Treffpunkt im Dorf schaffen
17.01.2025 WohlenNeuen Treffpunkt schaffen
Integra eröffnet Café am Chilegässli
Noch dauert es fast neun Monate. Doch die Vorfreude auf das neue Café Hoi ist bei allen Beteiligten schon riesig.
Mit dem «Hans & ...
Neuen Treffpunkt schaffen
Integra eröffnet Café am Chilegässli
Noch dauert es fast neun Monate. Doch die Vorfreude auf das neue Café Hoi ist bei allen Beteiligten schon riesig.
Mit dem «Hans & Heidi» verfügt die Integra bereits über ein Gastro-Angebot. Das Restaurant im Hauptgebäude an der Allmendstrasse hat sich nach einem schwierigen Start gut entwickelt. «Nun bekommen ‹Hans und Heidi› ein Baby», hat Geschäftsführer Jonas Meier an der Weihnachtsfeier bereits verraten. Gestern wurde das Geheimnis gelüftet. Ab 6. September betreibt die Integra im Domherr-Meyer-Haus mitten im Zentrum ein Café. --chh
Integra eröffnet im September ein Café mit Verkaufslokal am Chilegässli
Das 125-jährige Domherr-Meyer-Haus in Wohlen erstrahlt nach der Sanierung in neuem Glanz, Wohnungen und Gewerberaum sind vermietet. Nun hat die Kirchgemeinde auch für das Ladenlokal im Parterre einen Interessenten gefunden. Die Integra realisiert hier ein neues Projekt: das Café Hoi.
Chregi Hansen
Die Information zum neuen Projekt findet im Eingangsbereich der Integra statt. Im Vorhaus des Restaurants Hans & Heidi, wo auch die verschiedenen Verkaufsprodukte der Integra ausgestellt sind. Während die Verantwortlichen ihre Pläne offenbaren, strömen immer mehr Personen ins Restaurant, um hier ihre Znünipause zu machen. Viele bleiben kurz stehen und sagen Hoi. Immer wieder unterbricht ein kurzer Schwatz die Präsentation.
«Die Wahl des Ortes für die Pressekonferenz ist natürlich kein Zufall», erklärt Geschäftsführer Jonas Meier schmunzelnd. Denn hier vereinen sich die Welt der Integra und die der Öffentlichkeit. Die Gastronomie bringe Menschen zusammen, ist Meier überzeugt, das beweise auch der Erfolg des «Hans & Heidi», welches nach schwierigem Start immer besser zum Laufen kommt. Und nun also sollen ‹Hans und Heidi› Nachwuchs bekommen. Am 6. September will die Integra am Chilegässli ein neues Café eröffnen. Der Name lautet, wie könnte es anders sein, schlicht und einfach «Hoi». Denn das Lokal soll ein Treffpunkt für alle werden. Ein Ort, wo man sich gegenseitig Hoi sagt. «Wir wollen Begegnungen ermöglichen», so Meier.
Enge Verbindungen
Die Freude darüber ist bei allen Beteiligten riesig. Sowohl in der Integra als auch auf Vermieterseite. Das neue Café wird im Verkaufsraum des Domherr-Meyer-Hauses eingerichtet, welches sich im Besitz der katholischen Kirchgemeinde befindet und in den letzten Monaten aufwendig saniert wurde. Josef Brunner, Präsident der Kirchenpflege, und Markus Loher, Präsident der Baukommission, sind besonders glücklich über die gefundene Lösung. Schliesslich waren beide lange Mitglied im Stiftungsrat der Integra, Brunner sogar viele Jahre als Präsident. «Für uns ist das so etwas wie ein Herzensprojekt», gibt er zu.
Wobei die Integra als künftiger Mieter nicht eingeplant war. In den letzten Monaten wurde das 125-jährige und unter Schutz stehende Gebäude kernsaniert. Die vier Wohnungen sind inzwischen vermietet, auch die Küttel Laubacher ist nach Abschluss der Arbeiten in ihre Räumlichkeiten im Obergeschoss zurückgekehrt. Noch leer steht hingegen das Verkaufslokal im Parterre, wo sich zuvor ein Goldschmied-Geschäft befand. «Hier ein Ladenlokal zu führen, das ist nicht so einfach», ist sich Markus Loher bewusst. Schon früh habe man darum überlegt, ob ein Café nicht die bessere Variante sei. «Damit können wir auch einen Treffpunkt schaffen im Kirchenquartier», so der Präsident der Baukommission. Per Inserat habe man nach Pächtern gesucht. Und sich über die Bewerbung der Integra gefreut. Nun wird die Kirchgemeinde ein Umnutzungsgesuch einreichen und den Innenausbau an die Hand nehmen. Die Arbeiten dazu sollen im April starten, die Eröffnung ist für den 6. September geplant, pünktlich zum Tag der offenen Tür in der Integra.
