Steuerkraft ist zu schwach
18.06.2024 Villmergen, Region UnterfreiamtEinwohnergemeinde Villmergen freut sich über positive Rechnungszahlen 2023
Gemeindeammann Ueli Lütolf konnte an der «Gmeind» in der Mehrzweckhalle Dorf «trotz schmaler Traktandenliste» 47 Stimmberechtigte begrüssen. Vor allem der ...
Einwohnergemeinde Villmergen freut sich über positive Rechnungszahlen 2023
Gemeindeammann Ueli Lütolf konnte an der «Gmeind» in der Mehrzweckhalle Dorf «trotz schmaler Traktandenliste» 47 Stimmberechtigte begrüssen. Vor allem der Rechnungsabschluss wurde mit Freude aufgenommen.
Walter Minder
Der detaillierte, 70 Seiten umfassende Rechenschaftsbericht 2023 wurde diskussionslos genehmigt. In diesem Bericht sind die vom Gemeinderat und von der Verwaltung behandelten Geschäfte, die Einsätze von Regionalpolizei und Feuerwehr oder die Herausforderungen im Bereich Bildung inklusive strategischem Entscheid für einen Schulhausneubau im Areal Mühlematten nachzulesen.
«E gfreuti Sach»
Vizeammann Renato Sanvido präsentierte die ebenfalls einstimmig genehmigte Rechnung 2023, «e gfreuti Sach» angesichts der künftigen finanziellen Herausforderungen, «die wir im Blickfeld behalten müssen», so Sanvido. Die konsolidierte Erfolgsrechnung inklusive Spezialfinanzierungen Wasserwerk, Abwasserbeseitigung, Abfallwirtschaft und Elektrizitätswerk schloss mit einem Ertragsüberschuss von 3,465 um 3,127 Millionen Franken über Budget ab. Auch die Erfolgsrechnung der Einwohnergemeinde weist ein Plus von 2,166 Millionen aus, der Voranschlag hatte mit einem Minus von rund 817 500 Franken gerechnet. Die positive Entwicklung zieht sich wie ein «schwarzer» Faden durch die erwähnten Spezialfinanzierungen.
Der Mehrertrag basiert im Wesentlichen auf zwei Faktoren. Einerseits liegen die Steuereinnahmen mit 20,374 um rund 2 Millionen Franken über Budget. Andererseits führte die durch die neue Bau- und Nutzungsordnung (BNO) zwingende Immobilienaufwertung zu einem Buchgewinn im Finanzvermögen von rund 1,147 Millionen. Mehrkosten gegenüber dem Voranschlag fielen in den Bereichen Allgemeine Verwaltung, Gesundheit und Öffentliche Ordnung und Sicherheit an. «Der Zeitplan für die Überführung aller Mandate vom KESD Bezirk Bremgarten zu unserem KESD-Team war zu optimistisch geplant.»
Hoher Selbstfinanzierungsgrad
Die konsolidierten Nettoinvestitionen von 3,414 Millionen inklusive Spezialfinanzierungen liegen deutlich unter den budgetierten 7,969 Millionen Franken. So fehlt für das Projekt Sanierung Anglikerstrasse die Schlussabrechnung, die dafür 2024 zu Buche schlagen wird. Zudem wird das Projekt Ersatz Kanalisationsleitung Oberdorf-/ Hilfikerstrasse erst im laufenden Jahr realisiert. Die wiederum hohe Selbstfinanzierung sorgte für einen Finanzierungsüberschuss von 3,667 Millionen. Entsprechend positiv präsentiert sich die konsolidierte Vermögenslage per 31. Dezember 2023, stieg doch das Nettovermögen im letzten Jahr um rund 3,679 auf aktuell 8,980 Millionen Franken.
Weiterhin mit einer Nettoverschuldung hat die Einwohnergemeinde zu kämpfen, auch wenn diese deutlich verringert werden konnte. Sie beträgt aktuell pro Einwohner 869 Franken; in den Jahren 2019/2020 lag sie sogar über der 2000er-Marke.
Trotz den guten Zahlen machte Sanvido auch auf ein Problem aufmerksam. Die Steuerkraft liegt bei den natürlichen Personen rund 23 Prozent unter dem Kantonsdurchschnitt. Selbst unter Berücksichtigung der juristischen Personen beträgt die Differenz 15 Prozent. «Das heisst mit anderen Worten: Wir müssen in Villmergen trotz Finanzausgleich mit weniger Geld auskommen als die Mehrheit der Gemeinden im Kanton. Immerhin entspricht unser Steuerfuss von 102 Prozent dem kantonalen Mittelwert.»
Interessante Zugabe
Gemeindeammann Lütolf: «Damit die Versammlung angesichts der schlanken Traktandenliste nicht allzu rasch zu Ende ist, hat Gemeinderat Sanvido als Zugabe ein paar interessante Informationen für Sie aufbereitet.» Zuerst ein Vergleich der Steuerfüsse der Gemeinden Villmergen (102 Prozent), Muri (102), Buchs (108), Mellingen (110) und Windisch (115), dann jener der Steuerkraft der natürlichen und juristischen Personen, in dem Villmergen an letzter Stelle steht.
Hingegen liegt der Nettoaufwand pro Einwohner für die Geschäftstätigkeit der Gemeinde um rund 14 Prozent unter dem Durchschnitt der evaluierten Gemeinden. «Wer weniger Steuereinnahmen verbuchen kann, muss günstiger arbeiten.» Der Aufwand für materielle Hilfe ist in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken, «aber wir fahren keine knallharte Linie und halten uns an die gesetzlichen Vorschriften».
Abschliessend informierte Gemeindeammann Lütolf über die Einweihung des erweiterten und sanierten Reservoirs Bergmättli am Samstag, 7. September, kombiniert mit dem traditionellen Waldumgang, und über den neuen Brunnen auf dem Dorfplatz. «Zudem sind die Vorbereitungen für den Studienauftrag zum Projekt Schulhaus Mühlematten in Angriff genommen worden.»
Weitere Geschäfte
Jeweils einstimmig genehmigt wurden die Kreditabrechnungen: ICT-Infrastruktur Schule Villmergen; bewilligter Kredit 1,225 Mio. Franken, Bruttoanlagekosten 1,304 Mio. Franken, Kreditüberschreitung 1,6 Prozent. – 2. Etappe Belags- und Werkleitungssanierung Bullenbergquartier; bewilligter Kredit 1,967 Mio. Franken, Bruttoanlagekosten 1,434 Mio. Franken, Kreditunterschreitung 27 Prozent.