Symbol für tiefe Verbundenheit
11.07.2025 WohlenDer von der Wohler Delegation überbrachte Friedensbaum hat in Lermoos fixen Platz bekommen
Die beiden Gemeinden verbindet eine lange Geschichte. Mitte Juni überreichte Wohlen seiner Partnergemeinde Lermoos einen Friedensbaum. Dieser wurde in den vergangenen ...
Der von der Wohler Delegation überbrachte Friedensbaum hat in Lermoos fixen Platz bekommen
Die beiden Gemeinden verbindet eine lange Geschichte. Mitte Juni überreichte Wohlen seiner Partnergemeinde Lermoos einen Friedensbaum. Dieser wurde in den vergangenen Tagen eingepflanzt und steht nun als Zeichen der Verbundenheit im Lusspark.
Daniel Marti
Die Partnerschaft zwischen Lermoos und Wohlen kennt etliche einschneidende Ereignisse. Der aktuellste freundschaftliche Festakt wurde anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs gefeiert. Diese Feier fand am 14. Juni in Lermoos statt, damals überreichte eine Delegation des Gemeinderats Wohlen rund um Vizeammann Thomas Burkard der Partnergemeinde Lermoos einen Friedensbaum – dies als «ein lebendiges Zeichen der Verbundenheit», wie die Gemeinde Wohlen betonte.
Schönen Platz bekommen
Vor einem knappen Monat nahm die Lermooser Bevölkerung das Geschenk aus Wohlen sehr gerne und dankend entgegen. Sorgfältig wurde dann ein idealer Ort gesucht, um den Friedensbaum zu pflanzen. Dieser steht nun seit wenigen Tagen im Lusspark. Dieser Park ist für alle frei zugänglich. Dort fand auch die Veranstaltung mit Festakt und Segnung Mitte Juni statt. Die Sommerlinde habe einen schönen Platz bekommen, lässt Anna Koch von der Gemeinde Lermoos ausrichten.
Die Verbundenheit beider Ortschaften hat etliche Fixpunkte. Begonnen hat sie nach dem Zweiten Weltkrieg, als Wohlen ab 1946 die Tiroler Gemeinde beim Wiederaufbau unterstützte. Die Amerikaner vermuteten, dass sich in Lermoos Nazis versteckt hielten, und zerstörten mit ihren Panzern in den letzten Kriegstagen (am 30. April 1945) den Dorfeingang mit den Ortsteilen Gries und Untergarten.
Am 25. Juni 1946 entschied sich Wohlen, eine Patenschaft für Lermoos zu übernehmen. Diese Freundschaft brachte grosse Unterstützung für die Tiroler Gemeinde. Gegenseitige Besuche wurden zur Tradition. Vor allem an den Gewerbeausstellungen in Wohlen (Hagewo) waren stets Lermooser Gäste auf Besuch.
Gegenseitiger Respekt als oberstes Gebot
Am 11. August 2001 wurde aus der Patenschaft eine Partnerschaft. Der damalige Lermoos-Bürgermeister Ernst Hofherr und der damalige Wohler Gemeindeammann Walter Dubler unterzeichneten die Urkunde. In Lermoos stieg ein Dorffest und neben der Kirche wehte die Wohler Fahne.
«Den Gemeinden Wohlen und Lermoos ist es ein Anliegen, das Gebot der Verbundenheit zu erhalten und zu pflegen», steht in der Urkunde geschrieben. Und weiter: «Dabei soll uns der Respekt vor der Identität des Partners ein oberstes Gebot bleiben.» Mit der Partnerschaft soll auch für den europäischen Gedanken der Kooperation zwischen den verschiedenen Völkern ein Beitrag geleistet werden.
Und im Oktober 2015 wurde anlässlich der Hagewo beim Eingang des Gemeindehauses die Stele enthüllt mit der Inschrift, dass Lermoos Wohlens Partnergemeinde ist. Und nun, zehn Jahre später, folgte die Übergabe des Friedensbaums, der an die Verantwortung für den Frieden erinnern soll. Ein Baum, der verbindet, wie Vizeammann Thomas Burkard in seiner Ansprache erwähnte. Er erinnerte an die historische Verantwortung, die aus dem Kriegsende erwächst. Und er erinnerte an die aktuelle Notwendigkeit, Frieden, Demokratie und Freiheit aktiv zu schützen: «Diese Sommerlinde soll Wurzeln schlagen in eurer Erde, sie soll wachsen und gedeihen, wie auch unsere Verbindung über die Jahre gewachsen ist und weiter wachsen wird.» Frieden sei keine Selbstverständlichkeit, so Burkard weiter, sondern Frieden müsse täglich gepflegt werden. Wie eine Linde.
Wie war denn die Unterstützung aus dem Freiamt damals nach dem Zweiten Weltkrieg? Diese Zeitung hat ein Jahr nach der Umwandlung der Beziehung von einer Patenschaft in eine Partnerschaft einen Zeitzeugen vor Ort getroffen. «Wenn du hier Richtung dorfauswärts schaust», sagte Karl Mott und streckte den Arm aus, «hast du an jenem Morgen nur amerikanische Panzer gesehen. So weit du schauen konntest.» Der Dorfteil Untergarten wurde praktisch ausgelöscht. Acht Einheimische verloren ihr Leben.
«Das war etwas Grossartiges»
Karl Mott erlebte den Angriff der Amerikaner am Morgen des 30. April 1945 hautnah. Und konnte sich mit einer Flucht in den nahen Wald retten. Sein Bauernhaus im Quartier Untergarten wurde allerdings bis auf eine Grundmauer zerstört. Er hatte mit dem Wiederaufbau bereits begonnen, als ein offizieller Besucher aus Wohlen im Herbst 1946 bei ihm vorbeischaute – und dieser so etwas wie eine Bestellliste aufnahm. «Das war ein ganz netter Mensch. Alle Elektrosachen und jeder Draht in meinem Haus kamen aus Wohlen», erzählte er im August 2002 dem Mann von der Zeitung aus Wohlen. «Vor allem die Schule und der Kindergarten wurden von Wohlen aus mit dem Nötigsten unterstützt. Wir waren so glücklich über diese Hilfe. Das war etwas Grossartiges», sagte Karl Mott, damals 83-jährig.
Karl Mott hatte Jahrgang 1919 und ist inzwischen verstorben. Die Tochter von Karl Mott, Maria Zwölfer, wurde im Jahr 2004 Bürgermeisterin von Lermoos. Auch sie betonte oft, dass Lermoos der Gemeinde Wohlen für die grosse Unterstützung nach den Kriegsjahren überaus dankbar ist.