Reine Strategiepflege kostet weniger
20.02.2024 Mutschellen, LeserbriefeZu «Streit um Stellenprozenterhöhung» in der Ausgabe vom 16. Februar
In den kantonalen Grundsätzen zur Organisationsform jeder Aargauer Gemeinde steht: «Der Gemeinderat führt die Geschäfte.» In der aktuellen Abstimmungsbroschüre ...
Zu «Streit um Stellenprozenterhöhung» in der Ausgabe vom 16. Februar
In den kantonalen Grundsätzen zur Organisationsform jeder Aargauer Gemeinde steht: «Der Gemeinderat führt die Geschäfte.» In der aktuellen Abstimmungsbroschüre aber schreibt der Beriker Gemeinderat: «Der Verwaltungsleiter entlastet den Gemeindeammann vollumfänglich von der operativen Führungsarbeit und nimmt neben der fachlichen auch die personelle Führungsverantwortung wahr.»
Im Umkehrschluss heisst das, dass der Gesamtgemeinderat die wichtigere Hälfte seiner Verantwortung an die neue Funktion abtritt, was sich eigentlich auf seine Entlöhnung auswirken sollte. Reine Strategiepflege kostet weniger.
Die Gemeinde Berikon fällt mit der Unsitte auf, für alles und jedes externe Berater, Gutachter und Ingenieure beizuziehen und unsinnige Studien zu bezahlen, ja sogar die Gültigkeit bestehender rechtlich längst abgesicherter Bauzonen lässt sie begutachten. Fremdaufträge werden erlassen, sogar, wo es um die Abnahme bewilligter erstellter Bagatellbauten geht – Frage: Wo ist die Bauverwaltung? Konkret: Im Beriker Budget 2024 sind 373 000 Steuerfranken für solche extern vergebenen Aufträge eingestellt. Rudolfstetten-Friedlisberg schafft das mit 13 800 Franken und Widen sieht 51 304 Franken vor.
Da kommt ein naheliegender Gedanke auf: Würde der neu geschaffene Verwaltungsleiter zu diesem Budgetposten sagen wir 300 000 Franken einsparen, wäre er sein Geld schon wert. Aber damit wären die Vakanzen Gemeindeschreiber und sein Stellvertreter, Chef und Stellvertreter Einwohnerkontrolle noch nicht vom Tisch.
Zudem sollte der Gemeinderat seine Kommunikation mit dem eigenen Volk dringend bezüglich Transparenz überdenken. Sein Versagen äussert sich nur schon darin, dass er «die Weiterentwicklung der Kommunikation mit der Bevölkerung» auch an den Verwaltungsleiter abschieben will. Bestes Beispiel: die Entlöhnung ebendieses Verwaltungsleiters. Auf hartnäckige Nachfrage an der Gemeindeversammlung war nur ein Rahmen genannt: zwischen 150 000 und 180 000 Franken. Der gültige Lohn samt Nebenkosten wie Spesenbezügen, Pensionskassenbeiträgen etc. ist aktuell nicht bekannt.
Immerhin ist die Abstimmungsfrage für das Referendum vom 3. März auf dem Stimmzettel klar formuliert: «Wollen Sie der Stellenprozenterhöhung im Bereich Verwaltung (100 Stellenprozente) zustimmen?» Meine Antwort heisst Nein.
Felix Baur, Alt-Gemeinderat, Berikon