Manche finden diese Sommerferientage etwas frisch. Ich auch. Allerdings erinnert mich das Wort Sommerfrische an ein Konzept, das ich für zeitgemäss und bedenkenswert halte. Wenn es so heisse Perioden gibt wie in den letzten zwanzig Jahren, dann ist Flüchten angesagt. «Ab ...
Manche finden diese Sommerferientage etwas frisch. Ich auch. Allerdings erinnert mich das Wort Sommerfrische an ein Konzept, das ich für zeitgemäss und bedenkenswert halte. Wenn es so heisse Perioden gibt wie in den letzten zwanzig Jahren, dann ist Flüchten angesagt. «Ab 30 Grad Celsius beginnt der Körper verstärkt gegen die Überhitzung zu arbeiten. Das Herz muss sich mehr anstrengen, um den Wärmehaushalt zu regulieren, das kann für ein angeschlagenes Organ zu viel werden.» Das lese ich in der NZZ.
Wenn dann noch andere Risikofaktoren wie chronischer Stress oder Schlafmangel dazukommen, kann das sogar zum Tod führen. Das BAFU rechnete für den Sommer 2024 mit über 500 hitzebedingten Todesfällen in der Schweiz.
Jetzt heisst das Zauberwort Coolcation (cool und vacation). Früher nannte man das Sommerfrische. Schon in der Antike kannte der Adel das Prinzip des Sommeraufenthaltes auf dem kühlen Lande. In Österreich gibt es Orte, die seit Langem dafür bekannt sind. Im 19. Jahrhundert kultivierte das städtische Bürgertum die Sommerfrische. Hinaus aus den engen Städten, an die frische Luft in die Berge, an Seen, in die «ländliche Idylle», war das Motto.
Oft zogen vermögende Familien mit Sack und Pack in ihre Landvillen, der Vater ging seinen Geschäften nach und stiess am Wochenende zu Frau und Kindern. Weniger begüterte Menschen mieteten sich ein Zimmer bei Privatleuten oder in einer Pension.
Die neuen Eisenbahnen machten diese Art von Sommertourismus erst recht populär. Auch Künstler zogen im Sommer aufs Land. Oft entstanden da Meisterwerke, man denke an das Komponierhäuschen von Gustav Mahler, das er am Attersee hatte.
Immer noch gibt es Ortschaften, die ihren Namen mit dem Begriff Sommerfrische adeln, man findet da im Kurpark einen Pavillon, in dem Kurkonzerte stattfinden, und sogar Kurtheater und Kurkonditoreien gibt es. So eine coole Kur lasse ich mir gerne gefallen.
Skandinavien, Schottland und Island profitieren jetzt schon vom Trend Coolcation. Wer sich nicht ärgern will über abgesagte Flüge oder Gepäck, das statt z Züri in Abu Dhabi landet, fährt mit dem Zug in die Schweizer Berge. Sie ahnen es – ich grüsse entspannt aus Poschiavo.