«Teil der Gesellschaft sein»
28.07.2023 WohlenIntegra erobert die Leinwand
In Zusammenarbeit mit Avista Films (Regisseur Hubert Staubli, Kameramann Andy Juchli) wurde im vergangenen halben Jahr der Integra-Film «Genau wie du» realisiert. Wichtig war dabei den Filmemachern und den Verantwortlichen bei ...
Integra erobert die Leinwand
In Zusammenarbeit mit Avista Films (Regisseur Hubert Staubli, Kameramann Andy Juchli) wurde im vergangenen halben Jahr der Integra-Film «Genau wie du» realisiert. Wichtig war dabei den Filmemachern und den Verantwortlichen bei der Integra, einen Film zu realisieren, der die Menschen in der Institution zu Wort kommen lässt. Sie sollen selber über ihr Leben, ihre Arbeit, ihren Alltag in der Integra erzählen – und dabei auch einen Blick auf ihre Persönlichkeit, ihre Freuden, aber auch Ängste und Sorgen zulassen. Der Film soll zeigen, dass die Menschen in der Integra sind wie der Zuschauer, die Zuschauerin auch. Erstmals zu sehen ist der Film im Rahmen des Open-Air-Kinos am 7. August als Vorfilm zum «Bestatter».
Die Integra zeigt ihren neuen Imagefilm am 7. August im Open-Air-Kino
Die Idee gab es schon länger, nun aber konnte sie endlich umgesetzt werden. In einem Film stellt sich die Integra näher vor. In «Genau wie du» führen vier Klienten und Klientinnen die Zuschauer durch ihre Institution und zeigen auf, dass sie genau so sind wie die Zuschauer. Erstmals gezeigt wird das Werk auf einer Kinoleinwand.
Chregi Hansen
«Genau wie du»: Der Titel des Films entspricht exakt der Philosophie der Institution. «Inklusion ist bei uns nicht nur ein Wort, sondern wird bei uns tagtäglich gelebt», betont denn auch Sandra Donat, Leiterin Marketing und Kommunikation, welche zusammen mit Geschäftsführer Jonas Meier das Projekt geleitet hat.
Integra, die Stiftung im Freiamt, ist in Wohlen zwar seit Jahren bestens verankert. Und trotzdem wissen viele nicht genau, was das Unternehmen mit sozialem Auftrag alles umfasst. Das soll sich mit dem Film ändern. «Unsere Motivation war und ist bei allem, was wir tun: zeigen, wer die Menschen in der Integra sind und was sie leisten», sagt Donat. «Zeigen, dass wir alle ein Teil der Gesellschaft sind, unseren Beitrag leisten, jeder nach seinen Fähigkeiten. Menschen arbeiten und leben, Menschen spielen und feiern, Menschen lachen und weinen – in der Integra wie überall.» Man orientiere sich nicht bloss nach innen, sondern auch nach aussen. «Der neue Imagefilm ist sozusagen die konsequente Weiterentwicklung dieser Strategie», betont die Leiterin Kommunikation.
Casting notwendig
Die Idee dazu gab es in der Integra schon länger, nur fehlten vor allem die personellen Ressourcen für die Umsetzung. Mit der neu geschaffenen Stelle der Leitung Marketing und Kommunikation änderten sich die Voraussetzungen. Und die Idee zum Film stiess bei allen Beteiligten auf Begeisterung. Speziell auch bei den Klienten und den Klientinnen. «Für uns stand von Anfang an fest, dass wir unser Unternehmen nicht einfach von aussen präsentieren wollen, sondern dass unsere Klienten und Klientinnen selber den Zuschauern ihre Integra zeigen sollen», sagt Donat. Das Interesse, an diesem Film mitzuwirken, war dann so gross, dass es ein Casting brauchte.
Dabei spielte die Produktionsfirma eine wichtige Rolle. Die Wahl fiel auf Avista Films aus Baden, eine Firma mit einem breiten Repertoire und langjähriger Erfahrung. «Sowohl Regisseur Hubert Staubli wie auch Kameramann Andy Juchli kennen die Integra schon lange. Für beide war dieser Auftrag eine Herzensangelegenheit, was man während der ganzen Produktion gespürt hat», freut sich Donat. Beide zeigten grosse Umsicht, Geduld und Respekt für die Menschen in der Integra. «Beim Casting hat Hubert Staubli mit jeder Bewerberin, jedem Bewerber persönlich ein längeres Gespräch geführt», berichtet Sandra Donat. Verschiedene Kriterien haben dann zur Auswahl von vier Hauptdarstellern geführt: Daniel Feuchter (Gartenservice), Selina Steinauer (Montage/Verpackung), Sara Baumgartner (Küche) und Michael Tschanz (Mechanik). Vorgängig wurde natürlich da, wo es nötig war, die Zustimmung der Angehörigen oder Beistände eingeholt.
