Solarenergie als Rettung?
22.11.2022 Hägglingen, Region UnterfreiamtAktion Häggligrüen lud zum Themenabend zur Strommangellage ein
Die Aktion Häggligrüen organisierte einen Abend mit zwei Referaten und anschliessender Podiumsdiskussion. Rund 40 Personen konnten sich aus erster Hand informieren und Antworten auf ihre ...
Aktion Häggligrüen lud zum Themenabend zur Strommangellage ein
Die Aktion Häggligrüen organisierte einen Abend mit zwei Referaten und anschliessender Podiumsdiskussion. Rund 40 Personen konnten sich aus erster Hand informieren und Antworten auf ihre Fragen rund um die aktuelle Stromsituation finden.
Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in der Schweiz sehr selten einen Mangel an Strom oder gar einen Stromausfall (Blackout). Was eine Strommangellage für die Bevölkerung in der Schweiz bedeutet und wieso die Solarenergie Abhilfe leisten könnte, erklärten zwei Experten am Themenabend.
In der Schweiz wird der Strom aus Wasserkraft, Kernkraft, Kehrichtverbrennungsanlagen sowie erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Biomasse produziert. Im Sommer wird damit so viel Strom produziert, dass der Überschuss ins Ausland verkauft werden kann. Im Winter reicht diese Energieproduktion aber nicht aus, was bedeutet, es wird Strom aus dem Ausland dazugekauft. Da aktuell aufgrund der weltpolitischen Lage die umliegenden Länder selbst von einer möglichen Stromknappheit betroffen sind, stellt sich die Frage, wie wird ermöglicht, dass im Winter ausreichend Strom vorhanden ist?
Rechtzeitig handeln
«Ostral» ist die Organisation für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen. Sie untersteht der wirtschaftlichen Landesversorgung des Bundes und wird auf deren Anweisung aktiv, wenn eine Strommangellage eintritt. Nach einer aktuellen Lagebeurteilung der wirtschaftlichen Landesversorgung (BWL) sind für den Winter 2022/23 die Energievorräte durch Elektrizität, Mineralöle, Erdgas und Holzenergie für die Schweiz sichergestellt.
«Die Lage wird kontinuierlich überprüft und wöchentlich publiziert», erklärt Adrian Schwammberger, der für die AEW für das Netz verantwortlich und zudem Mitglied des Kernstabs Ostral ist. Er erläutert, wie Ostral ausserdem mit verschiedenen Szenarien und Simulationen kontinuierlich überprüft, damit rechtzeitig ein Strommangel erkannt und daraufhin die richtigen Massnahmen getroffen werden können. Steht zu wenig Strom zur Verfügung, erfolgen zum Beispiel durch die Behörde Aufrufe zum freiwilligen Stromsparen. Verschärft sich die Stromsituation, kann es bis zur Abschaltung ganzer Stromnetze kommen. Die Entscheidung darüber und die darauffolgende Kommunikation erfolgen durch die wirtschaftliche Landesversorgung beziehungsweise den Bundesrat.
Kann eine Strommangellage verhindert werden?
Reicht im Winter die Schweizer Stromproduktion nicht aus, kauft die Schweiz vom Ausland Strom dazu. Um unabhängig zu werden, könnte mehr Solarenergie helfen. «Eine Strommangellage lässt sich durch öffentliche, aber auch mehr private Energieerzeugungsanlagen, zum Beispiel Solaranlagen, überbrücken», sagt Lukas Meister. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer der clevergie AG, eines der führenden Unternehmen in der Schweizer Solarenergiebranche. «In der Schweiz sind deutlich zu wenig Solaranlagen am Netz – da gibt es noch sehr viel Potenzial. Die Politik ist gefragt, die richtigen Anreize zu schaffen und damit eine Energieknappheit abzuwenden.»
Zwischenzeitlich hat die ständerechtliche Umweltkommission eine Pflicht für den Bau von Solaranlagen auf Neubauten ab 2024 befürwortet. «Die Solarenergie ist weltweit die günstigste Stromproduktion. Ausserdem sind Solarpanels sehr innovativ, da sie nicht nur Strom produzieren, sondern sogar preiswerter beim Bau von Hausfassaden im Vergleich zu herkömmlichem Fassadenmaterial sind», sagt Lukas Meister. Er ist überzeugt, dass Solaranlagen eines Tages zu führenden Energieträgern und Öl und Gas in den Bereichen Gebäude und Mobilität ablösen werden.
Tipps für den Privatbereich
Bei der anschliessenden Podiumsdiskussion führte Mario Roost von der Aktion Häggligrüen durch all die unterschiedlichen Fragen der Teilnehmer. Es ging um Batteriespeicher, Transportnetze, Second-life-Konzepte für die Elektromobilität, Lieferengpässe von Solarmodulen, Förderprogramme, Netzauslastungen und Abschaltszenarien. Sowohl Adrian Schwammberger als auch Lukas Meister versuchten souverän und professionell alle Fragenden zufriedenzustellen.
Auf die Abschlussfrage von Mario Roost, was ihre Empfehlungen zum Stromsparen wären, sagte Lukas Meister: «Grosse Stromfresser wie Elektroheizung und Elektroboiler ersetzen.» Und Adrian Schwammberger rät, «keine Geräte im Stand-by-Betrieb anlassen und öfters mal das Eco-Programm nutzen».
Beitrag leisten zu mehr Bewusstsein in Ökologie
Vor rund einem Jahr wurde die Aktion Häggligrüen ins Leben gerufen mit dem Ziel, einen wertvollen Beitrag für mehr Bewusstsein in Ökologie und Ökonomie zu leisten. Die Themen der IG sind vielfältig: Von Recyclingprojekten, Kräuterwanderungen bis zur aktuellen Stromlage in der Schweiz und wie es gelingt, davon unabhängig zu werden. An diesem Abend wurde die Aktion Häggligrüen von Mario Roost und Colette Schwegler vertreten. --mub