«Sie sind ein grosses Ärgernis»
10.10.2023 WohlenPolizei will reagieren
E-Scooter werden immer mehr zum Problem
Sie sind beliebt, gerade auch bei den Jungen. Die kleinen, schnellen und wendigen Flitzer, die einen bequem und ohne Muskelkraft von A nach B bringen. Elektro-Trottinett, Elektro-Roller oder ...
Polizei will reagieren
E-Scooter werden immer mehr zum Problem
Sie sind beliebt, gerade auch bei den Jungen. Die kleinen, schnellen und wendigen Flitzer, die einen bequem und ohne Muskelkraft von A nach B bringen. Elektro-Trottinett, Elektro-Roller oder Elektro-Stehroller, sie boomen. Und je mehr von ihnen im Verkehr und auf den Trottoirs (wo sie eigentlich verboten sind) unterwegs sind, desto mehr gefährliche Situationen ergeben sich. Die Zahl der Reklamationen nimmt zu. Jetzt will die Regionalpolizei Wohlen handeln, wie Chef Marco Veil erklärt. --red
E-Scooter machen den gesamten Verkehr unsicher: Wohlens Repolchef Marco Veil zur Problematik
Sie werden immer mehr. Und sie sorgen für viel Unsicherheit auf Wohlens Strassen. Die E-Scooter und ihre Lenker bahnen sich überallhin ihren Weg. Und sorgen damit für Probleme, die im Strassenverkehr eigentlich nichts zu suchen haben. Der Repolchef ist besorgt.
Daniel Marti
Sie kreuzen bald auf jedem Trottoir auf, sie machen Gehwege unsicher, und sie sind rund um die Schulhäuser zu einer wahren Plage geworden. Sie sind Verkehrshindernisse und sie sorgen für Gefahr im Strassenverkehr und rund um die Fussgänger. Die E-Scooter-Welle rollt heran. Und sie wird immer grösser und immer gefährlicher. «Es ist ein wahrer Hype daraus entstanden, E-Scooter sind ein grosses Ärgernis», sagt Marco Veil, Chef der Regionalpolizei Wohlen. «Wir haben nur Probleme mit den E-Scootern.»
Auf dem Trottoir verboten
Die Fachbezeichnung für E-Scooter lautet Elektro-Trendfahrzeuge, damit sind Elektro-Trottinetts, Elektro-Roller und Elektro-Stehroller gemeint. Die Probleme, die mit diesen Gefährten verursacht werden, sind vielfältig. Das (zu) hohe Tempo ist ein Problem, das rücksichtslose Fahren, vor allem auf Trottoirs, ebenfalls. «Und viele Leute wissen gar nicht, wer damit fahren darf und wie schnell damit gefahren werden kann», so Veil weiter. Zwar wurde im gesamten Einzugsgebiet der Repol Wohlen flächendeckend eine Broschüre verteilt, die sämtliche Infos und Regelungen aufzeigt. Aber bewirkt hat sie praktisch nichts. Die Verkehrsregeln werden von Lenkerinnen und Lenkern der E-Scooter kaum beachtet. Aber, ob Elektro-Trottinett, Elektro-Roller oder Elektro-Stehroller, für alle drei gilt: Fahren auf dem Trottoir verboten.
Auch die Höchstgeschwindigkeit ist geregelt. Für alle E-Scooter gelten 20 km/h als Obergrenze, mit Tretunterstützung dürfen Elektro-Roller maximal 25 km/h fahren. Marken, die nur selten eingehalten werden. «Denn die Geschwindigkeit kann ganz locker erhöht werden, dazu reicht eine App», informiert der Repolchef, «diese ist während der Fahrt steuerbar, und vor oder bei einer Kontrolle kann diese Funktion sofort wieder korrigiert werden.» Führt die Regionalpolizei tatsächlich Kontrollen durch, so bleibt praktisch bei jedem kontrollierten Gefährt und der Lenkerschaft immer etwas hängen: Tempo, fehlende Rücksicht, Fahrt zu zweit, Befahren des Trottoirs, oder die Lenkperson ist zu jung.
Schulhäuser und Bahnhof sind Brennpunkte
E-Scooter dürfen generell erst ab 14 Jahren gefahren werden. Und zwischen 14 und 16 Jahren ist der Führerausweis Kategorie M erforderlich, also das sogenannte «Töfflibillett». Dieser Töffli-Führerschein geht jedoch ins Geld. Sehtest und Verkehrskunde kosten zusammen schnell über 100 Franken. Oft ist das zu viel für junge Leute. Also fährt man locker ohne Führerschein. Ab 16 Jahren ist dann kein Führerausweis mehr erforderlich.
Eine weitere Ungereimtheit: Das Tragen eines Velohelms ist nicht erforderlich, dies wird nur empfohlen. Werden Minderjährige (also bis 12) mit E-Scootern von der Polizei erwischt, so wird das Fahrzeug sichergestellt, also eingezogen. «Die jungen Menschen und oft auch ihre Eltern informieren sich einfach zu wenig über die E-Scooter», sagt Marco Veil, «und wir von der Regionalpolizei investieren dafür viel Zeit in die Prävention.» Aber einen richtigen Nutzen spürt er davon nicht. «Die grossen Filialen bieten diese Gefährte dazu noch in günstigen Aktionen an.»
So werden Gefahr und Unsicherheit für die anderen Verkehrsteilnehmer weiter zunehmen. «E-Scooter sind in der ganzen Schweiz mittlerweile zur Plage geworden.» Dies gilt auch für das Einzugsgebiet der Repol, genaue Zahlen und Trends hat Marco Veil noch nicht eruiert. «Aber die Frequenz der E-Scooter ist klar zunehmend.» Vor allem bei den Schulhäusern und beim Bahnhof sei das Ärgernis am grössten. Und im Gebiet der Repol Wohlen kann er festhalten, dass grössere Gemeinden vom E-Scooter-Problem mehr betroffen sind als kleinere Dörfer. Und es gibt laut Veil auch immer mehr Menschen, die sich wegen dieser Problematik «Luft verschaffen». Also Reklamationen bei der Repol Wohlen platzieren. Auch das braucht Zeit und Nerven.
Intensive Aktionswoche geplant
Momentan kann die Regionalpolizei einfach Bussen verteilen, Roller einziehen, informieren, präventiv wirken. Aber nach den Herbstferien will Marco Veil ein wesentliches Ausrufezeichen setzen: Die Repol Wohlen hat eine intensive Woche geplant. Mit Beobachtungen, Kontrollen an gut frequentierten Punkten. Auch eine Rolle wurde angeschafft, mit der die Geschwindigkeit kontrolliert werden kann. «Davon», sagt Marco Veil, «versprechen wir uns einiges. Insbesondere, da eine Null-Toleranz-Devise gilt.» Wer weiss, vielleicht sogar eine leichte Beruhigung der angespannten Situation. Zumindest ist diese eine Woche ein wichtiger Anteil der wertvollen Präventionsarbeit. Denn das Ärgernis E-Scooter, das weiss Repolchef Marco Veil, wird man nicht ganz so schnell aus dem Verkehr verbannen können.



