Sein Erbe weiterführen

  21.06.2024 Sarmenstorf, Region Unterfreiamt

Vision soll weitergehen

Nicoletti-Cup erstmals ohne den Namensgeber

Aus dem einstigen Grümpel- und Plauschturnier des FC Sarmenstorf wurde ein international angesehenes Spitzenfussballturnier für die kleinsten Kicker. Grund dafür sind die Vision und die Grosszügigkeit des Wohlers Pasquale Nicoletti. Das Turnier findet an diesem Wochenende zum 23. Mal statt. Erstmals ohne den Patron Pasquale Nicoletti, der im letzten Jahr verstarb. Sein Sohn und sein Neffe wollen sein Erbe weiterführen. Die Teams und das Rahmenprogramm versprechen erneut viele Höhepunkte. --red


Nicoletti-Cup findet am 22. und 23. Juni zum ersten Mal ohne Namensgeber Pasquale Nicoletti statt

Der Fussball lag ihm am Herzen. Der Wohler Pasquale Nicoletti wollte mit dem Junioren-Fussballturnier etwas Besonderes erschaffen. Das ist ihm gelungen. Auch über seinen Tod hinaus. Es ist die Geschichte eines engagierten und sportbegeisterten Mannes, der vor einem Jahr verstorben ist.

Stefan Sprenger

«Er wollte etwas für die Kleinsten kreieren», sagt Alessio Nicoletti. Sein Vater Pasquale Nicoletti hat das mit dem internationalen Fussballturnier namens Nicoletti-Cup in Sarmenstorf geschafft. «Das hat ihn immer riesig gefreut», sagt sein Sohn weiter. An diesem Wochenende findet das Turnier zum 23. Mal statt, zum ersten Mal ohne Pasquale Nicoletti.

Kampf gegen den Krebs

Es war Ende 2019, als die Ärzte Darmkrebs bei Pasquale Nicoletti diagnostizierten. Er war damals 65 Jahre alt, hatte eben erst das Pensionsalter erreicht und die Nachfolge des Gipserund Malergeschäfts Nicoletti GmbH in Wohlen geregelt, mit seinem Sohn Alessio Nicoletti und Neffe Kevin Rodriguez als Nachfolger.

Es sah danach so aus, als hätte er den Krebs besiegt, nach der Chemotherapie gab es keine Ableger. Doch ein Jahr später kommt die Krankheit zurück, immer mehr Ableger sind im Körper. «Er war ein Kämpfer. Er hat seinen Lebensmut nie verloren», sagt sein Sohn. Und Pasquale Nicoletti ist natürlich immer am Turnier in Sarmenstorf dabei.

Immer sehr grosszügig

Jenes Turnier, das er immer sehr grosszügig gesponsert und mitgeprägt hat. Aus dem einstigen Grümpel- und Plauschturnier des FC Sarmenstorf wurde ein international angesehenes Spitzenfussballturnier für die kleinsten Kicker. Es entstand ein kleiner Hype um den Nicoletti-Cup (bei dem schon die Nati-Stars Noah Okafor oder Breel Embolo einst teilnahmen). Aus der Schweiz schickten die Topteams wie Basel, Zürich, Luzern oder die Grasshoppers ihren Nachwuchs auf das Bühlmoos. Aber auch aus dem Ausland kamen die Mannschaften angereist. Freiburg, Inter Mailand, Krasnodar, Groningen – und die AC Milan. Die Lieblingsmannschaft von Pasquale Nicoletti. Die Preise waren jeweils üppig am Nicoletti-Cup, dank dem grosszügigen Sponsoring. Ein komplettes Mannschaftsdress für die Kategoriensieger, Matchbälle und jeder erhielt einen Pokal oder eine Medaille. Es wurde sogar ein Spezialpreis übergeben an jenen Trainer, der am meisten durch seine soziale Kompetenz und Menschlichkeit auffiel. Keiner der über 500 teilnehmenden Junioren der Kategorien E und F (die jüngsten Fussballer) ging leer aus. Dank Pasquale Nicoletti.

