Umgang mit Verlust und Trauer
26.09.2025 WohlenZurück ins Leben
Eröffnung eines Trauercafés
Abschied nehmen und loslassen müssen ist nicht leicht. Der Tod eines nahe stehenden Menschen hinterlässt eine schmerzhafte Lücke und konfrontiert die Betroffenen mit der eigenen ...
Zurück ins Leben
Eröffnung eines Trauercafés
Abschied nehmen und loslassen müssen ist nicht leicht. Der Tod eines nahe stehenden Menschen hinterlässt eine schmerzhafte Lücke und konfrontiert die Betroffenen mit der eigenen Vergänglichkeit. Trauernde brauchen Zeit und die Möglichkeiten, ihr seelisches Gleichgewicht wiederzufinden.
Trauercafés bieten eine wertvolle Gelegenheit, andere Betroffene kennenzulernen und in einem geschützten Umfeld das Geschehene gemeinsam zu verarbeiten und wieder Mut zu fassen. Den Geschichten von anderen Betroffenen zuzuhören und eventuell seine eigene zu erzählen.
Die Wohlerin Elisabeth Lüthy und ihr Team führen neu ein Trauercafé im Emanuel-Isler-Haus und laden Betroffene ein, mit ihnen und dem Mut zur Trauer zurück ins Leben zu finden. Durch Erzählungen und Gespräche merken die Teilnehmenden, dass sie mit ihren Ängsten und Gefühlen nicht allein dastehen, und lernen Menschen mit ähnlichen Erfahrungen kennen. Gemeinsam macht man sich auf den Weg des Trauerprozesses und kann so zurück ins Leben finden.
Die Leiterinnen des Trauercafés wollen vor allem einen Raum für Gespräche bieten und keine Ratschläge erteilen. Das Trauercafé in Wohlen startet am Sonntag, 5. Oktober, 15 Uhr, und findet jeweils am ersten Sonntag im Monat statt. --mo
Trauercafé nun auch jeden ersten Sonntag im Monat im Emanuel-Isler-Haus
Abschied nehmen und loslassen ist nicht leicht. Dabei kann ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht entstehen. Das Trauercafé bietet den Raum, die Trauer zu leben und in der Gemeinschaft Trost zu finden. Erstmals am Sonntag, 5. Oktober, 17 Uhr, im Emanuel-Isler-Haus.
Monica Rast
Trauer kann vielseitig sein und muss nicht zwingend in Verbindung mit dem Verlust eines geliebten Menschen stehen. «Trauer hat so viele Facetten», erklärt Elisabeth Lüthy, «das kann auch im Job sein, den Verlust eines Tieres oder Krankheit sein.»
Wenn man jemanden oder etwas verliert, besteht manchmal das Bedürfnis, sich mit anderen auszutauschen. Genau dies hatte Elisabeth Lüthy damals gefehlt und sie wäre froh um ein solches Gefäss gewesen.
«Ich war 25 Jahre im Berufsleben sehr engagiert und möchte mit dem Trauercafé nun etwas zurückgeben», erklärt die angehende Trauerbegleiterin. Sie möchte anderen die Möglichkeit bieten, die ihr verwehrt geblieben war – ein geschützter Raum für Gespräche.
Zweiter Anlauf
Elisabeth Lüthy hat sich zum Ziel gesetzt, in Wohlen wieder ein Trauercafé zu eröffnen. Dabei entstand die Idee eher durch Zufall.
Bei einem Abdankungsgespräch für ihren verstorbenen Vater mit Pastoralraumleiter Gerhard Ruff wurde bemerkt, dass es in Wohlen kein Trauercafé gab. Als angehende Trauerbegleiterin weiss sie, wie wichtig solche Orte sind. Ihr Vorschlag, ein solches zu eröffnen, stiess sowohl bei der katholischen wie bei der reformierten Kirche auf offene Ohren und ihr wurde Unterstützung zugesagt. «Auch wenn es schon ein halbes Jahr her ist, tut es immer noch weh.»
Mut zur Trauer
Trauercafés oder Trauertreffs gibt es bereits in Muri, Brugg, Seon, Oftringen und Rheinfelden. Sie sind sehr beliebt bei der Bevölkerung und werden auch durch Hospiz Aargau unterstützt. Das Trauercafé Wohlen soll ein Begegnungsort für Betroffene werden und ihnen eine wertvolle Gelegenheit bieten, andere Betroffene mit ähnlichen Erfahrungen kennenzulernen. Unter der Leitung des Trauercafé-Teams können sie in einem geschützten, mitfühlenden und vertrauensvollen Umfeld das Geschehenen verarbeiten und neuen Mut fassen.
«Wir geben keine Ratschläge. Es soll ein Austausch sein», bemerkt Lüthy. «Ratschläge sind nicht immer hilfreich. Manchmal bewirken sie das Gegenteil und man zieht sich zurück.» Gemeinsam mit Silvia Markfort und Ursi Roost lud sie kürzlich zu einem Infoabend zum geplanten Trauercafé im Emanuel-Isler-Haus ein. Dabei wurden die Schwerpunkte Trauerphase, Umgang mit Verlust, Unterstützungsmöglichkeiten und Trauercafés angesprochen. «Ich habe keine Erwartungen an den Abend», meint Lüthy, sie hofft aber doch auf ein paar Besucher. «Schliesslich waren doch zwölf Besucherinnen anwesend», freut sich Elisabeth Lüthy. «Es war ein angeregter und offener Austausch. Jetzt sehen wir, wie sich das Ganze entwickelt.» Ganz nach dem Motto: «Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.» Sie und ihr Team sind zuversichtlich, dass das Angebot wie in den anderen Gemeinden sehr gut ankommen wird.
Gemeinsam ins Leben zurückfinden
Die Türen des Trauercafés im Emanuel-Isler-Haus sind jeden ersten Sonntag im Monat von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Der Treff steht nicht nur Wohler Einwohnern zur Verfügung.
«Wir werden jeweils ein Thema für die Gesprächsrunde vorbereiten», erklärt Lüthy, die das Konzept von den anderen Trauercafés übernimmt. «Der Ablauf ist wie ein Ritual. Zuerst eine Einführung in das Thema und danach eine Frage, welche an die Anwesenden gerichtet wird. Von da an lassen wir es fliessen», meint Lüthy. Ob sich jemand am Gespräch beteiligen oder einfach nur zuhören möchte, ist jedem Einzelnen überlassen. «Das, was gesagt wird, bleibt in diesem Raum», betont sie. Ihr ist es wichtig, dass die Anwesenden dies auch wissen.
Rund eine Stunde ist für die Gespräche eingeplant. Danach gibt es in einer gemütlichen Runde die Möglichkeit eines feinen Übergangs in den Alltag, in dem andere Themen angesprochen werden können. «Es tut gut, wenn man danach nicht geradewegs nach Hause geht», meint die Trauerbegleiterin aus Erfahrung.
Sie weiss, dass die Hemmschwelle ein Trauercafé zu besuchen, gross ist. Lüthy ist sich aber sicher, dass es eine gute Sache ist, die den Betroffenen helfen kann.