches ist denn aktuell das wichtigste Ziel des Vereins? Die Antwort von Präsident Philipp Simka überrascht nicht. Dies sei ganz klar die Aufwertung der Zentralstrasse. Für viele Menschen möge das Projekt «noch nicht greifbar» sein. «Aber im Projekt hat es ganz viele kleine Verbesserungen, die den grossen Unterschied ausmachen.» Dieser Unterschied sei entscheidend und ganz klar positiv zu werten.
Vereinspräsident Philipp Simka empfiehlt darum allen, den Bericht zum Projekt zu lesen. Das sind 60 bis 70 Seiten. Die Geschichte dieses Projekts sei lang. «Und letztlich ist daraus ein guter Wurf gelungen, den sich Wohlen nicht entgehen lassen darf.»
Zudem sei die finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton – total 6,9 Millionen Franken – bemerkenswert. Philipp Simka: «Die Aufwertung der Zentralstrasse ist für Wohlen und sein Zentrum eine grosse Chance. Diese gilt es zu nutzen. Und diese Chance wird Wohlen in den nächsten 40 Jahren nicht mehr erhalten.» --dm