«Situation ist bereits jetzt prekär»
12.08.2025 WohlenSchulraum-Lage ungenügend
Gestern Montag war der erste Schultag. Und in Wohlen mussten die Verantwortlichen intensiv und genau planen, damit jedes Schulkind einen Platz hat für den Unterricht.
Denn in den Schulzentren Bünzmatt und Junkholz herrscht ...
Schulraum-Lage ungenügend
Gestern Montag war der erste Schultag. Und in Wohlen mussten die Verantwortlichen intensiv und genau planen, damit jedes Schulkind einen Platz hat für den Unterricht.
Denn in den Schulzentren Bünzmatt und Junkholz herrscht akute Raumnot. Dies bestätigt Franziska Walti, Co-Präsidentin der Schulleitungskonferenz. Auf den Schulstart hin mussten deshalb diverse Kompromisse gemacht werden. Wahre Improvisationskünste seien gefragt gewesen. Die Schule Wohlen kommt wohl kaum darum herum, beim
Start des Schuljahres 2026/2027 Provisorien einzusetzen. Denn erste Resultate bei der Schulraumplanung kann Franziska Walti wohl erst Ende Jahr präsentieren. --dm
Start ins neue Schuljahr: Es fehlen in allen Schulzentren Schulräume – die Lage ist völlig ungenügend
Die Realisation von neuem Schulraum beschäftigt die Gemeinde Wohlen seit Jahren. Und das Thema wird Wohlens Politik noch Jahre erhalten bleiben. Beim gegenwärtigen Start ins neue Schuljahr ist die allgemeine Lage für die Verantwortlichen wie auch für Lehrpersonen und Schüler völlig ungenügend. Konkrete Lösungen werden frühestens Ende Jahr präsentiert.
Daniel Marti
Das Grossunternehmen Schule Wohlen wächst und wächst. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler steigt kontinuierlich, und rund um die Schulräume wird es immer enger. Das ist die normale Folge des Bevölkerungswachstums. Inzwischen ist die Raumnot zum Problem geworden. Die Verantwortlichen sind in allen drei Schulzentren sehr gefordert.
Beim Start ins neue Schuljahr gestern Montag hatte jede Schülerin und jeder Schüler seinen Platz. Aber nicht mehr. Darum ist eine Frage zentral: Hat jede Klasse in jedem Zentrum genügend Schulraum oder wo muss besonders improvisiert werden? «Jede Klasse hat ihr Klassenzimmer», sagt Franziska Walti, Co-Präsidentin der Schulleitungskonferenz. Mit dem Klassenzimmer allein könne «jedoch der Raumbedarf pro Klasse nicht abgedeckt werden. Im Stundenplan müssen daher Kompromisse gemacht werden», erklärt sie. So müsse beispielsweise Fachunterricht «in nicht dafür geeigneten Räumen» abgehalten werden. «Und integrative Förderung wird bei ungenügenden Raumkapazitäten zur Herkulesaufgabe», kritisiert Walti und wählt dann deutliche Worte. «Improvisiert wird durch Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen auf den Gängen oder durch Anschaffung von Raum-in-Raum-Lösungen», Arbeitskabinen, Trennwände und Raumteiler kommen dann zum Einsatz.
Akute Raumnot im Junkholz und Bünzmatt
Wie sieht die Raumsituation in den drei Schulzentren aus, also im Halde-, Bünzmatt- und Junkholz-Schulzentrum? Franziska Walti geht ins Detail und legt die Situationen dar. Im Schulzentrum Halde verbringt die Bezirksschule das nächste Schuljahr noch im Provisorium am Oberdorfweg, die Primarschule ist in der neuen Halde 1 beziehungsweise in der sanierten Halde 2 zu Hause. «Nach Bezug der Bezirksschule können keine weiteren Abteilungen mehr im Schulzentrum Halde untergebracht werden. Das Raumprogramm ist auf die aktuelle Grösse der Primar- und Bezirksschule ausgelegt», betont sie. In einem Jahr ist dieses Schulzentrum also gebaut.
Zum Schulzentrum Bünzmatt. «Vor allem die Primarschule ist von akuter Raumnot betroffen, da an der Unterstufe aufgrund des Wachstums kontinuierlich neue Primarschulabteilungen eröffnet werden müssen», so Walti. Die bisherigen Fremdsprachenzimmer wurden deshalb aufgehoben. Laut Walti fehlen zudem kleinere Räume zum Beispiel für den Logopädieunterricht. «Auch der Oberstufe fehlt die nötige Anzahl Fachzimmer, um den Anforderungen des Lehrplans 21 gerecht zu werden. Für den Schulalltag bedeutet dies schon heute, dass auf den Gängen Arbeitsplätze geschaffen werden und auf modulare Raum-in-Raum-Lösungen ausgewichen wird.»
