Schon früh mit Politik in Kontakt
17.10.2023 WohlenKarriere in der Fremde
Maja Reding, Gemeindepräsidentin Neftenbach
An ihren Vater erinnern sich noch heute ganz viele in Wohlen. Hansjörg Reding wirtete als Nachfolger seines Vaters Charles 40 Jahre im legendären Bahnhofbuffet. «De ...
Karriere in der Fremde
Maja Reding, Gemeindepräsidentin Neftenbach
An ihren Vater erinnern sich noch heute ganz viele in Wohlen. Hansjörg Reding wirtete als Nachfolger seines Vaters Charles 40 Jahre im legendären Bahnhofbuffet. «De Beizer» nannte man ihn. Und seine Beiz war der Treffpunkt der Wohler Politik – hier wurde über lokale Themen diskutiert und so manches Geschäft vorbereitet. Das hat auch auf die Tochter abgefärbt: Maja Reding Vestner ist heute selber politisch aktiv – sie ist Gemeindepräsidentin in Neftenbach. Ein Besuch bei ihr zu Hause. --red
Die in Wohlen aufgewachsene Maja Reding Vestner ist seit 2019 Gemeindepräsidentin im Zürcher Weinland
Es gab Zeiten, da wurde im Bahnhofbuffet die Wohler Politik mitbestimmt. In diesem Umfeld ist Maja Reding Vestner als Tochter des damaligen Wirts aufgewachsen. Heute ist sie selbst politisch tätig. In der Gemeinde Neftenbach im Bezirk Winterthur amtet sie als Gemeindepräsidentin.
Walter Minder
Vom Bahnhofbuffet ins Gemeindehaus. Man könnte auch schreiben: Von der Bünz an den Näfbach, durchf liesst doch der kleine Bach die bäuerlich geprägte Gemeinde am Südhang des Irchels. Im 5700-Seelen-Dorf wurde die in Wohlen aufgewachsene Maja Reding Vestner 2018 in den Gemeinderat Neftenbach gewählt, den sie seit September 2019 präsidiert.
Maja Reding? Bei diesem Namen dürfte es bei vielen Klick machen. Gerade alteingesessene Wohlerinnen und Wohler erinnern sich noch an jene Zeiten, in denen man sich im Bahnhof buffet traf, das 1923 von Charles Reding übernommen und nachher von seinem Sohn Hansjörg Reding bis 1995 weitergeführt worden war. Einige Jahre später wurde der beliebte Treffpunkt aus Personalmangel geschlossen und an dessen Stelle 2008 der Coop Pronto eröffnet. Maja Reding Vestner sagt heute: «Das Bahnhofbuffet war damals Dreh- und Angelpunkt der Wohler Politik, kein Wunder, haben mich politische Aktivitäten schon als Kind interessiert.»
Via Galapagos und Australien zum Ehemann
Nach einem längeren Aufenthalt in den USA reiste die Wohlerin nach Ecuador und auf die Galapagos-Inseln, wo sie ihren Mann Oliver Vestner erstmals traf. Der Zufall wollte es, dass es später in Australien erneut zu einer Begegnung kam, «und da hat es gefunkt». Nach der Rückkehr in die Schweiz lebte sie mit ihrer Familie zuerst in Watt bei Regensdorf, «2009 haben wir in Neftenbach bauen können und sind nun mit unserem heute 21-jährigen Sohn Simon bereits seit 14 Jahren hier zu Hause».
Schon bald trat sie dem 1982 gegründeten Verein Freie Wähler Neftenbach bei, heute die stärkste politische Gruppierung im Dorf. «Unser Ziel ist es, parteiunabhängig geeignete Kandidatinnen und Kandidaten für lokale Behördenämter zu motivieren und sie zu unterstützen.» Die Freien Wähler Neftenbach hätten das Wohl der Gemeinde und keine Parteipolitik im Fokus. Im siebenköpfigen Gemeinderat, in dem Sachpolitik an erster Stelle steht, gehören drei Mitglieder dem Verein an, «ein Zeichen dafür, dass wir das Vertrauen der Bevölkerung geniessen». Selbstverständlich erinnert sie sich auch an Peach Weber und die von ihm gegründete Gruppierung «Eusi Lüüt» – das habe durchaus Ähnlichkeit mit den Freien Wählern Neftenbach.
Das Geschehen in Wohlen interessiert sie heute noch
Auch wenn sie schon vor vielen Jahren aus Wohlen weggezogen ist, hat sie noch immer einen starken Bezug zu ihrer Ursprungsgemeinde. So lebt Mutter Rose Reding an der alten Bahnhofstrasse und arbeitet als Freiwillige im Café vom Bifang, «eine tolle Institution. Mein Vater und meine Grossmutter Klärly Jenny wurden hier sehr gut betreut!» Sie pflegt zudem viele Freundschaften in Wohlen und erwähnt speziell auch Karin Koch Sager vom Bestattungsinstitut Koch.
Auch zu Personen aus dem Umfeld ihres 2006 verstorbenen Vaters Hansjörg Reding hat sie immer wieder Kontakt. Er war talentierter Fussballer, Ehrenmitglied des FC Wohlen und 1973 Ehrenkammerer. «Natürlich interessiert mich auch, was in der lokalen Politik passiert. Ich kenne Wohlen noch immer inund auswendig und brauche keinen Kompass, um mich im Dorf nicht zu verirren. Und ich pflege meinen Freiämter Dialekt auch hier im Zürcher Weinland.» Auch zum Dorfteil Anglikon hat sie familiäre Beziehungen. «Mein Grossvater mütterlicherseits war Färbmeister bei der Textilfärberei Schärer im Winkel und ich habe ihn und seine Familie mit meinen Eltern oft besucht.»
Profitiert von der Umfahrung
Heute aber ist Neftenbach ihre Heimat. Das Dorf hat sich im Leitbild «Gemeinde mit Weitsicht» aufs Banner geschrieben. «Wir wollen in unserer Arbeit als Behörde im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte möglichst gleichwertig berücksichtigen.» Eine Herausforderung ist die Tatsache, dass zu Neftenbach neben der Kerngemeinde sechs Aussenwachten gehören – vom Industriegebiet Tössallmend bis zum Dorfteil Höfe mit seinen vier Siedlungen. «Es ist manchmal eine Herausforderung, die unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen der Dorfteile unter einen Hut zu bringen.»
Neftenbach ist eine lebendige Gemeinde mit sehr guter Infrastruktur – vom Schwimmbad über Tennis- und Fussballplätze bis hin zum Pumptrack im Dorfzentrum. Am Südhang des Irchels liegt das Schloss Wart, umgeben von bekannten Weingütern, zahlreiche Vereine tragen zum aktiven Dorf leben bei. Das Orts- und Weinbaumuseum wird intensiv als Eventlokalität genutzt, die Dorfjugend trifft sich im Jugendtreff Inpoint. Zur Schulinfrastruktur gehört auch eine Sekundarschule, zudem bestehen sehr gute ÖV-Verbindungen nach Winterthur mit seinen Weiterbildungsmöglichkeiten. Dank der Umfahrungsstrasse konnte der Durchgangsverkehr deutlich reduziert werden, «ein wichtiger Beitrag zur tollen Lebensqualität in Neftenbach». Und etwas, wovon Wohlen schon lange träumt.




