Umgebung voller Inspiration
26.09.2023 WohlenOpen House im neuen Atelier der Künstlerin und Designerin Christiane Hinrichs in Anglikon
Seit 2018 arbeitete Christiane Hinrichs in ihrem Atelier für Kunst, Design und Kulturanlässe im Alten Pfarrhaus in Fahrwangen. Nun hat die bildende Künstlerin ...
Open House im neuen Atelier der Künstlerin und Designerin Christiane Hinrichs in Anglikon
Seit 2018 arbeitete Christiane Hinrichs in ihrem Atelier für Kunst, Design und Kulturanlässe im Alten Pfarrhaus in Fahrwangen. Nun hat die bildende Künstlerin ihren Wirkungsort in die ehemalige Textilfärberei Schärer in Anglikon verlegt.
Walter Minder
Es ist ein historischer Ort, wo Christiane Hinrichs ihr neues Atelier eingerichtet hat. Denn die 1876 gegründete Textilfärberei Schärer beschäftigte in ihren Blütezeiten an die 100 Mitarbeitende. Mit dem Untergang der Wohler Strohindustrie verlor die Firma ihr wichtigstes Standbein, sodass sie 1989 von Frank Schärer geschlossen werden musste. Seither wird das heute unter Ensembleschutz stehende Gebäude mit dem markanten Kamin beim Kesselhaus vermietet. Hinrichs: «In der alten Produktionshalle habe ich einen tollen Ersatz zum Alten Pfarrhaus in Fahrwangen gefunden. Eine Umgebung, die mich mit ihrer Tradition inspiriert.»
1960 in Kiel geboren, absolvierte Hinrichs nach dem Abitur die Ausbildung zur Möbelschreinerin und anschliessend das Studium in Industriedesign. Seit 1998 lebt sie in der Schweiz; hier gründete sie 2002 ihr eigenes Möbel-Designstudio. Seit 2016 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin. In einem Teilpensum ist sie zudem als Fachlehrperson Werkstatt im 10. Schuljahr an der Kantonalen Schule für Berufsbildung in Wohlen tätig.
Gebrauchte Holzbündel-Stahlbänder
Hinrichs konzentriert sich in ihrer künstlerischen Tätigkeit insbesondere auf Objekte und Installationen aus gebrauchten Holzbündel-Stahlbändern. «Die Stahlbänder habe ich bei einem Waldspaziergang entdeckt, als ich buchstäblich darübergestolpert bin.» Mit gezielten gestalterischen Eingriffen werden daraus elegante «Liniengebilde». Auf dem Boden liegend, betonen sie als vom Raum durchbrochene Skulpturen Körperhaftigkeit und Gewicht. Frei im Raum aufgehängt, werden sie zu leichten, schwerelosen Objekten, deren Schattenbilder an der Wand Bewegung und Veränderung widerspiegeln. Zudem kreiert sie damit auf Kulissenkarton grossf lächige Bilder als feingliedriges Echo der zu runden Skulpturen verwandelten und als Farbträger verwendeten Stahlbänder.
Mit der Motorsäge zu Holzobjekten
Den Gegenpol bilden massive Holzobjekte, welche die Künstlerin intuitiv mit der Motorsäge aus dem Stamm herausarbeitet. Der Sägeschnitt bleibt bewusst sichtbar und macht den Entstehungsprozess nachvollziehbar und ist für Hinrichs ein wichtiges Gestaltungselement. Die Skulpturen stehen selbstbewusst auf klobigen Sockeln und strahlen Kraft und Bodenhaftung aus.
Ihre grossformatigen, farbigen Bilder bestechen durch klare Formen, kraftvolle Linien und deutliche Kontraste. Der Malgrund für die grossformatigen Bilder ist ebenfalls Kulissenkarton, wobei die Künstlerin mit Grafit, Acryl und Gouache arbeitet. Das Farbspektrum reicht von Bleiweiss bis Pechschwarz, von monochrom bis zu vielfarbig. Ihren einzigartigen Charakter bekommen die Bilder durch den kraftvollen Pinselstrich, der zu einer Art Schraffur wird. Die Bilder sind nicht gerahmt und behalten so ihren unfertigen, skizzenhaften Charakter.
Atelier soll belebt werden
Ihre Werke der Öffentlichkeit präsentieren konnte Hinrichs in zahlreichen Ausstellungen, insbesondere auch in Deutschland. Engagiert ist sie als Mitglied des Kernteams im Projekt «Wellrock» in Aarau. Nach langem Kampf mit bürokratischen Hindernissen steht seit Mai dieses Jahres der Rockwell-Nordbau im Aarauer Torfeld Süd temporär für Kunst- und Kulturschaffende als Atelier- und Produktionsf läche zur Verfügung. «Auch wenn wir den Rockwell-Nordbau nur bis Juni 2024 nutzen können, hat sich der grosse Aufwand letztlich doch gelohnt», sagt Christiane Hinrichs.
Auch ihr neues Atelier in Anglikon möchte Hinrichs mit kulturellen Aktivitäten beleben. So organisiert ein dreiköpfiges Ensemble am kommenden Freitag ein Konzert und im November ist eine Modeschau des Vereins «Die Tanten» geplant. Dieser unterstützt junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen – «ein Anliegen, das auch mir sehr am Herzen liegt».
Informationen zum neuen Atelier in Anglikon: www.christianehinrichs.com.


