Spannende Lektion in Heimatkunde
07.11.2023 Fischbach-Göslikon, Region BremgartenFischbach-Göslikon: Eindrückliche Dorfwanderung gab viele Einblicke
«Entdecken Sie das Mösli, die Sandbank und weitere interessante Orte im Dorf», so lautete die Einladung der Kulturkommission der Gemeinde Fischbach-Göslikon. Eine respektable ...
Fischbach-Göslikon: Eindrückliche Dorfwanderung gab viele Einblicke
«Entdecken Sie das Mösli, die Sandbank und weitere interessante Orte im Dorf», so lautete die Einladung der Kulturkommission der Gemeinde Fischbach-Göslikon. Eine respektable Schar von interessierten Ortsbürgern und Ansässigen folgte am Samstag diesem Ruf.
«Wie kann man das Interesse an der Geschichte eines Dorfes wecken?» Die Kulturkommission von Fischbach-Göslikon fand dazu eine spannende Antwort. Der Präsident Alex Vanek meinte: «Wir haben in der Gemeinde viele engagierte Vereine. Unsere Vision ist es, durch ein ergänzendes kulturelles Angebot vielfältiger Art das gesellschaftliche Leben in der Gemeinde weiter zu bereichern.» So entstand die Idee zur aktuellen Dorfwanderung. Unter der Leitung von Adrian Heimgartner, der als Alteingesessener auch die Rolle des Geschichtenerzählers übernahm, machte sich die Gruppe interessierter Dorfbewohner auf den Weg. Der erste Halt galt dem alten Pestkreuz, das dem heiligen Rochus gewidmet ist. Es stammt aus dem Jahr 1615 und erinnert an die damals in ganz Europa grassierende Pest. Laut Dokumentation der Denkmalpflege des Kantons Aargau wird der Bau wie folgt beschrieben: «Auf kapitellförmigem Postament und hoher Trommel gerundetes Kreuz mit gebauchten Armen; am Schaft Relief des Pestheiligen Rochus; an den Kreuzenden Himmelskörper.»
Haus «zum Rittersaal» von 1793
Unweit vom Pestkreuz entfernt steht das nächste interessante Objekt: das Haus «zum Rittersaal» mit der Jahreszahl 1793 am Hauseingang. Das Gebäude wurde 1951 unter Denkmalschutz gestellt und wurde unter anderem auch als Pfarrhaus benutzt. Hier erzählte Adrian Heimgartner Anekdoten, ergänzt durch weitere Beispiele aus der Teilnehmerschaft. Erwähnt wurde da speziell der seinerzeitige Milchmann «Stänz» mit seinem geschätzten Hauslieferdienst. Dazu gehört auch die Erinnerung an den «Eiskeller» – die erste gemeinschaftliche Gefrieranlage in der Gemeinde. Dies alles ist Wissen, das in keinen Büchern steht. Gemeindeammann Hans Peter Flückiger erklärte: «Auch ich lerne noch immer Interessantes und bisher Unbekanntes über unsere Gemeinde.»
Heute ist Fischbach-Göslikon ein lebhaftes Dorf mit reger Bautätigkeit und starkem Durchgangsverkehr, was auch für die gesamte Region gilt. Die einst gemütliche Durchgangsstrasse ist aktuell stark frequentiert. Eine kürzlich erfolgte Verkehrszählung des Kantons ergab, dass in der fraglichen Zeit täglich rund 5500 Autos das Dorf in Richtung Bremgarten durchquerten. In der Gegenrichtung waren es sogar noch etwas mehr – was eine enorme Belastung für den dörf lichen Ziel- und Quellverkehr bedeutet.
Von über 300 Metern Eisschicht bedeckt
In früheren Zeiten stand auf dem «Drumlin» – einer speziellen Ausformung einer Seitenmoräne aus der letzten Eiszeit –, etwas erhöht über dem Dorf, ein legendäres Bänkli. Heute steht da eine junge Linde, nachdem zuvor ein mächtiger Baum vom Sturm «Lothar» regelrecht gefällt wurde. Von dieser Warte aus hat man eine schöne Aussicht über das Dorf und die Region. Kaum mehr vorstellbar: Während der letzten Eiszeit überdeckte eine 300 Meter dicke Eisschicht die ganze Region.
Torf gestochen
Weiter ging es zum Fischbacher Moos oder dem «Mösli», wie die Einheimischen liebevoll sagen. Ein schön im Wald eingebetteter Moorweiher, der eigentlich durch Zufall entstanden ist. Im Zuge des 2. Weltkriegs, als das Heizmaterial knapp war, wurde hier Torf gestochen. «Eigentlich hätte nachfolgend eine Renaturierung erfolgen müssen. Dafür war aber kein Geld vorhanden und gleichzeitig begann sich die Senke mit Wasser zu füllen und so entstand ein Totwasser-Weiher», wusste Heimgartner. Es sei ein wunderschöner Ort für Erholungssuchende zum Verweilen und Baden, wenn auch nicht ganz ungefährlich. Der Ort ist aber auch ein wahres Paradies für viele Tierarten. Einmal mehr bewies Adrian Heimgartner als Wanderleiter sein Können, auf sympathische Art reiche Kenntnisse der lokalen Geschichte zu erzählen. --aha