«Solangs no goht, chunnts guet»
25.11.2025 WohlenSternensaal präsentiert: Stubengeschichten mit Autor Andreas Neeser
Es war ein bereichernder Abstecher in die Stube von Gastgeberin Edith Weber. Denn Autor Andreas Neeser sorgte für ein literarisches Highlight. Er verwandelte die traditionelle Stubengeschichte, ...
Sternensaal präsentiert: Stubengeschichten mit Autor Andreas Neeser
Es war ein bereichernder Abstecher in die Stube von Gastgeberin Edith Weber. Denn Autor Andreas Neeser sorgte für ein literarisches Highlight. Er verwandelte die traditionelle Stubengeschichte, organisiert vom Sternensaal und Andreas Weber, zu einem Ort der Herzlichkeit und Offenheit.
Daniel Marti
Literatur in der guten und warmen Stube, vorgetragen durch Autoren und Autorinnen. Mit ihren eigenen Texten gehen sie zu Gastgeberinnen und Gastgebern nach Hause. Das sind Stubengeschichten. Literatur hautnah. Angeboten vom Sternensaal. Es ist nicht nur eine Stubengeschichte, sondern auch eine Erfolgsgeschichte. Denn die sechs Stuben sind in der Regel stets sehr gut besetzt, praktisch ausverkauft. So wie beispielsweise bei Edith Weber, die zur ihrer Stubengeschichte eingeladen hat.
«Funkelnde Mundarttexte»
Autor Andreas Neeser gab sich die Ehre. Der Mann aus dem Ruedertal, wohnhaft in Suhr, Lehrer an der Alten Kanti Aarau. Neeser, stets auf der Suche nach der richtigen Mundartbezeichnung. Einer, der stets auf jedes Wort präzis achtet. Wohl einer der ganz wenigen Schriftsteller, die in Mundart und Hochdeutsch schreiben. Andreas Neeser produzierte seine ersten Gedichte als Drittbezler. Und ist heute als 61-Jähriger anerkannt für seine funkelnden Mundarttexte, wie einst die «NZZ am Sonntag» geschrieben hat.
Andreas Neeser zu Gast bei Edith Weber – es entwickelte sich zu einem wunderschönen Abend. Für die Gäste und für ihn selbst, wie er betonte. Er sei sogar ein wenig nervös, gab er gleich zu Beginn zu. Stubengeschichten – er kennt dieses Format, er besuchte schon vor einem Jahr eine gute Stube in Wohlen. «Es war damals und heute sehr spannend.» Und die Gäste von Edith Weber waren beeindruckt und dankbar für die bereichernde Begegnung mit dem Aargauer Autor.
«S wird nümme wies nie gsi isch»
Andreas Neeser las aus seinen Werken. Es waren auch Passagen mit Tiefe darunter. Zum Beispiel einfach ein Satz reichte. Ein erster Satz oder ein letzter Satz – beide Varianten waren auch Denkanstösse.
Oder das Werk «S wird nümme wies nie gsi isch», Mundartprosa. Daraus gab es eine Liebesgeschichte. Aber auch Trauriges erzählt er gerne. Oder «S gääle Mäppli» stammt aus seiner Schulzeit. «I der Schuel händ s öppis duregnoo und nüüt», beginnt sein Text. Und er verrät ein paar wenige Gegebenheiten, die effektiv passiert sind. Wie eine spezielle Begegnung: Sein ehemaliger Bezlehrer war später ein Berufskollege bei seiner ersten Station als Aushilfslehrer. Viele Worte gab es da nicht – bis auf den Hinweis zum «Gääle Mäppli» mit seinen ersten Gedichten aus seiner Bez-Zeit. Vieles sei aber auch erfunden, gab er zu.
«Solangs no goht, chunnts guet», heisst ein anderes Werk. Ein weiser Spruch. Und eine gute Erkenntnis.
Andreas Neeser hätte – wenn er denn einen ganzen Abend Zeit gehabt hätte – seine ganze Palette an literarischen Werken präsentieren können: Romane, Erzählungen, Gedichte, Mundartgeschichten, Texte für Kinder oder sogar Lehrmittel. Letztlich gab er dann – nach Apéro und Drink – noch eine Zugabe. Wirklich ein feiner Auftritt.
«So müssen die Gäste nicht ins Theater»
Stubengeschichten leben vom Autor und seinen präsentierten Geschichten. Aber auch von den Gastgebern und vom Organisator. Für den Sternensaal legt sich seit ein paar Jahren Andreas Weber ins Zeug. Das ursprüngliche Format stammt von Urs Heller, der liess Schauspieler Texte lesen. Als Andreas Weber das Projekt übernahm, krempelte er es leicht um. Autoren und Autorinnen sollen selber ihre Texte lesen bei Gastgebern. Und das kommt gut an. Das Gute daran, ist die Möglichkeit, einen Autor persönlich kennenzulernen. «So können Diskussionen entstehen», sagt Weber. Diskussionen über Inhalte und Sprache. Das war auch bei Andreas Neeser so. Mundart zieht eben immer und ist irgendwie auch faszinierend.
Die Verpflichtung von Autoren und von Gastgebern ist auch die Aufgabe von Andreas Weber. Er spreche halt die Menschen persönlich an, sagt er. «Und Gastgeber, die einmal dabei sind, sind in der Regel auch für eine zweite Teilnahme bereit.» Gastgeberinnen und Gastgeber dürfen auch selbst bestimmen, wen sie zur Stubengeschichte einladen möchten. Sechs Stuben braucht es jeweils für die Stubengeschichten. Andreas Weber schafft das immer.
Bei den Engagements der Autoren und Autorinnen müsse er stets vorausschauen. «Ich schaue, dass die Autoren und Autorinnen aus dem Aargau stammen oder vom Kuratorium unterstützt werden.» Auch hier: Alle, die mal dabei waren, kommen immer wieder gerne. Die Gage übernimmt übrigens der Sternensaal. Andreas Weber ist jedenfalls selbst begeistert vom Format: «Die Autoren schätzen die Stubengeschichte und die Gastgeber können zu Hause etwas bieten. Und die Gäste können sich den Weg ins Theater sparen.» Und die Feedbacks? «Die sind immer positiv, alle Teilnehmenden sind praktisch immer begeistert.»
Viel Neugier und viel Offenheit
Das kann Edith Weber nur bestätigen. Die Stubengeschichte bei ihr zu Hause sei für sie etwas Besonderes. «Ich mache das einfach sehr gerne, ich mag solche Anlässe.» Und sie sei gerne für ihre Gäste da. Das spürten alle bei ihrer Stubengeschichte. Und Autor Andreas Neeser wiederholte, dass es ein «wunderschöner Abend war». Eine Stubengeschichte sei eben keine normale Lesung, sagt er. So nahe am Publikum zu sein, das schätzt er. Das geniesst er. «Es herrschte eine seltene Herzlichkeit, ich spürte viel Neugier und auch Offenheit. Die Gäste waren offen für meine Geschichten. Alles war authentisch.» Eben wunderschön, wie alle Beteiligten sagten.

