Sieger wollen Schwung ausnützen
25.10.2024 Wohlen, Grosser RatGrossratswahlen: Wie stark sind sie Gradmesser für die Einwohnerrats- und Gemeinderratswahlen 2025?
Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Auch die Spitzenleute der Wohler Parteien schauen Richtung Einwohnerrats- und Gemeinderatswahlen 2025. Dies mit unterschiedlichen ...
Grossratswahlen: Wie stark sind sie Gradmesser für die Einwohnerrats- und Gemeinderratswahlen 2025?
Nach den Wahlen ist vor den Wahlen. Auch die Spitzenleute der Wohler Parteien schauen Richtung Einwohnerrats- und Gemeinderatswahlen 2025. Dies mit unterschiedlichen Prognosen.
Daniel Marti
Die aktuellen Grossratswahlen können durchaus ein Gradmesser sein für die kommenden Einwohnerrats- und Gemeinderatswahlen in einem Jahr. Wie wird diesbezüglich das Grossratsergebnis aus der Sicht der Spitzenkandidatinnen und Spitzenkandidaten gewertet? Welche Auswirkungen oder Trends können im Hinblick auf die kommunalen Wahlen 2025 prognostiziert werden? Logischerweise wollen die Sieger vom vergangenen Wochenende den Schwung mitnehmen in den Wahlherbst 2025. Die Verlierer sprechen dagegen von einer neuen Ausgangslage, die sich bis in zehn oder zwölf Monaten ergeben wird.
Selbstbewusste Sieger
Roland Vogt, der am besten gewählte Wohler Grossrat, gibt sich erwartungsgemäss optimistisch. Sein Resultat soll auch einen «positiven Einfluss auf die kommenden Wahlen 2025 haben. Wir nehmen die Anliegen unserer Bevölkerung ernst und setzen uns für die Menschen in unserem Land ein», erklärt er. Das Hauptproblem sei seit Langem die «unbegrenzte und unkontrollierte Zuwanderung». Die Kriminalität, die Gesundheitskosten, die Wohnungsnot, die Umweltbelastung, die Anforderungen an die Infrastruktur steigen, nennt er ein paar Bespiele «einer unendlich langen Liste. Wer das noch nicht erkannt hat, lebt in einer anderen Realität.»
Ähnlich zuversichtlich tönt es bei der FDP. «Das Ergebnis der Grossratswahlen ist für uns ein ermutigendes Zeichen, insbesondere im Hinblick auf die kommunalen Wahlen im nächsten Jahr», sagt die frisch gewählte Grossrätin Denise Strasser. «Wir hoffen, den leichten Aufwärtstrend der FDP beibehalten zu können. Unser Ziel ist es, die beiden verlorenen Sitze der letzten Einwohnerratswahlen wieder zurückzuerobern.»
Mitte will positiven Trend beibehalten
Für Stefanie Dietrich (Mitte) sind die kantonalen Wahlen «auf jeden Fall ein Gradmesser für die kommenden Wahlen in Wohlen». Die Co-Präsidentin freut sich sehr darüber, «dass die Mitte stabil blieb im Kanton sowie auch im Bezirk und somit zu den Gewinnern gehört. In Wohlen sind wird immer noch die zweitstärkste Partei.» Diesen Schwung wolle die Mitte mitnehmen. Sie hofft, «dass sich der positive Trend auch in Wohlen zeigen wird».
Auch Sonja Isler-Rüttimann hofft auf diesen positiven Trend bei den Einwohnerratswahlen im nächsten Jahr. Die zweite Co-Präsidentin verweist ebenfalls darauf, dass die Mitte in Wohlen den zweitgrössten Wähleranteil verzeichnen durfte. Deshalb sei man zuversichtlich, «dass wir in unserem Dorf mit unserer mittigen und kompromissbereiten Politik wahrgenommen und honoriert werden». Dass die Mitte «fast als einzige grosse Partei in Wohlen zugelegt» habe, freut Harry Lütolf riesig und stimmt ihn zuversichtlich. «Neben den Nationalkonservativen, SVP genannt, scheint unsere Politik demnach anzukommen.» Auch für die Kommunalwahlen im nächsten Jahr sei er daher sehr zuversichtlich. «Wir müssen nur noch möglichst viele bekannte oder engagierte Kandidierende für unsere Liste finden.»
SP will die Ärmel hochkrempeln
Ob die Grossratswahlen ein Gradmesser für 2025 sind, das ist dagegen laut Arsène Perroud «schwierig einzuschätzen». Bei den Kommunalwahlen im kommenden Jahr werde die SP gefordert sein, «ihre Wähleranteile der Legislative zu halten. Bei Exekutivwahlen spielen andere Mechanismen eine Rolle, da es sich um Persönlichkeitswahlen handelt», so der Gemeindeammann.
Die SP-Präsidentin Laura Pascolin wird da schon etwas deutlicher. Die SP müsse die Ärmel hochkrempeln, sagt sie. «In Wohlen haben wir eine solide Basis, und die gilt es jetzt zu stärken. Der Kontakt zur Wählerschaft muss intensiviert werden – wir müssen präsenter werden.» Ihre Partei müsse mit einer «klaren, durchdachten Strategie frühzeitig in den Wahlkampf für 2025 starten».
GLP gekommen, um zu bleiben
Julia Frischkencht von den Grünliberalen relativiert den Blick in die Zukunft: «Grundsätzlich sind die Einwohnerund Gemeinderatswahlen geprägt von den antretenden Personen und weniger von den Parteien. Man kennt sich viel eher persönlich.» Das sei der beste Weg, um an Stimmen zu gelangen. «Die GLP Wohlen ist eine starke und gut vernetzte Einwohnerratsfraktion. Alle Beteiligten sind in Wohlen verwurzelt. Wir sind auf jeden Fall gekommen, um zu bleiben, und sind guter Dinge, dass wir dieses Ziel auch erreichen werden», betont die Vizepräsidentin des Einwohnerrates.
Am meisten Verluste mussten die Grünen einstecken – vor allem auf kantonaler Ebene. Aber auch im Bezirk Bremgarten und in Wohlen wurden Stimmprozente eingebüsst respektive «wir konnten unseren Zuwachs auf kantonaler Ebene von vor vier Jahren nicht verteidigen», so Patrick Schmid, Einwohnerrat der Grünen.
Die Grünen hoffen auf die Wende
Dies habe vor allem «mit der politischen Grosswetterlage zu tun: Klimaschutz, Pazifismus und soziale Gerechtigkeit sind im Moment leider weniger wichtige Themen als Sicherheit, Teuerung und Migration». Das könne in einem Jahr vielleicht ganz anders aussehen, «entscheidend können natürlich auch kommunale Themen werden». Er und die Grünen wollen weiterhin Wohlen aktiv mitgestalten.
Bei den Gemeinderatswahlen spielen laut Schmid erfahrungsgemäss Persönlichkeiten eine grössere Wichtigkeit als die Parteizugehörigkeit. Schmid glaubt deshalb, dass sich die Resultate vom vergangenen Wochenende «nicht 1:1 auf die Wahl der Exekutive in Wohlen auswirken, entscheidender werden hier die Kandidaten selber sein».