Vermutlich für immer Sponsor: «Das ist einmalig»

«Er hat den Sport gelebt. Es war für ihn wichtig, dass alle an diesem Turnier etwas gewinnen konnten. Dabei sein ist wichtiger als gewinnen. Alle sind Sieger, das war sein Credo», erzählt sein Sohn. Alessio Nicoletti und sein Cousin Kevin Rodriguez führen sein Erbe weiter. Nicht nur im Geschäft, sondern auch bei diesem Juniorenturnier. «Was der FC Sarmenstorf da den kleinsten Kickern bietet, ist einmalig, schön und nicht selbstverständlich. Dieses Turnier hängt uns enorm am Herzen und macht riesig Freude.» Und so wird der Nicoletti-Cup wohl auch die nächsten 23 Ausgaben den Namen und den grosszügigen Sponsoren behalten. «Vermutlich für immer», sagt Sohn Alessio.

Sein Vater hätte es so gewollt. Pasquale Nicoletti wurde am 30. Oktober 1954 geboren, am 14. Juli 2023 starb er. «Auch als er wusste, dass es wohl nicht mehr lange dauern würde bis zu seinem Tod, hat er seine positive Art nicht verloren», sagt sein Sohn. Die Lücke, die er hinterlässt, «kann man nie wieder füllen», sagt er weiter. Aber sie können alles dafür tun, dass man ihn nicht vergisst.


Über Nicoletti und den Cup

Wissenswertes über Pasquale Nicoletti und das bevorstehende Turnier

Pasquale Nicoletti spielte nie Fussball beim FC Sarmenstorf. Er war als Spieler beim FC Muri sowie FC Villmergen. Jahrelang engagierte er sich bei der Juniorenkommission des FC Wohlen. «Er war ein fairer, aufrichtiger Mensch mit einer positiven, charismatischen Aura, die vielfach beeindruckt hat», schreibt sein langjähriger Weggefährte und Freund Thomas Killer im Vorwort des Magazins zum Nicoletti-Cup. Killer, Ehrenpräsident des FC Sarmenstorf, schildert darin spannende und witzige Begebenheiten aus vielen Jahrzehnten mit Pasquale Nicoletti (absolut lesenswert).

«Miteinander umgehen lernen»

1999 wurde der Nicoletti-Cup erstmals durchgeführt. Es reisen namhafte Juniorenspitzenteams aus der Schweiz und dem angrenzenden Ausland nach Sarmenstorf, um am Turnier für die U9- und U11-Junioren teilzunehmen. Der Run auf dieses Turnier ist enorm, die Startplätze sind jedes Jahr innert kürzester Zeit ausgebucht. Dafür gibt es einen Grund. Sponsor und Gründer Pasquale Nicoletti, mit seinem ganz speziellen Konzept: «Ich will mit diesem Turnier einen Beitrag dazu leisten, das Gemeinschaftsgefühl unter den Kleinen zu fördern. Sie sollen nicht nur Fussball spielen, sondern auch besser miteinander umgehen lernen.» Die grosse Beliebtheit, die das Nachwuchsturnier erreicht hat, beruht stark auf Nicolettis Vision. Sein erklärtes Ziel, und das des organisierenden FC Sarmenstorf, ist die Schaffung einer nachhaltigen Turnieratmosphäre. Im Vordergrund stehen nicht nur die fussballerischen Höchstleistungen, sondern auch der faire Sport und das kameradschaftliche Erlebnis.

Gespielt wird an zwei Tagen

Gespielt wird am Samstag (U9) und Sonntag (U11) auf dem Bühlmoos in Sarmenstorf, jeweils von 9 Uhr bis zirka 16 Uhr. Mit dabei sind Junioren-Spitzenteams aus St. Gallen, Sion oder den Young Boys Bern. Aus dem Ausland sind unter anderem Waldshut, Reutlingen oder Gorla Minore Calcio dabei. Aus dem Freiamt Teams wie Wohlen, Villmergen, Muri und natürlich Sarmenstorf.

Promitalk am Freitag, Party am Samstag

Am Freitagabend findet zudem ein EM-Public-Viewing statt (Niederlande gegen Frankreich). Vor, während und nach diesem Spiel gibt es einen Promitalk (Start ab 19.15 Uhr) mit dem bestens bekannten Michael Winsauer, dem früheren Spitzenfussballer Elsad Zverotic (heute Sportchef FC Aarau) und dem höchsten Schwinger der Schweiz, Stefan Strebel aus Villmergen. Am Samstagabend findet das FCS-Fäscht statt mit Festbetrieb und DJ. Zudem werden bis Sonntag die Spiele der Fussball-EM live übertragen und es gibt Attraktionen wie den Ballspeedometer oder Penaltyschiessen auf die Goalies der ersten Mannschaft. --red


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