Viel mehr als Esoterik
21.01.2025 Kelleramt, JonenMartina Schiffer malt mit Begeisterung und Leidenschaft Mandalas
In allen Grössen und Farben. Martina Schiffer mag das Repetitive, das Mandalas ausmacht. «Das Monotone bringt den meditativen Zustand mit sich», sagt sie. Auch wenn viele ihrer Kundinnen und ...
Martina Schiffer malt mit Begeisterung und Leidenschaft Mandalas
In allen Grössen und Farben. Martina Schiffer mag das Repetitive, das Mandalas ausmacht. «Das Monotone bringt den meditativen Zustand mit sich», sagt sie. Auch wenn viele ihrer Kundinnen und Kunden einen spirituellen Hintergrund haben, sagt die Künstlerin: «Ich lasse mich nicht in die Esoterik-Ecke stellen.»
Annemarie Keusch
Das Schöne zeigen. Das ist ihr wichtig. Martina Schiffers Bilder sind nicht düster. Im Gegenteil. Aus vielen strahlt Gold, Blattgold oder Schlagmetall ohne Karat. «Für mich ist Gold der Inbegriff von etwas Edlem», sagt sie. Wie der innerste Kern des Menschen, der wertvoll, einmalig sei. Diesen Reichtum, diese Schönheit sichtbar machen – darum ist die Malerei längst nicht mehr nur Martina Schiffers Hobby, sondern zum Beruf geworden. Dabei ist ihr Weg zur Malerei ein besonderer. «Natürlich, rückblickend hätte es schon Anzeichen gegeben, dass ich diesen Weg einschlagen könnte», sagt sie. Schiffer wuchs in Jonen auf, ihre Eltern betrieben die Schnittblumen Vetterli AG. «Ein Paradies für Kinder», sagt sie. Kreativ sei sie schon immer gewesen, das Auge fürs Schöne war immer da. Ein Onkel habe als Grafiker und Künstler gearbeitet. «Ich verbrachte viel Zeit in seinem Atelier, aber selbst künstlerisch tätig zu sein, habe ich lange gar nicht in Erwägung gezogen.»
2002 kaufte Martina Schiffer mit ihrem damaligen Mann das einstige Restaurant Löwen in Jonen. Mit viel Liebe bauten sie die Wirtewohnung und die Restaurant-Räumlichkeiten um. Aus der Wirtewohnung entstand 2009 ein Gesundheitshaus. Verschiedene Therapeutinnen empfangen darin ihre Kundinnen und Kunden. Auch Martina Schiffer empfing Menschen, um ihnen ihr Potenzial aufzuzeigen, sie auf dem Weg zurück in ihre Essenz zu begleiten. «Wir bauten die Wirtewohnung um, Praxisräume entstanden, aber es fehlten noch Bilder an der Wand», sagt sie. Was ihr gefiel, war zu teuer. Also versuchte sie es selbst. Warum Mandalas? «Weil ich nichts anderes konnte.» Martina Schiffer lacht, wenn sie heute davon erzählt.
Rund 80 Prozent auf Bestellung
2008 malte sie ihr erstes Mandala, 2009 verkaufte sie das erste. Und seit 2017 hat sie sich bewusst für die Kunst entschieden. Beratungen und Klangmassagen macht sie seit letztem Jahr nicht mehr, stattdessen malt sie. In verschiedenen Kursen hat Martina Schiffer ihre Malkünste entwickelt. Durch jahrelanges Training die Pinseltechnik professionalisiert. Schiffer ist mit Leib und Seele Künstlerin, malt zu fixen Arbeitszeiten. «Ich meine das mit der Kunst wirklich ernst», sagt die 51-Jährige. Seit 2009 hat sie sich vor allem in der spirituellen Szene einen Namen geschafft. Ihre Mandalas sind in zig Praxen in der ganzen Schweiz zu betrachten – natürlich auch im Kreativ- und Gesundheitshaus in Jonen, das Schiffer weiterhin leitet. Hinzu kommen viele private Käuferinnen und Käufer ihrer Mandalas. «Ich male rund 80 Prozent auf Bestellung.» Nicht selten handelt es sich um Geburtsbilder, quasi ein gemaltes Horoskop – sogenannte Seelenporträts. «Anhand von Vorname, Name und Geburtsdatum begebe ich mich auf einen kreativen Prozess», erläutert die Künstlerin. Gewisse Eckpunkte seien im Voraus besprochen, vieles entstehe aber beim Malen. «Wie wenn man im Restaurant Pommes und Gemüse bestellt. Man weiss, was man erhält, aber nicht, wie es gewürzt ist.»
Im Gespräch erläutert sie das Gemalte. «Meine Bilder sind lesbar wie eine Landkarte», sagt sie. Aber, immer wieder betont Martina Schiffer: «Ich lasse mich nicht einfach in die Esoterik-Ecke stellen.» Ihre Bilder sind auch einfach schön, ästhetisch. Letztes Jahr wagte die Jonerin den Schritt in die Kunstszene, stellte an der Art International Zürich aus. Gleiches plant sie dieses Jahr, zudem ist sie am Kunstfestival Swiss Art Expo präsent.
Wenn sie malt, geht es ihr gut
Dass sie 2017 das Augenmerk vollends auf die Kunst gelegt hat, bereut Martina Schiffer überhaupt nicht, im Gegenteil. «Vorher war es immer ein Spagat. Bis mir klar wurde, dass die Malerei mein ehrlichster und authentischster Ausdruck ist.» Die Kunst gibt ihr Freude, Erfüllung und Sicherheit. «Wenn ich male, geht es mir gut.» Etwas aus sich entstehen zu lassen, sei ein schö- nes Gefühl. Denn Schiffer geht nie mit vorgefertigtem Plan an die Leinwand. Sie weiss nicht, was entsteht, wenn sie zu Pinselstrichen ansetzt und die Drehscheibe anfängt zu drehen. Die Sujets sind ganz unterschiedlich. Die Anordnung aber meist gleich: als Mandala. «Das Wiederholende fasziniert mich», sagt sie. Einen ganzen Tag die gleiche Form zu malen, das störe sie nicht. «Weil vermeintlich Gleiches längst nicht immer gleich ist.» Und das Monotone bringe sie in einen meditativen Zustand. Dann wird sie eins mit der Malerei, mit der Kunst.
Kreativität beherrscht Martina Schiffers Alltag. Damit will sie auch andere Menschen inspirieren. «Diese Qualität, Kreatives zu erschaffen, haben alle in sich», ist sie überzeugt. «Wer sich kreativ zum Ausdruck bringt, macht etwas für die Gesundheitsvorsorge.» Schiffer hat schon viele Beispiele von Menschen erlebt, die gerade nach psychisch schwierigen Phasen Zugang zur Kunst finden. «Auch ich fühle mich wohler, seit ich mich künstlerisch betätige, kann besser mit Herausforderungen des Alltags umgehen.» Sie hat ihre grosse Leidenschaft gefunden. Dass sie damit ihr Leben bestreiten kann, ist für die zweifache Mutter und Grossmutter ein riesiges Geschenk. «Ich bin froh, habe ich diesen Schritt gewagt.»
Mehr Informationen unter: www.martinaschiffer.ch.