Schwarmintelligenz nutzen
28.03.2025 Besenbüren, Region OberfreiamtIm Hinblick auf die Schulraumplanung sollen die Besenbürer ihre Ideen einbringen
«Deine Meinung zählt!», lädt der Gemeinderat Besenbüren die Bevölkerung zum Mitwirken ein. Auf einer interaktiven Plattform kann jeder und jede einen Monat ...
Im Hinblick auf die Schulraumplanung sollen die Besenbürer ihre Ideen einbringen
«Deine Meinung zählt!», lädt der Gemeinderat Besenbüren die Bevölkerung zum Mitwirken ein. Auf einer interaktiven Plattform kann jeder und jede einen Monat lang Ideen und Gedanken zur Schulraumerweiterung in Besenbüren beisteuern.
Thomas Stöckli
Normalerweise ist eine Projektidee bereits weit fortgeschritten, bis die Stimmberechtigten darüber orientiert werden, sei es an einer Informationsveranstaltung oder gar erst an der «Gmeind», an welcher der Projektierungskredit gesprochen werden soll. Besenbüren geht für die Schulraumplanung bewusst einen anderen Weg. Hier soll die Bevölkerung bereits vor der eigentlichen Planung ihre Ideen einbringen, ihre Fragen stellen und Vorschläge gegenseitig bewerten und kommentieren dürfen.
Bedarf und Ort sind klar
Dass die Schule mehr Platz braucht, ist unbestritten. Anhand der Vorgaben gemäss Lehrplan 21 sei auch klar, wie dieser zusätzliche Raumbedarf aussieht: «Wir brauchen drei zusätzliche Klassenzimmer, zwei Gruppenräume sowie ein Büro für die Schulleitung und Verwaltung», so Christian Bel, der im Gemeinderat fürs Ressort Bildung und Gesellschaft verantwortlich ist. Grundlage für die Planung ist seine Prognose der Anzahl Kinder im primarschulpflichtigen Alter, die von aktuell rund 170 bis übernächstes Schuljahr auf 184 ansteigen und sich bis 2035 dort einpendeln dürfte. Mit der Option, die Klassengrössen noch etwas zu erhöhen und im Notfall gar vorübergehend zwei Gruppenräume zu einem Klassenzimmer zusammenzuschliessen, sei die nötige Flexibilität für Unerwartetes gewährleistet.
Fest steht weiter der Ort, wo der zusätzliche Schulraum entstehen soll, nämlich auf dem gut 1800 m2 grossen Landstreifen südwestlich des Schulhausareals, angrenzend an die neue Wohnüberbauung. «Das Land haben wir zu dem Zweck erworben und umgezont», ruft Vizeammann Alex Lötscher in Erinnerung.
Diskussion läuft bereits
Darüber hinaus soll die Bevölkerung möglichst unbefangen Ideen entwickeln dürfen: Was muss der neue Schulraum bieten? In welcher Bauweise soll er erstellt werden? Wofür sollen die zusätzlichen Schulräume noch genutzt werden? Was fehlt dem Dorf an Infrastruktur? Und wie soll das alles finanziert werden? Zu diesen Fragen sind Ideen und Inputs erwünscht, welche die Bevölkerung auf einer interaktiven Plattform anonym einbringen darf. Als «digitale Landsgemeinde» preist Andreas Seonbuchner, CEO der BrainE4 AG mit Sitz in Besenbüren, an, als «Nutzung von Schwarmintelligenz»: «Die unterschiedlichen Köpfe, die wir hier haben, generieren die besten Ideen», ist er überzeugt.
Auf der Plattform braine4.ch/besenbueren läuft die Diskussion derweil bereits intensiv: Sollen Mehrzweckräume entstehen, die auch von Vereinen genutzt werden dürfen? Ist es sinnvoll, Raum für Krippen- und Hortplätze einzuplanen? Reicht ein Provisorium, um vorübergehende Spitzen abzudecken, oder würden dadurch die Kosten langfristig höher ausfallen als mit einer nachhaltigen, energetisch sinnvollen Lösung? Macht es Sinn, Wohnen im Alter, einen Jugendraum oder ein Feuerwehrdepot in ein Projekt zu integrieren?
Umsetzung bis 2029 geplant
Die eingegangenen Anregungen und Ideen können auf dem Tool noch bis zum 23. April rund um die Uhr ergänzt und gegeneinander abgewägt werden. Danach wird der Gemeinderat die Resultate auswerten und die Erkenntnisse am Politapéro vom 30. April mit der Bevölkerung teilen. Ziel ist es, dann an der Sommer-«Gmeind» einen Planungskredit und im Folgejahr den Baukredit sprechen zu können. Gemäss dem gemeinderätlichen Fahrplan würde der Neubau dann bis 2029 realisiert. In der Zwischenzeit wird der Mehrbedarf an Schulraum durch Container für zwei Klassen in Bünzen abgedeckt. Natürlich kamen an der Kickoff-Veranstaltung im Schulhaus-Foyer auch die Kosten zur Sprache. Ohne zu wissen, was überhaupt gebaut werde, liessen sich diese nicht beziffern, hielt Alex Lötscher fest, um dann doch noch eine «Hausnummer» zu nennen: Mit etwa drei Millionen Franken müsse man sicher rechnen. Über die Kreisschule werden die Investitionen der beiden Gemeinden in den Schulraum durch Mieteinnahmen von den jeweils anderen abgegolten. Eine Stimme aus dem Saal rief dazu auf, nicht von Kosten zu sprechen, sondern von einer Investition in die Zukunft.
Die Frage, was von all dem Wünschenswerten man sich dann wirklich leisten kann und will, darf auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden: «Denkt gerne einen Schritt weiter, denkt auch ruhig mal zu gross», lud der Gemeinderat die Dorfbevölkerung ein. Schliesslich wolle ein Bauprojekt mit einem Zeithorizont von über 40 Jahren gut überlegt sein. «Wir freuen uns auf vier Wochen Eifer und Ideenreichtum», so Alex Lötscher.