Thomas Stöckli, Redaktor.
Sie hat weit über die traditionellen Fanlager hinaus für Euphorie gesorgt, die Fussball-EM der Frauen, die am Sonntag zu Ende ging. Die vollen Stadien bleiben ebenso in Erinnerung wie die Rekordzahlen am ...
Thomas Stöckli, Redaktor.
Sie hat weit über die traditionellen Fanlager hinaus für Euphorie gesorgt, die Fussball-EM der Frauen, die am Sonntag zu Ende ging. Die vollen Stadien bleiben ebenso in Erinnerung wie die Rekordzahlen am Bildschirm.
Die Schweizer Equipe um die Murianerinnen Julia Stierli und Alayah Pilgrim hat begeistert. «Wir werden irgendwann im Final stehen», hielt Nationaltrainerin Pia Sundhage nach dem Ausscheiden im Viertelfinal gegen Spanien fest. Einer ehrenvollen Niederlage, wie sie die männlichen Fussball- und Eishockey-Kollegen ebenfalls wiederholt einfahren mussten.
Den Vergleich der Geschlechter hat auch Miroslav Klose, Rekordtorschütze der deutschen Nationalmannschaft, schon gezogen: «Die machen das Gleiche wie wir Männer: Die trainieren genauso hart wie wir, die sind genauso ehrgeizig und bringen so viel Leidenschaft. Aber sie haben sehr viel weniger Geld.» So viel Geld «verdienen» wie die männlichen Kollegen? Das will Nati-Captain Lia Wälti gar nicht: «Kein Mensch ist so viel wert», findet sie. Und die realitätsfremden Summen haben einen weiteren grossen Nachteil: «Damit gehen auch die Werte verloren – oder sind schon verloren gegangen.»
Diese Werte sind es, die den Frauenfussball attraktiv machen, auch wenn die Spielerinnen punkto Athletik nicht mit ihren männlichen Kollegen konkurrenzieren können – und wollen. Der Sportsgeist, der sich in den friedlichen Fanmärschen der aufeinandertreffenden Nationen zeigt, im gemeinsamen Kreisenlassen der Welle im Stadion.
Auf dem Rasen verbreiten sich derweil die Unsitten der Männer: Nach dem überharten Einsteigen verwerfen nun auch die Raubeine unter den Fussballerinnen in gespielter Harmlosigkeit die Hände. Und um die Schiedsrichterin zu einem Foulpfiff oder gar einer Karte zu bewegen, wälzen sich Spielerinnen theatralisch auf dem Rasen. Das ist der Preis für die fortschreitende Professionalisierung. Wenn es mehr um Geld, Prestige und Karriere geht als um den Sport, Fairness und gegenseitigen Respekt.
Wobei gerade das Ausscheiden der Nati auch Hoffnung gemacht hat. Das Bild, wie die Spanierinnen den geschlagenen Schweizerinnen beim Abgang Spalier standen, bleibt in Erinnerung. Da zeigte sich der Sportsgeist, der den Frauenfussball über jenen der Männer erhebt. Hoffentlich noch lange.