Sicher nicht mehr hergeben
21.11.2025 Kelleramt, SchuleAuf dem Land nahm das Kelleramt bei der Schulsozialarbeit vor 15 Jahren eine Vorreiterrolle ein
Eskalation vermeiden. Es ist eines der zentralen Ziele der Schulsozialarbeit. Sie ist Anlaufstelle für Kinder, Lehrpersonen, Schulleitung und Eltern. Als eine der ersten ...
Auf dem Land nahm das Kelleramt bei der Schulsozialarbeit vor 15 Jahren eine Vorreiterrolle ein
Eskalation vermeiden. Es ist eines der zentralen Ziele der Schulsozialarbeit. Sie ist Anlaufstelle für Kinder, Lehrpersonen, Schulleitung und Eltern. Als eine der ersten ländlichen Regionen führte das Kelleramt die Schulsozialarbeit vor 15 Jahren ein. Gemeindeammann und Kreisschulverbandspräsident Peter Hochuli und Schulsozialarbeiter Martin Schneider erzählen.
Annemarie Keusch
Das Ja kommt schnell. Und überzeugt. Von beiden. Ist die Schulsozialarbeit im Kelleramt ein Erfolgsprojekt? Das war die Frage. «Wobei, aus operativer Sicht ist das nicht einfach einzuschätzen», sagt Martin Schneider. Er leitet die Schulsozialarbeit im Kelleramt seit vielen Jahren. Genauso, wie er das im Kompetenzzentrum in Muri für Muri und weitere umliegenden Gemeinden auch tut. Beides sind eigenständige Dienste, die Kombination sei dennoch ideal. «Etwa, um qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Schulsozialarbeit ist an vielen Schulen nur ein kleines Pensum», erklärt Schneider. Hinzu kommen Stellvertretungsregelungen, Weiterbildung, Austausch. Als ideal bezeichnet es auch Peter Hochuli – und er kennt beide Dienste bestens. Hochuli ist Gemeindeammann in Unterlunkhofen, präsidiert den Gemeindeverband hinter der Kreisschule Kelleramt, die Schulsozialarbeit ist sein Ressort. Zudem ist Hochuli Schulleiter der Bez Muri.
Pionierarbeit sei es damals gewesen. Über 15 Jahre sind vergangen, seit die Schulsozialarbeit im Kelleramt zum Thema wurde. Martin Schneider erinnert sich: «Eine Gruppierung von Lehrpersonen aus Jonen kam auf mich zu.» In Muri gab es seit Kurzem eine Schulsozialarbeit, Schneider leitete diese und half auch im Kelleramt mit, ein Konzept zu erarbeiten. Der Anfang war nicht leicht. Seit Schneider 2014 die Leitung übernommen hat, läufts – mit Konstanz, mit qualifiziertem Personal. «Er hat grossen Anteil an den jetzigen Strukturen», sagt auch Peter Hochuli.
Drei Gemeinden stocken auf
Die Schulsozialarbeit ist dem Gemeindeverband Kreisschule Kelleramt angegliedert, ist zudem auch in Islisberg aktiv. 130 Stellenprozente umfasst das Pensum aktuell. Werden die Budgets in den jeweiligen Gemeinden an der «Gmeind» angenommen, kommen in Unterlunkhofen und Oberlunkhofen je zehn Stellenprozente und in Arni fünf Stellenprozente dazu. «Ich kann für Unterlunkhofen sprechen. Seit der Einführung der Schulsozialarbeit haben sich die Schülerzahlen verdoppelt. Insofern ist es nicht schwierig, für diese Pensenerhöhung zu argumentieren», sagt Peter Hochuli. Per 1. Januar wird eine dritte Person an den Kellerämter Schulen tätig sein. «Wir rechnen nicht damit, dass es deswegen politischen Gegenwind gibt», sagt Peter Hochuli. Zumal der Schlüssel mit zehn Stellenprozenten für 70 Schülerinnen und Schüler sich generell bewährt habe im Kelleramt.
Überhaupt, das Angebot habe sich schnell etabliert in der Region. «Je nach politischer Couleur wird es auch im Kelleramt Skepsis gegeben haben», sagt Peter Hochuli. Aber weil die Schulsozialarbeit funktioniert, verflog diese schnell. Vor allem seit Schneider sie leitet und das Kelleramt von der Zusammenarbeit mit Muri profitiert. Hochuli weiss: «Es gab Bestrebungen, das Kelleramt in das Kompetenzzentrum Muri zu integrieren, aber das kam bei den Kellerämter Gemeinden nicht nur gut an.» Mittlerweile sei das vom Tisch. Getrennte Strukturen, aber dennoch Synergien – das sei ideal. «Alle Gemeinden sind zufrieden. Das Angebot würde niemand mehr hergeben.»
Nicht erst, wenn es brennt
Dass das Kelleramt in Sachen Schulsozialarbeit eine Vorreiterrolle einnahm, das heisst nicht, dass es hier an den Schulen damals besonders strub zu und her ging. Hochuli bezeichnet es als Präventionstruppe. «Einen Boden legen dafür, dass Eskalation möglichst ausbleibt, ist viel günstiger, als erst einzugreifen, wenn es brennt.» Natürlich sieht es Martin Schneider nicht anders. «Zudem ist die Schulsozialarbeit niederschwellig und bietet Eltern, Kindern, Lehrpersonen und Schulleitung eine schnelle Anlaufstelle.» Bei Problemen, bei Herausforderungen, bei Disputen – die Schulsozialarbeit ist da. «Wir bekommen sofort mit, was läuft, kennen die Trends, wissen, wo die Jugendlichen sind, auch in der digitalen Welt. Diese Nähe ist wichtig, um schnell intervenieren zu können, wenn das nötig ist», sagt Martin Schneider. «Rasch, unkompliziert, effektiv», so beschreibt Peter Hochuli die Schulsozialarbeit. Er spricht von Prävention, die sich auszahlt. «Monetär ist das schwierig zu beziffern. Aber eine gute und etablierte Organisation, wie wir sie im Kelleramt haben, ist eine ideale Ergänzung zur Schule.» Gegenseitige Wertschätzung und Unterstützung sind der Schlüssel dazu. «Natürlich ist es wichtig, dass Schule und Schulsozialarbeit gut und eng zusammenarbeiten. Nur so kann man bestmöglich voneinander profitieren», betont Hochuli. Genau das funktioniere im Kelleramt bestens – findet auch Martin Schneider.
Gleiche Themen, aber mit Social Media kombiniert
Das heisst natülich nicht, dass alles nur rosig läuft. «Auch hier gibt es Eltern, die sich der Schulsozialarbeit verwehren. Auch hier gibt es Situationen, die wir nicht lösen oder massgeblich verbessern können», sagt Martin Schneider. Die Herausforderungen sind mannigfaltig. «Social Media ist quasi in allen Fällen involviert», sagt Martin Schneider. «Tendenz weiterhin zunehmend.» Die grundlegenden Themen seien aber gleich wie vor 15 Jahren: Liebe, Gewalt, Eifersucht, Familie.