Sich viel Zeit genommen
Das Konzept des geplanten Films haben Sandra Donat und Jonas Meier zusammen mit der Produktionsfirma entwickelt. «Auf Grundlage unserer Anliegen und Wünsche hat uns Avista Films ein Konzept und ein entsprechendes Drehbuch vorgeschlagen», berichtet Donat weiter. Die ganze Vorbereitung, von den ersten Gesprächen über die Ideenentwicklung bis hin zum Konzept und Drehbuch dauerte bereits etliche Wochen. Auch die Nachbearbeitung, die Vertonung und der Schnitt benötigen viel Zeit. Rund ein halbes Jahr umfasste das ganze Projekt, wobei die sechs eigentlichen Drehtage den kleinsten Teil davon einnahmen. «Wir haben uns bewusst viel Zeit genommen, wollten auf keinen Fall Druck auf die vier Hauptdarsteller ausüben, die Freude am Projekt stand im Vordergrund», betont die Projektleiterin.
Jetzt also liegt das Endresultat vor: «Genau wie du», ein rund vierminütiger Film aus und über die Integra. Gesehen haben ihn bislang nur ganz wenige: Alle, die in die Produktion involviert waren. Und natürlich die vier Hauptpersonen: Selina, Michael, Daniel und Sara. Die Zuschauer können im Film sehen und hören, was die vier beschäftigt, was ihre Herausforderungen sind, ihre Träume und ihre Ziele. «Wir sind wahnsinnig froh, dass die vier begeistert sind vom Film und stolz auf ihre Leistung», sagt Donat. «Das war aus unserer Sicht der grösste Unsicherheitsfaktor: Was sagen sie zum Endresultat? Entspricht es ihren Erwartungen?» Wäre das Ergebnis negativ gewesen, so hätte man über die weitere Verwendung nachdenken müssen, fügt sie an.
Vorfilm des «Bestatters»
Nun aber freuen sich alle auf die öffentliche Premiere. Und die findet gleich im ganz grossen Rahmen statt. «Wir haben von Irene und Pitsch Bachmann vom Open-Air-Cinema die Möglichkeit erhalten, den Film am 7.August vor dem Hauptfilm ‹Der Bestatter› zu zeigen. Inklusive einer kurzen Ansprache und der Vorstellung und Würdigung der Hauptdarsteller», berichtet die Projektleiterin stolz. Später soll der Film dann auf ganz verschiedenen, vor allem digitalen Kanälen gezeigt werden.
Die Zielgruppe ist breit gefächert – die Nachbarn der Wohngruppen in Wohlen und Anglikon sollen den Film ebenso sehen wie die Kunden, potenzielle neue Arbeitskollegen oder Personen, welche die Stiftung unterstützen. Sie alle sollen die Integra durch den Film besser kennenlernen. Es handelt sich um eines der grösseren Marketingprojekte der Institution. «Der Film wurde bereits letztes Jahr budgetiert», erklärt Donat. Der Aufwand lohne sich, ist sie überzeugt. «Wir sind eine Stiftung für Menschen mit Beeinträchtigung und wir sind gleichzeitig ein Unternehmen, das am Markt mit Qualität und Professionalität überzeugt – und das über alle Bereiche hinweg, von der Produktion über die Gastronomie bis hin zur Betreuung der uns anvertrauten Menschen. Das wollen und dürfen wir mit Stolz zeigen», findet sie.
«Da machemer jetzt no einisch!»
Und was bleibt ihr besonders in Erinnerung von den Dreharbeiten? Da gebe es viele grössere und kleinere Momente, sagt sie. Allen geblieben sei aber der eine Satz von Regisseur Hubert Staubli, der sich wohl für immer in aller Gedächtnis eingebrannt hat und die Beteiligten nach wie vor zum Schmunzeln bringt: «So, da machemer jetzt no einisch!» So ist es eben. Im Film wie in der Integra.