Gastgeber sind Menschen mit Beeinträchtigungen
Angeboten werden im Café Hoi am Chilegässli dann vorwiegend Getränke, aber auch kleine Snacks wie Wähen, Sandwiches oder Suppen. Dabei sollen Synergien genutzt werden mit dem Restaurant Hans & Heidi. Auch werden die verschiedenen Eigenprodukte der Integra ausgestellt und verkauft. Vor allem aber soll hier «der beste Kaffee der Welt» serviert werden, wie Jonas Meier mit einem Augenzwinkern erklärt. Darum werden die künftigen Angestellten eine Barista-Ausbildung erhalten. Und genau diese Personen werden das Café zu etwas Besonderem machen. «In unserem Lokal werden Menschen mit Beeinträchtigungen als Gastgeber auftreten», erklärt Marcel Meyer, Leiter Arbeit in der Integra. Er spricht von einem «mutigen und innovativen» Ansatz mit geschätzten Arbeits- und Ausbildungsplätzen, der so einzigartig sei. «Aber wir wollen im Café nicht unter uns sein, das Angebot richtet sich an alle Menschen, egal, ob beeinträchtigt oder nicht», betont Meyer, der das Projekt leitet.
Zwei Partner, die sich gut verstehen
Die Verantwortlichen sind vom Erfolg überzeugt. «Die Vorfreude bei unseren Leuten ist gross, obwohl sie noch nicht genau wissen, was wir planen und wo das neue Café ist», sagt Jonas Meier. Und Josef Brunner spricht von einer Aufwertung des Kirchenquartiers. «Das Lokal passt bestens zum benachbarten Claro-Laden und zur Kirche. Gerade auch für Messebesucher ist es eine gute Möglichkeit, noch Zeit zusammen zu verbringen.» Und für Walter Küng, den Präsidenten der Stiftung Integra, ist das neue Café ein logischer Schritt. «Wir wollen Begegnungen ermöglichen. Das Restaurant hier an der Allmendstrasse war ein erster Schritt. Nun machen wir einen nächsten Schritt und kommen mit unserem Angebot mitten ins Dorf», so Küng. Solch spezielle Projekte seien aber nur mit guten Partnern möglich. «Mit der katholischen Kirche haben wir diesen gefunden.» Man teile die gleichen Werte und Ansichten, findet auch Jonas Meier.
Zeit als wertvolle Ressource
Mit dem geplanten Café geht die Integra auch ein gewisses finanzielles Risiko ein. «Wir sind uns bewusst, dass das Gastrogewerbe kein einfaches Business ist», sagt Walter Küng. Und ein solches Lokal braucht mehr Personal als andere, weiss Projektleiter Marcel Meyer. Doch genau das ist ein Vorteil der Integra – Zeit ist eine Ressource, über welche die Institution genügend verfügt. «Wir werden hier viele kleine Mikrojobs schaffen. Es kann sein, dass jemand nur am Abend zum Aufstuhlen vorbeikommt», so Meyer weiter. Man werde eher klein anfangen und das Café nur montags bis freitags tagsüber öffnen. Falls es funktioniert, könne man die Zeiten dann problemlos erweitern. Und im Sommer sollen dann auch einige Tische auf dem Trottoir vor dem Café stehen und zum Verweilen einladen. «Wir haben das mit der Gemeinde abgeklärt, das wäre möglich», erklärt Markus Loher.
Die Verantwortlichen betonen, dass die Integra eine marktübliche Miete bezahlen wird. Es ist also nicht so, dass die Kirche das Projekt subventioniert. «Hingegen werden wir beim Innenausbau auf ihre Wünsche eingehen», so Loher. Doch ganz ohne fremde Hilfe lässt sich der Traum vom neuen Café nicht realisieren. Denn die Ausbildung zum Barista gibt es eben nicht gratis. Um Menschen mit Beeinträchtigungen diese Ausbildung zu ermöglichen, wird die Integra ein spezielles Crowdfunding-Projekt starten. «Leider sind wir noch nicht so weit, dass wir es bereits aufschalten können. Aber wir hoffen, dass dies bald klappt und dann ganz viele beitragen, dieses Projekt realisieren zu können», sagt Jonas Meier. Das hofft auch Olivia Ingold, die an diesem Morgen die Teilnehmer der Pressekonferenz bedient. Sie strahlt, als sie endlich erfährt, wo sich das neue Café befinden wird. «Da werde ich mich sofort bewerben», sagt sie strahlend. Bevor sie sich ans Abräumen der jetzt leeren Tassen macht.