Richner ist neuerdings auch Beizer in Davos
21.01.2025 Region UnterfreiamtDas berühmte Café Schneider ist neu in Freiämter Besitz – und wird von einem Star-Gastronomen geführt
Vor wenigen Wochen eröffnete das «Hugos» in Davos und wird vom Gastro-Profi Jann Hofmann geführt. Wie kam es dazu, dass André Richner das Lokal kaufte?
«Wenn man nicht im Café Schneider war, dann war man nicht in Davos», so lautet ein Spruch der Einheimischen. Die Geschichte des Lokals ist über 100 Jahre alt. Und sie ist eindrücklich.
«Nazis und Hunde unerwünscht»
Ein Beispiel: Davos war einst eine Nazi-Hochburg. Nirgends in der Schweiz gab es im Verhältnis zur Bevölkerung mehr Nazis als hier. Das Café Schneider wurde damals zum Zentrum der antideutschen Bewegung in Davos. Über dem Eingang wurde angeblich ein Schild angebracht mit der Aufschrift: «Deutsche und Hunde unerwünscht». Erika Mann (Tochter der Schriftstellers Thomas Mann) schrieb Theaterstücke, die im Café aufgeführt wurden. Und auch der russische Grossfürst Dmitri Romanow war eine Zeit lang Stammgast. Die Liste der historischen Geschehnisse und berühmten Gäste könnte noch verlängert werden.
«Ich wollte nicht, dass es ein Mitbewerber kauft»
Seit 1915 gehörte dieses Café der Familie Schneider, die mit einer Konditorei/Confiserie grosse Bekanntheit erlangte. Im Jahr 2014 baute die Freiämter Firma Richnerstutz AG das Restaurant erstmals um – wegen des WEF. So auch die Folgejahre. 2023 stand die Liegenschaft zum Verkauf. Und Richner schlug zu. Grund: «Ich wollte nicht, dass es ein Mitbewerber kauft und den Betrieb einstellt.» Also kaufte er das Café Schneider (Erdgeschoss und drei Untergeschosse). Erstanden wurde es mit der Firma Davos Works Brand GmbH (wo Richner Verwaltungsratspräsident ist).
Sämtliche Mitarbeiter wurden übernommen. Von September bis November 2024 wurde das Restaurant umgebaut und ein neuer Look wurde ihm verpasst. Der grossen Geschichte soll weiterhin Rechnung getragen werden – und dennoch soll das Lokal in modernem Licht erscheinen. Aus dem Café Schneider wurde das «Hugos». Dies, weil der letzte Besitzer der Familie Schneider den Vornamen Hugo trug. Das neue Motto: «Alpine Kitchen meets Urban Soul». Das Restaurant hat rund 100 Sitzplätze im Innenbereich und im Winter zusätzlich 120 Plätze in einem Holz-Chalet. «Das ‹Hugos› soll wieder ein Treffpunkt für Einheimische und Touristen werden», sagt Richner. In der Hochsaison hat das «Hugos» (das aktuell wiederum für das WEF umgebaut wird) sieben Tage geöffnet, in der Zwischensaison fünf Tage.
Restaurantleiter ist Jann Hoffmann. «Ein riesiger Glücksfall. Ein Gastro-Profi», sagt Richner. Hoffmann ist in Davos aufgewachsen, prägte jahrzehntelang die Zürcher Gastro-Szene mit seinem Restaurant «Boy» und war auch der Radio-Koch der Sendung «SRF3 chocht fein». Hoffmann sagt: «Ich freue mich auf diese Herausforderung. Für mich als Davoser ist es schön, wieder in der Heimat zu sein.» Als er vom neuen Chef die Anfrage erhielt, der Leiter des «Hugos» zu werden, habe er diesen «André Richner» gegoogelt. «Ich sah den Slogan ‹Nichts für schwache Nerven› und dachte mir: Das ist genau mein Ding.» Hoffmann, ein aufgestellter Typ, will gemeinsam mit seinem Team und Neu-Beizer André Richner hinkriegen, dass der Spruch nun heisst: «Wenn man nicht im ‹Hugos› war, dann war man nicht in Davos.» Hoffmann und Richner meinen: «Das kriegen wir hin.»
500 Mittagessen
Der Gastro-Profi Jann Hoffmann wäre in diesen WEF-Tagen eigentlich arbeitslos. Das «Hugos» (siehe Text links) wird umgebaut und für das WEF benötigt. Aber Hoffmann wird anders eingesetzt. Für die Mitarbeiter der Freiämter Firma Richnerstutz AG (inklusive der vielen Freelancer) kochen er und sein Team des «Hugos» jeden Tag 500 Mittagessen. Dafür wurde das katholische Pfarreizentrum in Davos gemietet, das (aufgrund des WEF) über eine grosse Küche verfügt und einen Saal, der Platz bietet für über 100 Menschen. «Das ist kein gewöhnliches Pfarreizentrum», sagt Hoffmann lachend.
«Eine Logistikschlacht»
Jeden Tag 500 Mittagessen zu koordinieren, sei «eine Herausforderung». Und – wie so vieles in diesen Tagen – «eine Logistikschlacht». Hoffmann sieht, wie die Firma «Richnerstutz» hier in Davos arbeitet, und meint: «Das ist einfach beeindruckend.» Er selbst ist in Davos aufgewachsen, war dann viele Jahre in Zürich zu Hause und lebt nun wieder mit seiner Familie in Davos. Zum Wandel seines Heimatdorfes während der Winter- und WEF-Zeit sagt er: «Acht Monate lang sind wir ein Dorf mit etwas über 10 000 Einwohnern. Im Winter ist Davos für vier Monate eine Stadt mit 50 000 Menschen. Und während des WEF ist sowieso alles anders.» --spr