Zum Schulzentrum Junkholz: «Auch im Junkholz ist das Haus voll und platzt aus allen Nähten», erklärt die Co-Präsidentin der Schulleitungskonferenz. Vor allem der Oberstufe fehlen wie im Bünzmatt Gruppenräume und Fachzimmer. Hier für Musik, Bildnerisches Gestalten und Naturkunde. «Wo möglich wird auf die Gänge ausgewichen, die jedoch teils ebenfalls eng sind und wo feuerpolizeiliche Vorgaben Grenzen setzen.»
Kein Raum für Spezialklasse
Franziska Walti weist noch auf eine weitere Problematik hin: Sowohl an der Oberstufe Junkholz wie auch im Bünzmatt sind die 1. und 2. Realschulklassen an der oberen Grenze der kantonal erlaubten Grösse. «Für die adäquate Förderung der Realschülerinnen und -schüler wäre es wichtig, kleinere Klassen zu bilden. Für weitere Abteilungen fehlt jedoch der Platz.» Zudem beschult die Schule Wohlen im neuen Schuljahr mehrere Kinder mit ausgewiesenem Sonderschulbedarf, «für die jedoch kein Platz in einer passenden Sonderschule zur Verfügung steht. An der Oberstufe sind dies im neuen Schuljahr allein sechs Schülerinnen und Schüler. Der Kanton hat neu die Möglichkeit geschaffen, solche Kinder vor Ort in einer Spezialklasse von sechs bis acht Kindern zu unterrichten. Der Schule Wohlen fehlt für dieses Projekt jedoch ebenfalls der nötige Schulraum.»
Abschliessend noch zu den Kindergärten. Hier verweist Franziska Walti darauf, dass einige Kindergärten «bekanntlich in einem prekären baulichen Zustand sind und den heutigen räumlichen Anforderungen in keiner Weise genügen». Im Farn soll auf das Schuljahr 2026/2027 ein neuer Doppelkindergarten entstehen. Das Baugesuch ist aktuell noch hängig.
Schulraumplanung: Resultate etwa Ende Jahr
Es ist bekannt, dass die gegenwärtige Situation beim Schulraum unbefriedigend und ungenügend ist. Dies kann Franziska Walti nur bestätigen. Die aktuelle Lage – das weiss auch die Politik – muss zwingend verbessert werden. «Die Situation ist an diversen Orten bereits jetzt prekär», warnt sie. Und spätestens zum Schulstart in einem Jahr sind Verbesserungen zu erwarten. «Provisorien werden voraussichtlich bereits ab Schuljahr 2026/2027 nötig», so Walti.
Bis zum vergangenen Herbst war die Schulraumplanung irgendwie aufgegleist. Aber nicht zur Zufriedenheit aller. Das Stimmvolk lehnte die Projektierungskredite für die Neubauten in den Schulzentren Bünzmatt und Junkholz ab. Die SVP machte Opposition und war mit ihrem Referendum doppelt erfolgreich. Nach dieser Ablehnung wurde Anfang Jahr ein runder Tisch durchgeführt. Und die Schulraumplanung damit neu lanciert. Wann ungefähr können erste Ergebnisse präsentiert werden, damit der nötige neue Schulraum realisiert werden kann? Franziska Walti: «Der von allen Parteien geforderte Mitwirkungsprozess ist mit der Beteiligung leider nicht aller Parteien Anfang Mai gestartet.» An bisher drei Sitzungen wurden laut Walti die Problemstellungen, Grundlagen und Lösungsansätze diskutiert. «Bis Ende Jahr werden die Resultate präsentiert werden können», verspricht sie.
Steigende Zahlen
Das Unternehmen Schule Wohlen ist auf Wachstumskurs. Im neuen Schuljahr, das gestern gestartet wurde, sind mittlerweile gegen 3000 Personen engagiert. Die Schule Wohlen, inklusive HPS und Musikschule, beschäftigt total 472 Mitarbeitende, davon 353 Lehrpersonen, 82 Assistenzpersonen, 12 Schulleitungen und 25 weitere Angestellte. Zur Schule gehen in Wohlen im neuen Schuljahr 2445 Schülerinnen und Schüler. --dm